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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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zusammen mit einigen seiner Freigelassenen, allesamt ehemalige griechische Sklaven, auf einem kleinen Hügel saß und den Legionären bei der Arbeit zusah. Wir setzten uns zu ihm.
    »Paß gut auf«, sagte Kretos, »ein römisches Legionärslager ist wie ein Spielzeug, das die Götter in die Wildnis fallen lassen. Jedes wird nach dem gleichen Schema errichtet. Egal wie lange die Legionäre marschiert sind, am Ende des Tages schütteln sie ein Legionärslager aus dem Ärmel ihrer Tunika.«
    Bereitwillig erklärte mir Kretos die Besonderheiten eines militärischen Lagers, während ich mir ernsthaft darüber Gedanken machte, wie eine Armee, die zu derartigen Leistungen fähig war, von einem Haufen undisziplinierter Kelten besiegt werden könnte.
    Nach einigen Stunden überragte das römische Militärlager bereits jedes keltische Oppidum an planerischer Intelligenz und Verteidigungskraft. Ich konnte es kaum glauben. Diese zehnte Legion war tagelang marschiert und hatte nun in wenigen Stunden eine regelrechte Stadt in die Wildnis gezaubert. Man durfte nicht daran denken, was geschehen würde, wenn diese Männer den Spaten mit dem Gladius tauschen würden. So klein, unbedeutend und machtlos hatte ich mich noch nie gefühlt.
    Kretos schien betrübt. Seine Augen waren still und melancholisch. »Korisios, es ist alles wahr, was man erzählt. Cäsar spricht nur noch von Gallia Aurifera. Das Gold interessiert die Legionäre bald mehr als die Mädchen.« Nach einer Weile fügte er überraschend hinzu: »Ich sollte in Gallien eine Filiale eröffnen, um die Legionäre mit den Produkten aus ihrer Heimat zu beliefern. Aber wo, Korisios? Wo wird Cäsar im Herbst sein Winterlager errichten?«
    Es war offenbar nicht der Krieg, der Kretos betrübte. Er hatte nur Angst, daß ihm ein Geschäft durch die Lappen ging. Er lächelte listig. »Ich brauche jemanden, der in Cäsars Dienste tritt und mir über alle Truppenbewegungen Bericht erstattet. Jemand, der Kontakte zu örtlichen Handwerkern knüpft und mir Listen von ihren Erzeugnissen schickt. Ich müßte auch wissen, welche Waren in welchen Gebieten rar, aber sehr gefragt sind. Ich müßte die Preise kennen, die man für einheimische Waren bezahlt, und die Preise, die man für Importgüter bezahlen würde.«
    Ich konnte diesen Kretos einfach nicht verstehen. Cäsar war dabei, das keltische Gebiet, das er Gallien nennt, mit einem Privatkrieg zu überziehen, und er überlegte, wie er damit Geld verdienen konnte. Was war los mit mir? Kretos schien meine Gedanken zu erraten. Er berührte mein Knie und redete eindringlich auf mich ein: »Korisios, ich bin kein Feldherr, ich bin Kretos, der Weinhändler aus Massilia. Ich habe keine Armeen. Ich kann Cäsar nicht daran hindern, etwas zu tun, was sein Ehrgeiz oder seine Schulden ihn zwingen zu tun. Ich kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen. Du kannst einen Sturm, der übers Land zieht, nicht aufhalten, Korisios, du kannst nur versuchen, ihn zu überleben.«
    Na ja, jeder Mensch denkt sich im Laufe der Jahre irgend etwas aus, um seine Handlungen zu rechtfertigen. Ich lächelte Kretos versöhnlich zu. Er hatte immerhin soviel Feingefühl gehabt, meinen Zwiespalt zu erkennen und darauf einzugehen. Wir vereinbarten, in den nächsten Tagen nochmals darüber zu sprechen. Lucia mochte ihn nicht sonderlich. Sie hatte nur Augen für ihre alte Mutter Athena.
    Wanda und ich ritten noch eine Weile den Rhodanus entlang, aber da es bereits dunkel wurde, beschlossen wir, es morgen nochmals zu versuchen. Allerdings hatte ich bereits so meine Zweifel, daß es irgendwo noch eine Furt gab, die nicht von Legionären besetzt war.
    Auf dem Rückweg ins Lager der Händler ritten wir an der abgerissenen Rhodanusbrücke vorbei. Überall waren allobrogische und kretische Bogenschützen, balearische Schleuderer und römische Legionäre in Stellung gegangen. Es war nicht zu übersehen, daß die Allobroger zwar ihren Dienst verrichteten, aber die Römer nicht sonderlich mochten. Und die Römer mißtrauten den unterworfenen Allobrogern zu Recht. Kein vernünftiger Feldherr wäre auf den Gedanken gekommen, in einem allobrogischen Oppidum zu übernachten. Sie waren für ihre spontanen Aufstände berühmt.
    In der Mitte des Flusses ragten nur noch die im Flußbett verankerten senkrechten Pfosten aus dem Wasser. Sämtliche Planken und Querverstrebungen waren bereits entfernt worden. Planke für Planke arbeiteten sich die letzten römischen Pioniertruppen ans eigene Ufer

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