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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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scherzte Aulus Hirtius, »er hätte seine Gegner nicht bestochen. Sondern erstochen.« Alle lachten und ließen sich von den Sklaven ihre Becher nachfüllen.
    »Das Gesetz des Marktes«, philosophierte Labienus, »gilt auch in der Politik. Cäsar hat bereits nach einem Kriegsjahr in Gallien genug Gold, um die nächsten Tribune zu kaufen. Sie werden seinen Kopf retten, indem sie sein Prokonsulat in vier Jahren nochmals um fünf Jahre verlängern. Dann hat er die Immunität, die er braucht.«
    »Das bedeutet lediglich, daß das Problem weitere fünf Jahre aufgeschoben wird. Danach steht er wieder am Abgrund. Und dann?«
    »Dann wird er seine Legionäre entlassen, und jeder einzelne wird ein kleiner Crassus sein. Dann werden sie Cäsar nicht den Prozeß machen, sondern ihn zum Gott erheben!«
    »Ja«, sinnierte Labienus, »Cäsar ist bereits das Opfer der von ihm geschaffenen Sachzwänge geworden. Rom kann er nur mit Tributzahlungen, Beutegut, frischen Sklaven und ständig neuen Siegen zum Schweigen bringen. Aber neue Siege kann er nur mit neuen Rechtsverletzungen erreichen. Manchmal scheint mir, als habe Cäsar in Gedanken bereits den Rubico überschritten.«
    Der Rubico war der Grenzfluß zwischen Italien und der römischen Provinz Gallia Cisalpina in der Poebene. Es war einem römischen Feldherrn verboten, diese Grenze mit seinen Legionen zu überschreiten. Ein Zuwiderhandeln wäre als Bedrohung Roms und als Beginn einer Tyrannei betrachtet worden.
    »Ja«, murmelten einige nachdenklich, »Labienus hat recht. Für Cäsar ist der Rubico nur ein Fluß.«
    Auch Aulus Hirtius pflichtete Labienus bei: »Weißt du, Labienus, Sulla hatte schon recht, als er damals die Senatoren vor diesem lose gegürteten Jüngling warnte. In Cäsar steckt tatsächlich mehr als ein Markts!«
    »Worüber wollen wir uns eigentlich beklagen?« warf Marcus Mamurra ein. »Cäsar ist von den Göttern begünstigt. An seiner Seite werden wir zu Ruhm und Reichtum gelangen. Was kümmern uns seine Gesetzesbrüche? Wieso sollen wir kein Recht haben, uns auf seine Seite zu schlagen, wenn es selbst die Götter tun?«
    »Du hast recht, Mamurra«, erwiderte Gaius Oppius. »Vergeßt nicht, daß Cäsar über 20 Millionen Sesterzen Schulden hatte, als er seine Statthalterschaft als Propraetor in Hispania ulterior antrat. Ohne Crassus' Bürgschaft wäre er seinen Gläubigern nicht entkommen! Und wie kam er aus Spanien zurück? Als steinreicher Mann! Ich will damit sagen, wenn Cäsar Gallien verläßt und nach Rom zurückkehrt, wird er reicher sein als Crassus!«
    Labienus nickte. »So wird es sein. Und nachdem wir die Helvetier und Germanen besiegt haben, wird das übrige Gallien nicht anstrengender sein als ein gemütlicher Bummel über das Forum Romanum.«
    Die Stimmung unter den jungen Tribunen und Offizieren hatte sich gewandelt. Alle waren überzeugt, daß man Gallien im Handumdrehen erobern und ausplündern würde.
    »Wieso bist du so sicher, daß der Krieg hier weitergeht?« fragte ein junger Tribun, der schon lange zu Wort kommen wollte. »Kennst du Cäsars Pläne?«
    »Wenn ihr mich fragt«, spekulierte Lucius Speratus Ursulus, »wenn ihr mich fragt, dann geht der Krieg in Gallien noch vier Jahre weiter. Warum führt Cäsar seine Legionen nicht in die Provinz zurück? Was haben wir hier oben verloren? Weit und breit keine Feinde? Was sollen wir in dieser Wildnis außerhalb der römischen Provinz?« Und der Primipilus der zehnten preßte die schmalen Lippen noch fester aufeinander und gab selbst die Antwort: »Wir sind hier, weil der Winter uns zwingt, den Krieg zu unterbrechen. Aber im Frühling werden wir genau dort weitermachen, wo wir im Herbst aufgehört haben. Und es wird keine Meuterei mehr geben. Denn es gibt im ganzen Heer keinen einzigen Mann, der behaupten könnte, er hätte vor diesem gallischen Krieg auch nur eine Sesterze mehr verdient. Unter Cäsar wird selbst ein Legionär zum Crassus! Bereits im ersten Jahr hat jeder mehr verdient als in vier Jahren bei Pompeius.«
    Der Primipilus hatte wohl recht. Mittlerweile fragte kein einziger mehr nach der Rechtmäßigkeit von Cäsars Privatkrieg. Jedem Legionär war klar, daß Cäsar diesen vom Senat nicht gebilligten Krieg weiterführen würde. Gab es denn sonst einen Grund, in Vesontio zu bleiben?
    Das Essen im Winterlager war abwechslungsreich, ja, ausgezeichnet. Auf den Märschen gab es meistens Puls, diesen polentaähnlichen Weizenbrei, der mit Salz, Gewürzen und geräuchertem Speck

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