Cäsars Druide
der Dank für die außergewöhnliche Gunst, die Cäsar und das römische Volk dir gewährt haben? Wenn du meine Einladung zu einer Unterredung nicht annehmen willst und auch Beratungen über gemeinsame Angelegenheiten ablehnst, dann stelle ich, Cäsar, die Forderungen. Erstens wirst du keine weiteren Scharen über den Rhenus nach Gallien führen. Zweitens wirst du den Sequanern erlauben, den Häduern ihre Geiseln zurückzugeben. Drittens wirst du nicht mehr gegen Häduer oder Sequaner kämpfen. Kommst du diesen Forderungen nach, werden Cäsar und das römische Volk stets in Frieden mit dir leben. Kommst du den Forderungen nicht nach, gilt …« Cäsar forderte Trebatius mit einem Blick auf, den relevanten juristischen Text gleich selbst zu diktieren: »… gilt der Senatsbeschluß aus dem Konsulatsjahr des Marcus Messala und Marcus Piso, daß der Statthalter der gallischen Provinz, soweit er dies ohne Nachteil für den Staat tun kann, die Häduer und die anderen Bundesgenossen des römischen Volkes beschützen muß.«
Cäsar nickte Trebatius anerkennend zu. Er schickte den Boten weg und diktierte einen Brief an den Senat, worin er dringend darum ersuchte, den heimkehrenden Helvetiern den Titel ›König und Freund des Römischen Volkes‹ zu verleihen und sie damit zu Bundesgenossen zu machen. Er brauchte ihre Reiterei im Kampf gegen Ariovist.
Labienus betrat das Zelt. »Die Soldaten werden unruhig, Cäsar. Man munkelt, du willst Ariovist angreifen.«
»Wenn die Helvetier im täglichen Kampf gegen die Germanen bestanden haben, werden wir es wohl auch schaffen. Und jetzt sind meine Legionen kampferprobt. Was willst du mehr, Labienus?«
»Einen plausiblen Grund, Cäsar!«
»Ich kann den Helvetiern nicht vorschreiben, in ihre Heimat zurückzukehren, und sie dann im Stich lassen. Ich kann den Hilferuf unserer häduerischen Bundesgenossen nicht überhören. Und wenn ich die Probleme im Norden nicht löse, habe ich sie bald in der Provinz Narbonensis. Dann hat sie Rom!«
»Ich werde das den Offizieren mitteilen«, antwortete Labienus. »Aber sag mir, wie du Ariovist besiegen willst. Seine Reiterei ist vergleichbar mit der Reiterei der Helvetier. Haben wir jemals die Reiterei der Helvetier geschlagen? Nein! Und wer sagt dir, daß uns nicht auch noch die Helvetier und Sequaner in den Rücken fallen, wenn wir Ariovist angreifen?«
»Weil wir Ariovist mit der sequanischen und helvetischen Reiterei angreifen werden. Das ist in deren eigenem Interesse.«
»Dann beeil dich, daß der Senat die Helvetier zu Bundesgenossen macht. Sonst hast du sie im Rücken.«
Der Disput zwischen Cäsar und Ariovist schien in eine regelrechte Brieffreundschaft auszuarten. Ariovist schrieb erneut zurück. Er teilte Cäsar mit, daß es das Recht des Siegers sei, mit den Besiegten nach Belieben zu verfahren. So würden auch die Römer mit den Besiegten verfahren. Ariovist betonte, daß er dem römischen Volk keine Vorschriften mache, und daß das römische Volk deshalb auch nicht das Recht habe, ihm Vorschriften zu machen. Die Häduer seien ihm nun mal tributpflichtig geworden, weil sie das Kriegsglück versucht und in offener Schlacht verloren hätten. Cäsar begehe ein großes Unrecht, wenn er Ariovists Einnahmen schmälern wolle. Er werde deshalb den Häduern ihre Geiseln nicht zurückgeben, aber auch nicht gegen sie in den Krieg ziehen, wenn sie ihren jährlichen Zahlungsverpflichtungen nachkämen. Sollten sie sich jedoch weigern, zu bezahlen, dann würde ihnen der Titel ›Freunde des Römischen Volkes‹ wenig nützen. Und wenn ihn Cäsar warne, dann möchte er ihn nur daran erinnern, daß er selbst bislang immer siegreich aus jedem Kampf hervorgegangen sei. Ariovist höhnte, Cäsar möge sein Glück nur versuchen, wenn er dazu Lust habe. Er werde schon erfahren, was die unüberwindlichen Germanen, die waffengeübtesten Leute, die seit vierzehn Jahren nicht mehr unter einem festen Dach lebten, mit ihrer Tapferkeit vermochten.
Cäsar war außer sich vor Wut. Noch nie war er einem Mann begegnet, der ihm derart unverfroren die Stirn bot. Er las das Schreiben, das ich zusammen mit Wanda für ihn ins Lateinische übersetzt hatte, zweimal durch und bat mich, den Inhalt weitgehend identisch in die regelmäßig erscheinende Rechtfertigungsschrift über den Gallischen Krieg zu übernehmen.
Er baute dabei noch ein paar neue Klagen und Bitten der Häduer ein und ergänzte diese mit Beschwerden der germanischen Treverer. Ich weiß nicht, ob ein
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