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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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in meine Arme. Nie zuvor in meinem Leben hat mich ein größeres Glücksgefühl durchströmt. Ich küßte sie leidenschaftlich, wich etwas zurück und umfaßte ihre Schultern, damit ich sie besser sehen konnte, ihre Augen, ihr Lächeln, ihren Mund, dann fielen wir uns erneut in die Arme und preßten uns aneinander, während wir leise unsere Namen flüsterten. Wanda wußte noch nichts. Einmal schaute sie über meine Schulter zu Kretos hinüber.
    »Danke!« rief sie ihm zu. »Danke, Kretos!«
    Doch er schien ungerührt und murmelte, sie müsse sich nicht bei ihm bedanken, sondern bei mir. Das war der Augenblick, in dem Wanda verstand, daß etwas faul war. Daß ich mein Leben für das ihrige gegeben hatte. Daß ich mich in die Knechtschaft begeben hatte, um sie zu befreien. Ich mag die nachfolgenden Szenen eigentlich nicht beschreiben. Schon der Gedanke daran schnürt mir die Kehle zu. Es war, als hätte Wanda mit dem unverhofften Wiedersehen das höchste Glück erfahren, um wenig später in um so tiefere Verzweiflung zu stürzen.
    »Verschwinde, Wanda«, rief Kretos plötzlich. »Ich werde nach dem Richter und einem Zeugen rufen lassen. Wir werden einen Vertrag aufsetzen.«
    Wanda schaute ihn flehend an, doch Kretos schrie: »Noch bist du meine Sklavin!«
    Kretos mußte mittlerweile ein ziemlich bedeutender Mann geworden sein. Bereits wenige Stunden später stand ein dicker Mann im Speisezimmer, dessen Richterrobe sich über einem derart riesigen Bauch wölbte, daß man ständig wieder hinschauen mußte, weil man ein solches Mastergebnis für absolut unmöglich hielt. Er war um die vierzig, Sohn eines Allobrogers, und wie alle Neuen gab er sich massilianischer als jeder Einheimische. Zwei Gerichtsdiener blieben wie stumme Statuen neben dem Eingang zum Triklinium, einem geräumigen Speisezimmer mit sechs Liegesofas, stehen. Die Wände waren mit erotischen Motiven verziert. Der Richter begrüßte Kretos wie einen alten Freund. Offenbar war er oft hier zu Gast. Er erkundigte sich gleich nach einer bestimmten Sklavin, und Kretos antwortete, er habe das blaue Zimmer bereits herrichten lassen. Es stehe ihm anschließend zur Verfügung.
    »Worum geht's denn, Kretos?«
    Der Richter machte es sich auf einer Liege bequem und griff nach einer Traube, die eine Sklavin hereinbrachte. Mir war der Hunger vergangen. Obwohl ich lieber sitzend esse, legte ich mich ebenfalls auf eine Liege. Basilus, der ja unbedingt mein Sklave hatte sein wollen, blieb hinter meiner Liege stehen. Kretos legte sich auf das Sofa gegenüber und zeigte lächelnd auf mich. »Dieser junge Mann begibt sich freiwillig in die Sklaverei, um mit dem Erlös meine germanische Sklavin Wanda freizukaufen.«
    Der Richter lachte amüsiert. »Ist das tatsächlich dein Wunsch, Gallier?«
    Es paßte zu diesem Neumassilianer, daß er mich ›Gallier‹ und nicht ›Kelte‹ nannte. Dieser Richter war im Grunde genommen der lebende Beweis für Roms genialen Umgang mit der Bevölkerung in den eroberten Gebieten. Es genügte, die einheimischen Adligen mit wichtigen politischen Posten zu beschenken, um aus ihnen feurige Neupatrioten zu machen. Die meisten Völker haben das nie begriffen und ihre annektierten Gebiete und fernen Kolonien deshalb wieder verloren. Ich suchte den Blickkontakt zu Kretos' Gast. Ich wollte kämpfen. Vielleicht konnte er Kretos umstimmen.
    »Ja, Richter, ich hätte Kretos lieber in Gold bezahlt, aber er besteht darauf, daß ich sein Sklave werde.«
    »Oh, ich dachte, du bist Geschäftsmann, Kretos«, lächelte der Richter und schaute seinen Gastgeber amüsiert an.
    Kretos reagierte unwirsch. »Ich habe mir damals, als ich auf einem struppigen Maulesel durch Gallien ritt, geschworen, daß ich diesen kleinen Druiden eines Tages als Sklaven in meiner Schreibkanzlei haben werde. Ich habe auf diesen Tag gewartet!«
    »Wie du meinst«, sagte der Richter, während er geräuschvoll die duftenden Bratenstücke beschnupperte, die Sklavinnen auf Silbertabletts servierten. »Soll der Gallier die Möglichkeit haben, sich jemals wieder freizukaufen?«
    »Ja«, erwiderte Kretos, »zum fünfzigfachen Preis eines schreib- und sprachkundigen Galliers.«
    Der Richter verzog das Gesicht, als wolle er andeuten, daß er die Bedingungen etwas hart fand.
    »Das scheint mir ein ganz besonderer Gallier zu sein«, dröhnte eine sonore Stimme hinter uns. Wir drehten uns um. Zwischen den beiden Liktoren, die immer noch den Eingang zum Speisesaal bewachten, war ein großgewachsener

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