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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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bedeutete, daß sie überlebten, wenn die anderen ins Gras bissen.
    Das Ganze war in Hundertschaften, in Centurien, aufgeteilt, zumindest dem Namen nach, denn die 18 Centurien der Gruppe I zum Beispiel waren im Vergleich zu den anderen so schwach besetzt, wie die Oberprima von Eton gegenüber einer saftigen Volksschulklasse.
    Das konnte den Infanteristen im Kriegsfälle völlig gleich sein, denn wenn sich zwei reiche Herrschaften eine Centurie nannten, so blieben sie eben doch nur zwei Herrschaften. Aber — und jetzt kommt das große Aber: Wenn die gleiche Centurieneinteilung im Politischen beibehalten wird und nicht jeder Bürger, sondern nur jede Centurie eine Stimme hat (und das war so), dann stimmt nicht mehr der Bürger ab, sondern das Bankkonto. Sie dürfen raten, von wem diese Erfindung ausging.
    Die Geschichtsschreibung nennt sie der Einfachheit halber »Servianische Verfassung«, obwohl Servius Tullius sicher nichts weiter dazu beigetragen hat, als mit dem Kopf zu nicken.
    Servius soll bis 534 v. Chr. — und das wären wieder schöne vierundvierzig Jahre — regiert haben. Es ist eine lange Zeit, und sie hatte manches in der »Weltlage« verändert.
    Im Reich der Etrusker, besser gesagt, im Bundesgebiet der etruskischen Städte, stimmte einiges nicht mehr so wie früher. Die Po-Ebene konnte nicht gehalten werden: keltische Völkerschaften brachen über die Alpen herein und besetzten die fetten Städte bis herunter zu Felsina (Bologna); im Süden bekamen die Aeguer und Volsker, Verwandte der Latiner, den Rappel, stiegen von den Bergen des Apennin herunter und versuchten, ans Meer zu gelangen. Die griechischen Kolonisten um Neapel schlossen Geheimbündnisse gegen die etruskisch regierten Orte in ihrer Nähe und wiegelten die latinische Bevölkerung auf. Warum? Ja, warum. Vielleicht fürchteten sie, gefressen zu werden. Vielleicht wurden sie beständig zur See gereizt. Die Etrusker hatten bei den Griechen einen gepfefferten Ruf. Sie galten als Korsaren und man hielt sie auch für die Erfinder des gefürchteten Rammdorns am Schiffsbug. Ihre Rollkommandos kreuzten in der Tat beständig umher; die Namen der beiden Meere, Tyrrhenisches und Adriatisches, leiten sich von ihnen ab: Tyrrhenoi ist das griechische Wort für Etrusker, und Adria war ihr östlicher Haupthafen.
    Daß die Griechen als geborene Lügner übertrieben, ist sicher, aber ihre permanente Wut über die Etrusker zeugt zumindest von einem erbitterten wirtschaftlichen Konkurrenzkampf. Es ging um nichts Geringeres als die Eisen-, Kupfer- und Bleiminen Italiens, Sardiniens und Elbas.
    Dann gab es noch eine dritte Macht, die sich abstrampelte, nach vorn zu kommen: Karthago, an der Küste Afrikas.
    So war die Lage, als Servius Tullius starb und Tarquinius Superbus den römischen Thron »bestieg«. Wie er das machte, wissen wir nicht. Vielleicht in aller Ruhe, wenn er ein Sohn des toten Königs oder ein Enkel des alten Tarquinius war.
    Den Beinamen »Superbus«, der hier leider nichts mit dem französischen »vorzüglich« zu tun hat, sondern »hochfahrend« und »arrogant« heißt, hat ihm die spätere Republik verliehen, und der Verdacht liegt nahe, daß dies der erste Fall von Rufmord in der römischen Geschichte war. Der schlagende Beweis für den Hochmut dieses Mannes soll eine gewisse rustikale Sex-Affäre gewesen sein. Wenn sie nicht albern erfunden wäre, würde ich sie Ihnen sogar erzählen.
    Ansonsten ist vierundzwanzig Jahre lang nichts von ihm bekannt.
    Im fünfundzwanzigsten allerdings ereignete sich dafür etwas umso Sensationelleres: Die Monarchie wurde gestürzt, Tarquinius Superbus vertrieben.
    Das hatte er nun von seinem Hochmut!
    Das Jahr, in dem dieses Ereignis stattgefunden haben soll, war angeblich 510 v. Chr. Eine verdächtige Zahl. 510 wurde in Athen der »Tyrann« Hippias gestürzt und anderswo sicher auch noch jemand, wenn man mal nachblättern würde. Es scheint ein Weltspartag gewesen zu sein. Die moderne Geschichtsschreibung setzt das Ende der römischen Königszeit eine Generation später an. Die Begründung ist denkbar einleuchtend: Der Umsturz — Tarquinius war Etrusker — muß mit dem Zusammenbruch der Macht des etruskischen Bundes zusammengefallen sein. Denn — und das ist nun eine arge Enttäuschung für jeden braven Demokraten — die Römer wollten sich gar nicht von der Monarchie befreien, sondern von der Fremdherrschaft. Die Etrusker wollten sie lossein. Und das hätten sie 510 noch nicht geschafft. Sie schlugen

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