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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Disziplin immer schwieriger. Es war unmöglich, die Legionäre von der Bevölkerung fernzuhalten. Egal ob die Soldaten Eier kauften, auf den Märkten flanierten oder sich in Gasthöfen mit jungen Sequanerinnen vergnügten, sie kamen alle kreidebleich zurück. Überall wurde nur noch von den bärenstarken Germanen gesprochen, die angeblich nackt in finsteren Wäldern übernachteten und sich von rohem Fleisch ernährten. Noch niemand hätte sie besiegt, sie seien wie riesige Bestien, von Göttern erschaffen, um die Menschheit zu bestrafen, und selbst wenn man sie mit Pila durchbohre, kämpften sie weiter, bis sie ihrem Gegner die Rippen zerquetscht hätten. Ja, selbst wenn man ihnen den Kopf abschlug, würden sie noch lachen, so rauh und tief dröhnend, daß man nachts, von Alpträumen geplagt, aus dem Schlaf gerissen würde und tagelang nichts mehr essen könne. In den Wirtshäusern wurden jene alten Gallier, die schon mal mit den Germanen gekämpft hatten, umlagert wie siegreiche Wagenlenker in Rom. Gebannt lauschte man ihren Erzählungen, hing wie hungrige Fledermäuse an ihren Lippen, beobachtete mit Gänsehaut, wie sie zum Sprechen ansetzten, während sie wie versteinert ins Leere starrten. »Ja«, erzählten sie, »gar oft bin ich ihnen begegnet, das ist wahr, aber wir konnten nicht mal den stechenden Blick ihrer Augen ertragen …« Ein Raunen erfüllte dann den Raum, und jemand befahl dem Wirt, noch einen Krug Roten zu bringen.
    Wanda und ich, wir hatten nicht wirklich Angst. Die Nächte gehörten uns. Kaum hatte ich die Arbeit in der Kanzlei erledigt, eilte ich in unser Zelt, wo mich Wanda erwartete. Meistens lag sie bereits nackt unter dem Fell. Ich riß mir die Kleider vom Leib und ließ mich in die Arme meiner Geliebten sinken. Mal liebten wir uns zärtlich und sanft, mal feurig und wild, mal setzte sich Wanda auf mich und hielt mich an den Armgelenken fest, mal spreizte sie ihre Beine und umklammerte meinen Rücken, setzte sich auf den Tisch oder streckte mir ihr Gesäß entgegen. In diesen Augenblicken war es mir einerlei, ob Cäsar in Gallien war oder Ariovist in Rom. In Wandas Armen verlor alles andere an Bedeutung. Wir waren absolut verrückt nacheinander. Wenn ich ihre Zunge auf meinen Lippen spürte, vergaß ich alles, was zwischen Massilia und Rom lag. Zum Glück waren wir im Quartier der Offiziere untergebracht. Sie hatten ihre Sklavinnen dabei oder ließen sich Sequanerinnen ins Lager bringen. So gab es weder Neid noch Mißgunst. Krixos ließ sich nichts anmerken. Ich denke, so gerissen wie dieser Bursche war, hatte er bestimmt ausreichend Gelegenheit, sich mit anderen Sklavinnen zu vergnügen. Doch in jener Nacht rief er meinen Namen.
    »Herr! Du hast Besuch, es ist wichtig!«
    Verärgert löste ich mich von Wanda und küßte nochmals ihre Scham.
    »Wer ist es?« fragte ich ungeduldig.
    »Der Ritter Publius Considius!«
    Das war der nervöse Kerl, der seinerzeit vor Bibracte Labienus' Männer auf dem Hügel mit Helvetiern verwechselt hatte und deshalb nicht ganz unschuldig am merkwürdigen Schlachtverlauf gewesen war. Er hatte seine Strafe, drei Wochen außerhalb des befestigten Lagers leben zu müssen, im Gegensatz zu manchen seiner Kameraden, überlebt. Aber der Kerl war immerhin Reiterführer gewesen. Also warf ich mir einen Wollmantel über und trat ins Vorzimmer.
    Krixos stand verlegen unter dem Vordach und hob die Plane, die den Eingang bedeckte, hoch.
    »Er sagt, es sei dringend, Herr!«
    Und wie dringend! Publius Considius schob Krixos beiseite und trat in das Vorzimmer.
    »Schreiber, ich will sofort mein Testament machen. Ich bezahle dir dafür zwei Silberdenare!« Seine Lider waren dunkel und schwer, und der Angstschweiß hatte die Fransen auf seiner Stirn verklebt. Ich war einigermaßen überrascht.
    »Drei Denare!« zischte Publius Considius.
    »Danach bin ich an der Reihe«, flüsterte ein Legionär, der frech den Kopf zwischen die Lederplanen beim Eingang steckte. Ich sah, daß vor meinem Zelt eine ganze Menge dunkler Gestalten standen. Dem Geflüster nach zu urteilen, kamen immer neue dazu. Ich ließ mir also von Krixos eine Fackel und ausreichend Papyrusrollen bringen und wies jeden einzelnen darauf hin, daß er das Testament morgen vom Lagerjuristen Trebatius Testa beglaubigen lassen mußte. Bis in die frühen Morgenstunden schrieb ich den Letzten Willen von Dutzenden von Legionären nieder. Jeder wollte noch etwas Gutes tun, einen Menschen berücksichtigen, dem er Unrecht getan

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