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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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murmelte Cäsar. »Mein Grammaticus, Antonius Gripho, hat mir seinerzeit erzählt, daß Druiden nur Wasser und Milch trinken.«
    »Ja«, versuchte ich mit klarer Stimme zu antworten, »das ist schon richtig, der Wein ist für uns kein Genuß-, sondern ein Heilmittel. Wir benutzen ihn zu kultischen Zwecken. Es versteht sich von selbst, daß auch wir Druiden … eh …« Ich hatte den Faden verloren. Die letzten Worte hatte ich ohnehin nur noch gelallt.
    »Badet ihr auch darin?« fragte Cäsar mit leidender Miene, während er angeekelt die Nase rümpfte. Ratlos glättete ich meine vom Wein durchnäßte Tunika über den Knien. Der Küchenmeister brachte einen Krug Falerner und schenkte mir einen Becher ein. Der Schlaumeier hatte ihn stark verdünnt. Aber zu seinem Glück war er bereits wieder hinausgeschlichen. Cäsar lachte leise vor sich hin. Dann sagte er: »Wenn ich das richtig verstehe, Druide, dann sauft ihr keinen Wein, ihr sauft Heilmittel.« Cäsar kicherte leise, vorsichtig, als befürchte er durch die kleinste Erschütterung eine Verstärkung seiner Kopfschmerzen. Ich trank meinen Becher in wenigen Zügen leer und beobachtete nun aufmerksam jede Regung in Cäsars Gesicht. Das heißt, ich saß da wie versteinert, nahm zur Kenntnis, daß ich nicht vom Stuhl kippte, und glotzte Cäsar an. Er lag immer noch auf der Liege, den rechten Arm über den geschlossenen Augen. Würden sich die Lippen dunkelblau verfärben, oder würde sich zuerst die Halsmuskulatur zu einem ausgedörrten Rebstock verzwirnen? Würden die Hände zittern und die Bewegungen fahrig werden, oder würde er einfach Wasser lassen und geräuschlos in die Anderswelt hinübergleiten? Vielleicht würde er auch toben und schreien und lauthals nach der Prätorianergarde verlangen oder den Verstand verlieren und den Marsch nach Britannien befehlen. Meine Zunge war bereits pelzig und trocken. Ich sehnte mich nach süßen Früchten und Honig und frischem Wasser … Und nach frischer Luft und einem Stück Wiese, um mich zu übergeben. Mir war heiß, und das Herz pochte bis in den Hals hinauf. Ich schwitzte aus allen Poren warmen, klebrigen Schweiß, der nach abgestandenem Wein stank.
    »Druide«, sagte Cäsar plötzlich mit einer verblüffenden Leichtigkeit in der Stimme. Er setzte sich auf die Kante seiner Liege und schaute mich fast heiter an. Seine Augen suchten erneut meine Komplizenschaft, während seine Hand mein Knie berührte, »Druide«, wiederholte er, »die Schmerzen sind aus meinem Körper gewichen.«
    Ich überlegte, ob Fumix kurz vor seinem grausamen Sterben auch ein kurzes Gefühl von Glück und Erleichterung empfunden hatte, aber ich konnte mich an nichts Derartiges erinnern. Fumix war wie eine tollwütige Ratte, schäumend und zuckend, verendet. Nein, Cäsar war wohlauf. Langsam fragte ich mich ernsthaft, ob die Auswahl der Kräuter und die Zubereitung überhaupt eine Rolle spielten. Entschieden die Götter nicht ohnehin nach eigenem Gutdünken und Ermessen? Oder war ich ganz einfach ein bemitleidenswerter Dilettant, der alles sein und können wollte, und deshalb nichts richtig beherrschte? Oder liebten mich die Götter so sehr, daß sie mein Opfer nicht annahmen und deshalb auch Cäsar am Leben ließen? Diese Variante war natürlich auch nicht übel. Aber ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte. Es half nichts. Tief in mir spürte ich eine ungeheure Schmach. Ich fühlte mich von den Göttern erniedrigt und gedemütigt. In diesem Augenblick war mir wirklich zum Heulen zumute. Und kotzübel.
    »Mir scheint«, scherzte Cäsar, »als würden mir selbst deine Götter beistehen.«
    Cäsar hatte meine rechte Hand ergriffen. Er hielt sie fest, fast zärtlich. Liebevoll strich er mir über den Handrücken und lächelte mich an, dankbar. Meine Gefühle und Empfindungen verwirrten mich. Mir war, als würde ich Cäsar in diesem Augenblick alles verzeihen, was ich ihm jemals vorgeworfen hatte. Hatten mich meine Götter erniedrigt, damit ich mich zornig von ihnen abwandte? Hatten sie mich gedemütigt, damit ich Cäsar um so bereitwilliger in mein Herz schloß? Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich aber, daß ich mich leicht nach vorn beugte und mit beiden Händen seine Hand ergriff. Ich war endgültig Cäsars Druide geworden.
    Ich war stolz, Cäsars Anerkennung gefunden zu haben. Manch einer in Rom hätte Millionen von Sesterzen dafür ausgegeben. Cäsar ließ meine Hand los und erhob sich. Es schien so, als hätte ein unsichtbarer Regen alle

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