Cäsars Druide
Vieh auf den großen Sklavenmarkt, der inmitten der Zeltstadt vor Alesia entstanden war. Die Händler hatten hohe Holzpodeste errichtet, die von allen Seiten über mehrere Stufen bestiegen werden konnten. Es war wohl Ironie des Schicksals, daß mir die Götter von meinem mittlerweile ausgetrockneten Schlammloch aus eine vorzügliche Sicht auf die Sklavenbühne gewährten. Tag für Tag das gleiche Schauspiel. Tausende von Sklaven, die hinaufgeführt, angepriesen und verkauft wurden. Wollte man den Verkäufern glauben, so gab's wohl auf der ganzen Welt nirgends so viele gesunde und gebildete Kelten wie hier um Alesia herum. Einige Contubernien und Kohorten verkauften ihre Sklaven gleich im Dutzend. Das war den Sklavenhändlern am liebsten. Aber einige Narren glaubten tatsächlich, mit einem einzigen keltischen Sklaven das Geschäft ihres Lebens zu machen.
Eines Tages führte ein untersetzter Legionär mit bulligem Nacken einen hochgewachsenen, athletischen Kerl auf die Holzbühne. Er wollte tatsächlich tausend Sesterzen für ihn! Man stelle sich das mal vor. In wenigen Tagen wurden hier weit über hunderttausend Kelten verkauft, die Preise waren längst in den Keller gesackt, und da kam so ein griesgrämiger kleiner Legionär mit der Schnauze eines massilotischen Kampfhundes und verlangte tausend Sesterzen! Die Händler und Schaulustigen grölten vor Vergnügen. Doch das wiederum beleidigte den stolzen Kelten! Er brüllte, so laut er konnte, daß er einer der mutigsten Männer Galliens sei und daß er es in Rom mit jedem Gladiator aufnehmen würde. Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor. Aber mein Gedächtnis war bereits abgesoffen. Ich war komplett betrunken. Ich kratzte mir den Dreck von den Wangen und schaute angestrengt zur Sklavenbühne hinüber. Der Kerl hatte Humor. Er hielt tatsächlich einen Vortrag! Gerade teilte er der amüsierten Zuhörerschaft mit, daß er ein raurikischer Fürst sei und sein Bruder ein bedeutender Druide, so bedeutend, daß er in Cäsars Kanzlei gedient habe. Mit einem Schlag war ich hellwach!
»Was ist?« fragten die beiden Buben neben mir. »Brauchst du neuen Wein?«
»Nein«, sagte ich. »Habt ihr schon mal einen Sklaven gekauft!«
»Nein, ehhh …«, sagte der eine zögernd.
»Doch«, widersprach sein Freund. »Gib uns Geld, und wir kaufen, was du willst!«
Vorsichtig nahm ich ein paar Münzen aus meinem rechten Schuh. Ich hatte das Geld überall verteilt. Kein Mensch sollte sehen, daß ich immer noch eine ansehnliche Summe hatte. Beide Buben hielten mir die Hände entgegen.
»Aber paßt auf«, schrie ich zornig. »Denkt bloß nicht, ich hätte nicht bemerkt, daß ihr mir seit einigen Tagen den Wein verdünnt! Ich bezahle einen ganzen Schlauch, und ihr kauft bloß einen halben und füllt den Rest mit Wasser auf!«
Die Buben liefen rot an. Der eine wollte sich entschuldigen, aber der keckere ergriff gleich das Wort: »Weißt du, wir haben das bloß für deine Gesundheit getan! Wenn du stirbst, verlieren wir unseren besten Kunden!«
»Lauft los, und kauft mir diesen Verrückten da oben!«
Die beiden Buben nahmen das Geld und rannten los. Währenddessen hörte ich, wie jemand vierhundert Sesterzen bot. Einer bot fünfhundert. Basilus verlor nun endgültig die Nerven. Er tobte und brüllte herum und zerrte an seinen Fesseln. Er sei mindestens zweitausend Sesterzen wert. Jemand schrie, da sei ja ein griechischer Dichter noch billiger zu haben. Plötzlich wurde es ruhig, und gleich darauf brach schallendes Gelächter aus. Ich hörte die Stimme des einen Buben, ohne jedoch seine Worte zu verstehen. Dann sah ich, wie sie unter dem Gelächter der Händler und Gaffer auf das Holzpodest stiegen.
»Lacht nicht so blöd!« schrie der eine Bub wütend, jetzt konnte ich ihn bis hierher verstehen. »Unser Herr ist ein vornehmer Druide. Er sitzt drüben im Gasthaus und hat uns beauftragt, den Kelten zu kaufen.«
Basilus schien verwirrt. Irgendwie waren alle verwirrt. Der Legionär schien zu überlegen. Einige riefen, er solle sich beeilen. Unten an der Treppen standen Hunderte von Legionären mit ihren Sklaven Schlange. Während der Morgen den professionellen Sklavenhändlern gehörte, die die Gefangenen kohortenweise aufkauften, gehörte der Nachmittag den Einzelkämpfern.
»Nimm es oder laß es sein!« schrie der Junge, der nie um eine Erklärung verlegen war, den Legionär an. Ich sah, wie der Römer das Geld in die Hand nahm und sorgfältig prüfte.
»Wie wollt ihr allein mit
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