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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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skeptischen Seitenblick zu. »Bürger von Massilia?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Kretos, »als Bürger von Massilia darfst du dir in Rom die Spiele ansehen und auf den Rängen Platz nehmen, die den römischen Senatoren vorbehalten sind. Verstehst du, was es bedeutet, Bürger von Massilia zu werden? Wir haben zwar keine großen Armeen, aber als Kaufleute werden wir von Rom genauso geachtet wie gefürchtet.«
    »Wie lange werden dich deine Geschäfte mit Ariovist aufhalten?«
    »Ein halbes Jahr. Bleib mit deiner Sklavin so lange in Genava. Hast du genug Geld?«
    »Ja«, sagte ich stolz, »ich könnte damit sogar zwei Jahre in Rom leben.«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter und suchte nach Worten. Schließlich sagte er: »Wenn es dir in Genava langweilig ist, kannst du dich auch in Cäsars Heer um eine Anstellung bewerben. Wenn du in Cäsars Diensten stehst, werde ich auch immer wissen, wo du bist, und dich dann abholen, wenn ich aus dem Norden zurückkomme.«
    Kretos sah offenbar alles aus der Sicht des Händlers. Er teilte die Welt nicht in Kelten und Römer ein, sondern in interessante und weniger interessante Märkte.
    »Komm, Korisios, du solltest dir Cäsars Ankunft nicht entgehen lassen. Dann wirst du vieles besser verstehen. Ihr Kelten könnt Cäsar nicht aufhalten, dafür seid ihr viel zu zerstritten. Aber Massilia könnte es.« Er hob bedeutungsvoll die Augenbrauen. Seine Augen blickten geheimnisvoll, während er wie ein allwissender Gott lächelte. Ich lächelte zurück, obwohl ich von seinen Andeutungen überhaupt nichts verstand. Wir ließen uns von den Sklaven Wasserschüsseln zum Händewaschen bringen und verließen anschließend das Zelt.
    Gemeinsam ritten wir zum Südtor des allobrogischen Oppidums, in dem schon Hunderte von Menschen die Hauptstraße säumten. Römische Legionäre und Hilfstruppen drängten die Schaulustigen mit ihren Speeren und Schilden zurück und hielten die Straße frei.
    Als erste passierten allobrogische Kundschafter das Südtor. Diese berittene Hilfstruppe setzte sich meist aus Einheimischen zusammen. Wenig später trafen Kohorten der zehnten Legion ein. Ihre Schilder waren nicht wie üblicherweise auf dem Marsch mit Leder überzogen und am Rücken festgemacht, sondern griffbereit. Es war eine kampfbereite Legion. Offenbar wollte Cäsar für alle Eventualitäten gewappnet sein. Die Allobroger galten als launisch und aufständisch. Die nagelbeschlagenen Caligae der Legionäre und das Aneinanderreihen von Hunderten von Metallteilen erzeugten einen seltsamen, ja bedrohlichen Klang. Die Legionäre mußten in einem Gewaltmarsch hierhergebracht worden sein. Sie wirkten aber kaum von den Strapazen gezeichnet. Sie waren Härte und Disziplin gewohnt. Dafür wurden sie bezahlt. Sie marschierten in gleichmäßigem Schritt, jeweils vier Legionäre in einer Reihe. Ihre ovalen Schilde waren leicht nach innen gewölbt und reichten vom Kinn bis zu den Knöcheln. Doch im Gegensatz zu den Schilden der Zollbeamten waren die Schilde der zehnten Legion rot bemalt. Rot ist für uns Kelten die Farbe der Anderswelt, die Farbe des Sonnenuntergangs, die Farbe des Verderbens, die Farbe des Blutes, die Farbe der totalitären Macht. Die Männer dieser zehnten Legion waren nicht zu vergleichen mit den trägen Gestalten, die ich an der Rhodanusbrücke angetroffen hatte. Es waren Männer, die es gewohnt waren, gewaltige körperliche Anstrengungen ohne jedes Murren zu akzeptieren. Es waren Männer, die ihrem Feldherrn bedingungslos gehorchten. Es waren Cäsars Männer. Nicht Roms Legionäre. Cäsar hatte ihnen reiche Beute versprochen. Über die Herkunft der Beute hatte er sich allerdings ausgeschwiegen.
    »Heil dir, Cäsar!« Plötzlich erschallten außerhalb des Oppidums begeisterte Rufe: »Heil dir, Cäsar!« Ich sah, wie ein Mann auf einem Schimmel das Südtor passierte. Er ritt aufrecht und stolz. Er trug einen kunstvoll verzierten Muskelpanzer. Über den Schultern trug er einen roten Umhang. Links und rechts wurde er von berittenen Hilfstruppen flankiert. Hinter ihm folgten die Offiziere, Legaten, Tribune und Präfekten. Doch ich hatte nur noch Augen für den Mann auf dem Schimmel. Ich hätte gerne von ihm gesagt, daß er den Eindruck einer vollgefressenen Ratte machte, aber es wäre nicht wahr gewesen. Gaius Julius Cäsar war eine Erscheinung, die es in gewissem Sinne mit unserem glorreichen Divico aufnehmen konnte. Auch er verkörperte die Unerschrockenheit und den Todesmut der Kelten, auch er

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