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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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oder zuwenig Achtung und Aufmerksamkeit entgegengebracht hatte, und natürlich sollte die Nachwelt ihn ewig als besten Menschen zwischen Himmel und Erde in Erinnerung behalten. Im Angesichts des Todes waren sie nachdenklich, melancholisch und gefühlvoll zugleich. Vielleicht muß ich mich an dieser Stelle noch genauer ausdrücken, diese Legionäre litten nicht an einer unheilbaren Krankheit. Nein, sie hatten Angst vor Ariovist. Ihr Mut hatte sie verlassen. Sie verabschiedeten sich von ihren Angehörigen!
    Cäsar war wütend, als er am nächsten Morgen erfuhr, was sich in der vergangenen Nacht ereignet hatte. Jeder einigermaßen schreibkundige Mensch war um seinen Schlaf gebracht worden. Im ganzen Lager gab es praktisch keine unbeschriebenen Papyrusrollen mehr. In einzelnen Zeltgemeinschaften sollen sich wahre Dramen abgespielt haben. Junge Legionäre, die sich in Weinkrämpfe gesteigert hatten, waren von ihren Kollegen bewußtlos geschlagen worden, andere hatten sich bereits etwas voreilig die Pulsadern aufgeschnitten.
    Während Cäsar den Berichten des Lagerpräfekten zuhörte, schüttelte er immer wieder heftig den Kopf. Schließlich schrie er: »Was hab ich für eine Scheißarmee!«
    »Acht Legionäre haben ihren Selbstmordversuch überlebt …«
    »Verbindet ihre Wunden, laßt sie danach öffentlich auspeitschen und zwei Tage lang nackt am Pranger stehen. Dabei sollen sie einen Hasen in den Armen halten! Und dann setzt sie eine Woche auf Gerstenkost!«
    Gerste war das übliche Kraftfutter für Pferde und Maultiere. Wer auf Gerstenkost gesetzt wurde, wurde öffentlich erniedrigt, weil er mit seinem Verhalten die Würde der Legion beschmutzt hatte. Nackt am Pranger zu stehen, mit irgendeinem lächerlichen Gegenstand, das war üblich in der Legion. Während der Lagerpräfekt die weiteren Vorfälle der vergangenen Nacht berichtete, bat ein junger Kriegstribun um ein Gespräch mit Cäsar. Der junge Mann gehörte zu jenen Tribunen, die dem Rittergeschlecht entstammten und wohl oder übel ein oder zwei Jahre in einem Heer dienen mußten, damit sie in Rom Karriere machen konnten. Während die einen mit der Zeit eingefleischte Militaristen wurden, die den Geruch von Knoblauch und Soldatenstiefeln den feinen Parfüms der Senatoren vorzogen, blieben die meisten ein Häufchen Herrensöhne, das jeden Schmutz und jede Anstrengung vermied und selbst beim Stuhlgang auf offenem Feld den Aristokraten herauskehrte. Der junge Mann, der hier vortrat, gehörte zu letzteren. Er war ein enger Freund jenes Tribuns gewesen, der vom Sklaven Fuscinus vergewaltigt und ermordet worden war. Er hieß Gaius Tullus und stank nach Parfüm. Seine Hände waren von den Salben und vom Nichtstun geschmeidig und zart. Der schmale Purpurstreifen auf seiner frischen Tunika war makellos geglättet. Stolz bat er Cäsar um die Bewilligung eines Urlaubs. Sein Vater liege im Sterben.
    »Dein Vater liegt im Sterben?« fragte Cäsar.
    »Ja«, antwortete der junge Tribun mit staatsmännischer Miene. »Ich muß so schnell wie möglich nach Rom. Wann kann ich abreisen?«
    »Und woher weißt du, daß dein Vater im Sterben liegt?« fragte Cäsar.
    »Meine Mutter hat mir geschrieben.«
    »Zeig mir den Brief.«
    Der Tribun lief rot an, doch schnell faßte er sich wieder und reckte gekränkt den Kopf.
    »Dieses Schreiben, Cäsar, ist mir leider … verlorengegangen. Im Feuer. Aber du wirst wohl nicht ernsthaft am Wort eines Gaius Tullus zu zweifeln wagen.«
    »Im Feuer …«, wiederholte Cäsar. »Das macht nichts, Tribun, ich habe nämlich auch einen Brief von deiner Mutter erhalten.«
    Der junge Tribun schien in keiner Weise überrascht. Mit einer Handbewegung wischte er ein imaginäres Stäubchen von seiner Tunika, als wolle er damit ausdrücken, daß man ihm nichts anhaben konnte.
    »Deine Mutter teilt mir in ihrem Brief mit, daß dein Vater leider bereits verstorben ist. Du sollst hierbleiben, für deine Familie Ehre einlegen … und dich wie ein Mann benehmen!« Die letzten Worte schrie Cäsar.
    »Kann ich den Brief meiner Mutter … ich meine, den Brief, den meine Mutter, dir, Cäsar, geschrieben hat …«
    »Auch dieser Brief ist verlorengegangen, Tribun! Im Feuer. Du wirst es nicht glauben, aber er ist im Feuer verlorengegangen. Und du wirst doch nicht ernsthaft am Wort eines Juliers zweifeln!«
    Der Tribun stand da wie ein Tölpel.
    »Du kannst gehen, Gaius Tullus, aber niemand von deiner Familie soll jemals wieder einen Julier um einen Gefallen bitten.

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