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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Stufen zur Akropolis hoch. Überall herrschte ein reges Treiben, weit entfernt von der Trägheit oder dem Chaos eines keltischen Oppidums. Die Bürger trugen weiße Togen, die Frauen ärmellose Tuniken mit einer römischen, saumbestickten Stola als Übergewand. Einige hatten trotz der milden Temperaturen eine Palla übergeworfen. Auffallend war auch der viele Schmuck, den die Leute trugen. Einige Frauen hatten sich die Haare rötlich oder blond gefärbt, so, als wollten sie das Aussehen der Barbarinnen im Norden vortäuschen. Ich hatte den Eindruck, daß diese Frauen bei den vorbeigehenden Männern einen ganz besonderen Eindruck hinterließen.
    Zwischen den Tempeln der Artemis und des Apollo setzten wir uns auf eine Treppe und berieten nochmals unser Vorgehen. Basilus gab einmal mehr seine düsteren Visionen zum besten. Irgendwie fiel ihm stets eine noch verflixtere Variante ein, wie wir an Kretos scheitern könnten. Ich zappelte bereits wie ein Fisch auf dem Trockenen. Jede Sklavin erregte meine Aufmerksamkeit. Unzählige gingen in ihren schlichten einfarbigen Tuniken die Treppen rauf und runter. Wie sehr würde sich Wanda verändert haben?
    Kretos besaß mehr als ein einfaches Stadthaus. Es war eine riesige zweistöckige Villa. Der Garten war kaum zu überblicken. Er mußte Dutzende von Sklaven beschäftigen, die Tag und Nacht jeden einzelnen Strauch verstümmelten. Denn alles in seinem Garten war mit der Schere verhunzt worden. Eckige Hecken, runde Büsche, geometrisch angeordnet, inmitten von Springbrunnen und Wasserbecken. Es sah aus wie das Werk eines Geistesgestörten. Ich bin sicher, daß sich die Götter in einem kegelförmig verstümmelten Busch nicht wohl fühlen! Und all diese Statuen! Kretos hatte sich tatsächlich Abbilder von seinen Göttern erstellen lassen! Purer Unsinn. Schön waren eigentlich nur die Mosaiken im griechischen Stil, die den breiten Eingang zur Villa zierten. Aber sie stellten Tierhetzen da, Löwen, die Hirsche zerrissen. Basilus und ich lästerten den ganzen Weg durch den Park bis vor Kretos' Tor. Dann verstummten wir plötzlich. Ich kriegte kaum noch Luft.
    Ein allobrogischer Sklave tauchte zwischen den säulenartig geschnittenen Hecken links und rechts des Hauptportals auf und fragte nach unseren Wünschen.
    »Wir wollen die germanische Sklavin Wanda sprechen«, platzte ich heraus. Der Sklave schien überrascht. Er bat uns zu warten. Er würde sie holen. O Götter, dachte ich, ich werde euch ganze Schiffsladungen opfern, wenn Wanda in wenigen Augenblicken tatsächlich vor mir erscheint! Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, sofort mit ihr wegzulaufen. Aber was war mit den seltsamen Gesetzen in Massilia? Ich mußte Wanda freikaufen. Ich mußte ein korrektes Geschäft abwickeln. Ich verlor schier den Verstand, wenn ich daran dachte, daß ich womöglich in Wandas Gegenwart ihren Preis aushandeln mußte – und Kretos würde mir süffisant lächelnd mitteilen, daß mein Geld nicht reichte!
    »Ich habe dich erwartet, Korisios.«
    Ich verlor vor Schreck beinahe das Gleichgewicht.
    Kretos stand vor mir, kleiner und runder, als ich ihn in Erinnerung hatte. Seelenruhig betrachtete er mich mit seinen vom Wein geröteten Augen. »Lange hat es gedauert, aber ich wußte, daß du eines Tages kommen würdest.«
    Kretos' Gelassenheit hatte etwas Beunruhigendes. Etwas Bedrohliches. Dann kam er langsam auf mich zu und umarmte mich. Es war kein Gefühl dabei. Ich bereute zutiefst, daß ich Basilus nicht allein geschickt hatte.
    Er bat mich und Basilus in seine Villa. Unauffällig folgte uns ein kräftiger Sklave. Er war jung und groß, vermutlich ein Illyrier. Am Gurt trug er den gebogenen Dolch der Wagenlenker. Er dient zum Durchschneiden der um den Körper geschlungenen Zügel, wenn der Wagen bricht und der Athlet von den durchgehenden Pferden über den rauhen Sand geschleift wird. Kretos bat uns, im Atrium Platz zu nehmen. Die hohe Eingangshalle war angenehm kühl. Die kunstvoll bemalten Wände zeigten Szenen von Gladiatorenkämpfen, Wagenrennen und Tierhetzen. Auch die Mosaike am Boden zeigten ähnliche Szenen. Offenbar war Kretos ein großer Bewunderer der öffentlichen Spiele, und ich zweifle nicht, daß er die Möglichkeit wahrnahm, als Bürger von Massilia an den Spielen in Rom teilzunehmen.
    »Nun«, begann Kretos nuschelnd, während zwei nubische Sklavinnen schneegekühlten griechischen Weißwein und gallisches Brot brachten, »was kann ich für dich tun, Korisios?«
    »Ich bin hier, um dir

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