Cäsars Druide
lachte Gaius Oppius. »Ich glaube, die Dame ist mittlerweile fast so bekannt wie unser Prokonsul.«
»Und wißt ihr, wer mir diese erotische Pfefferschote empfohlen hat?« fragte Mamurra. Alle kicherten bereits leise vor sich hin.
»Die Dame des Hauses?« fragte Oppius.
»So ist es«, sagte Mamurra in das laute Gelächter, »das ist der letzte Dienst, den sie mir vor Bibracte erwiesen hat.«
»Vielleicht könnten wir gelegentlich zur Sache kommen«, sagte Cäsar ungeduldig. Er trat neben Balbus, ließ sich vom Diener einen Becher Wein reichen und nippte daran. Er schaute Balbus eindringlich an. Cäsar hatte genug von diesem ganzen Geschwätz. Er wollte Neuigkeiten, Fakten. Balbus nickte, während er noch schnell einen Becher Wein leerte und nach geräucherten Gallierwürsten verlangte.
»Cäsar, deine Kanzlei leistet miserable Arbeit. Du würdest gescheiter Julia in den Senat schicken und auf dem Forum gallische Räucherwürste und dieses unverschämt gute luftige Weißbrot verteilen lassen. Das wäre überzeugender! Was nützen alle Siege auf dem Schlachtfeld, wenn du den Krieg der Meinungen und Stimmungen verlierst?«
Das Lachen war uns plötzlich vergangen. Dankbar griffen wir nach dem verdünnten Wein, den die Sklaven brachten.
»Sprich endlich! Was erzählt man sich in Rom?«
Cäsars Stimme klang scharf und zornig. Balbus ließ einen klangvollen Rülpser entweichen und überbrachte dann endlich die sehnlichst erwarteten Neuigkeiten.
»Seit dein Kettenhund Clodius Volkstribun geworden ist, haben sich die Sitten geändert. Cicero ist zwar endlich in der Verbannung, aber mir wäre es lieber gewesen, Clodius hätte weiterhin nachts mit seinen Schlägertrupps in den Gassen politische Gegner erschlagen.«
»Arbeitet er denn gegen uns?« fragte Cäsar erstaunt.
»Nein«, rief Balbus, »nicht gegen uns, aber der Narr legt sich mit Pompeius an. Mit unserem großen Alexander der Neuzeit, der untätig in Rom sitzt, ohne Amt und Heer! Seine einzige Beschäftigung ist die Bewirtung des armenischen Prinzen Tigranes, den er bei sich in Geiselhaft hält. Und was macht Clodius? Er befreit den Prinzen Tigranes und verhilft ihm zur Flucht. Dabei weiß er doch ganz genau, daß er nichts unternehmen darf, was das Triumvirat Cäsar, Pompeius und Crassus belasten könnte. Damit treibt er einen Keil zwischen Pompeius und dich. Du mußt dich entweder für Clodius und gegen Pompeius oder gegen Clodius und für Pompeius entscheiden. Ich hab dich stets vor Clodius gewarnt! Er ist so berechenbar wie ein besoffener Gallier.«
Cäsar reagierte wütend. »Und was sagt Crassus dazu?«
»Nichts«, lachte Balbus, »er wird jeden Tag fetter und reicher. Er ist froh, wenn du seinen Sohn weiterhin als Legaten in deinem Heer beschäftigst. Er hält nämlich Gallien für eine Goldgrube.«
»Soso«, murmelte Gaius Oppius, »mir scheint, Crassus hat das Streben nach Ruhm und Ehre aufgegeben.«
»Aufgegeben?« spottete Cäsar. »Der Dicke weiß einfach, daß man sich weder auf dem Schlachtfeld abmühen noch im Senat heiser reden muß, um Rom zu beherrschen. Geld allein genügt. Er setzt sein Geld ein wie die Götter den Regen. Was genehm ist, wird bewässert, der Rest kann verdorren.«
»Wird denn Pompeius zum Problem?« fragte Gaius Oppius.
»Ich habe ihm meine einzige Tochter, Julia, zur Frau gegeben!« antwortete Cäsar an Balbus' Stelle, als wären damit alle Probleme gelöst.
»Die Ehe soll sehr gut sein. Es soll sogar Liebe sein! Stell dir das vor, man spricht in Rom von Liebe!« schmatzte Balbus.
Cäsar nickte befriedigt und fuhr dann fort: »Ohne Heer und Amt kann Pompeius nicht die Seite wechseln. Und solange ich hier Krieg führe, habe ich auch die Legionen, die ich brauche.«
»Ja«, pflichtete Gaius Oppius bei, »wir brauchen diese Legionen, um in Rom überleben zu können. Selbst wenn wir wollten, wir können uns nicht einfach in die Provinz Narbonensis zurückziehen, die Hälfte unserer Legionen abgeben und Statthalter spielen. Wir brauchen diesen Krieg in Gallien. Damit wir unsere Legionen behalten können.«
»Hm«, brummte Balbus, »Cäsars Krieg stößt in Rom auf geteilte Reaktionen. Die meisten Senatoren sagen, daß man keinen Krieg führen darf, der nicht zuerst angedroht und dann erklärt worden ist. Und eine Kriegserklärung ohne vorherigen Senatsbeschluß finden sie geradezu unerhört. Man spricht in Rom von einem Skandal, Cäsar! Du weißt, daß es dir gesetzlich verboten war, ohne Vollmacht des Senats die
Weitere Kostenlose Bücher