Cäsars Druide
die Helvetier einholen. Wie werden sie sich verhalten?«
»Sie werden Gesandte zu dir schicken, Cäsar.«
Cäsar nickte. »Du sollst das Gespräch mit den Gesandten übersetzen und anschließend das dreizehnte Kapitel schreiben. Ruh dich jetzt aus.«
Als ich mit Wanda gehen wollte, fragte er mich, ob ich noch einen Wunsch habe.
»Ja«, entgegnete ich, »schenk mir das Leben des Sklaven Fuscinus.«
»Fuscinus?«
Ich nickte.
»Wieso willst du ausgerechnet den Kopf von Fuscinus retten?«
»Wenn Fuscinus mir das Leben verdankt, wird er mir ewig treu sein.«
Cäsar überlegte kurz, dann gab er den Befehl, den Sklaven Fuscinus sofort zu töten. »Merke dir, Druide, du solltest dich nie für jemanden einsetzen, der sich gegen Cäsar gewandt hat.«
Als ich Cäsars Zelt verließ, hing Fuscinus immer noch am Kreuz. Aber er schwieg. Drei Pilen hatten seine Brust durchbohrt.
Einer von Cäsars Burschen führte uns zu unserem Zelt, das die Sklaven der Schreibkanzlei bereits aufgeschlagen und hergerichtet hatten. Der Boden war mit sauberem Stroh und Fellen ausgelegt. Erschöpft legten wir uns nieder. Lucia beschnupperte das Inventar.
»Jetzt sind wir wieder zu Hause«, lächelte ich verlegen und legte meinen Arm um Wandas Hüfte.
»Ja, Herr«, schmunzelte Wanda.
Vor unserem Zelt tauchte plötzlich die Silhouette eines großen Menschen auf. Während das lederne Dach lichtundurchlässig war, waren die Wände eines Offizierszeltes aus hellem Leinen, welches Licht durchließ. Aber wer war der Kerl, der da um unser Zelt herumschlich und die Figur eines germanischen Gladiators hatte. Plötzlich hörten wir ihn rufen: »Druide Korisios, ich muß dich sprechen.«
Ich löste mich von Wanda und richtete mich auf. »Komm rein!« rief ich.
Ein Turm von Mensch trat in unser Zelt. Er trug die einfache Tunika eines Sklaven. Er war so groß, daß er gebückt stehen mußte, um mit dem Kopf nicht an das Lederdach zu stoßen.
»Ich bin Krixos, Sklave der zehnten Legion und persönlicher Besitz des Prokonsuls. Ich bin ein Geschenk an dich. Der Prokonsul will sich damit für deine Dienste bedanken.«
Er platzte beinahe vor Stolz. Wanda und ich wechselten erstaunte Blicke.
»Wo sollen wir dich denn unterbringen?« war mein erster Gedanke. Es verging schließlich keine Nacht, in der Wanda und ich uns nicht leidenschaftlich liebten.
»Keine Sorge«, lächelte Krixos freundlich, »ich werde uns ein größeres Zelt besorgen. Der Lagerpräfekt hat uns eines in Aussicht gestellt. Bis dahin werde ich draußen schlafen.«
»Sag uns, was du kannst, Krixos!«
»Ich reinige regelmäßig das Zelt und die Kleider, ich besorge das Essen und bereite es zu. Ich koche übrigens vorzüglich, Herr, und wenn dich jemand belästigt, breche ich ihm sämtliche Knochen.«
»Kannst du noch mehr?« fragte ich skeptisch.
»Aber sicher, Herr. Ich kann geräuschlos Wachen erwürgen, griechische Verse aufsagen und eigentlich alles beschaffen, was man mit Geld bezahlen kann.«
Ich nickte ihm anerkennend zu. »Krixos heißt du also, wie der berühmte Mitstreiter des Spartacus.«
Crassus, Roms reichster Mann, hatte Spartacus vor rund dreizehn Jahren vernichtend geschlagen. Mein Onkel Celtillus hatte damals als Söldner in Crassus' Heer gedient. Aber der Senat hatte nicht Crassus den begehrten Triumphzug gestattet, sondern Pompeius, der auf dem Nachhauseweg noch ein paar Sklaven niedergemetzelt und das Gerücht verbreitet hatte, er, Pompeius, habe in Wirklichkeit den Sklavenaufstand beendet. Ja, Cäsar hatte durchaus recht. Was nützt ein Sieg auf dem Schlachtfeld, wenn man ihn nicht publik machen kann? Ich denke, daß man die Bedeutung von Cäsars Kriegsberichten gar nicht hoch genug einschätzen kann. Und ich war einer seiner Schreiber. Und ich schlief in einem Offizierszelt, hatte eine Geliebte, einen bärenstarken und gebildeten Sklaven und einen Sold, der mir erlaubte, meine Schulden zurückzuzahlen. Irgendwie hatten meine Götter meine Hilferufe erhört.
»Hast du einen Wunsch, Druide?«
»Ja, Krixos, bring uns heißen Würzwein und Brot.«
Krixos verneigte sich freundlich und verließ das Zelt.
»Was sagst du dazu?« fragte ich Wanda.
Sie nickte anerkennend. »Deine Götter legen sich mächtig ins Zeug! Hast du ihnen etwa gedroht?«
»Kommt ihnen doch zugute, wenn sie meinen Körper als Wohnung benutzen«, grinste ich.
Draußen herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, und die vielen Silhouetten, die an unserem Zelt vorbeihuschten, nahmen uns die
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