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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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zurück, wo sich mittlerweile eine ansehnliche Zahl von Legionären in einer Reihe aufgestellt hatte, dicht nebeneinander, wie ein Palisadenzaun aus Fleisch und Blut.
    Die Nacht verbrachten wir in Niger Fabius' Zelt. Er erzählte uns mehr über Judäa, das Land und die Leute, und den Gott von Mahes Titianos. Ein einziger Gott war für Kelten, Germanen, Römer oder Griechen ungefähr so attraktiv wie die Vorstellung, sich ein Leben lang von ungewürzter Hirse und eingedicktem Mulsum zu ernähren.
    »Weißt du, Niger Fabius, bei uns wohnen die Götter in der Natur, in den Seen, Flüssen, Hainen, Sümpfen, in den Bäumen und Wäldern, in den schwarzen Quellen und den Steinen. Wir haben Dutzende von Göttern. Jeder sucht sich den Gott aus, mit dem er am besten kann, denn jeder Gott ist anders und hat seine Vorzüge und Nachteile. Der eine Gott trinkt gern, der andere reitet gern, der eine beschützt uns im Krieg, während uns der andere einen bösen Streich spielt. Aber Mahes' Idee von einem einzigen Gott …« Ich schüttelte den Kopf.
    Niger Fabius lächelte. »Es ist in der Tat eine sehr merkwürdige Religion. Während alle anderen Völker, die ich kenne, den von ihnen unterworfenen Stämmen ihre Götter lassen, beharren die Anhänger dieser seltsamen Religion darauf, daß es nur einen einzigen Gott gibt. Stell dir vor, es wäre die Religion der Römer: Die ganze Welt läge bereits in Schutt und Asche!«
    »Ja«, pflichtete ich ihm bei. »Man kann ein Volk besiegen, aber man darf es nicht seiner Götter berauben!«
    Niger Fabius winkte einem Sklaven. Jetzt, wo keine Römer mehr unter seinem Zeltdach speisten, gab's noch besseren Wein zu trinken: Falerner. Ich mache mir nichts aus Marken und Papyrusetiketten, aber wer jemals Falerner getrunken hat, weiß, wie schlecht alle gepanschten Weine sind, die er bisher getrunken und überlebt hat. Ich will sogar noch weitergehen und behaupten, daß möglicherweise der Falerner mich davon abgehalten hat, Druide zu werden. Ich meine das durchaus ernst. Zweitausend heilige Verse auswendig zu können ist schön und gut – Falerner ist besser.
    Im Laufe des Abends gesellte sich Kretos zu uns. Er hatte zu seinem Schutz einen Söldner mitgebracht. Er ließ ihn draußen vor dem Zelt warten.
    »Du solltest Sklavenhändler werden, Korisios«, brummte Kretos, als er sich niederließ und dankbar den Becher nahm, den ihm der Sklave reichte, »die können wenigstens alleine nach Rom laufen. Amphoren haben keine Beine.«
    »Aber Amphoren haben keine traurigen Gesichter«, rief ich und ließ mir noch einen Becher Falerner nachschenken. »Nie im Leben werde ich Sklavenhändler. Das schwöre ich bei Taranis, Esus und Teutates. Die Erde soll mich verschlucken, die Sonne verbrennen und der Wind aus meinen Lungen weichen, wenn ich die Unwahrheit sage«, posaunte ich mit gestenreichem Pathos.
    Wanda ließ sich nichts anmerken. Aber so, wie sie gelangweilt den Sklaven beim Nachschenken zuschaute, wußte ich genau, was sie dachte – daß ich mich zum Gespött machte. Was soll's. Welcher Gott schrieb mir vor, daß ich wie eine Salzsäule hier verharren sollte? Sucellos bestimmt nicht.
    Kretos schien übelgelaunt. Möglicherweise hatte er meinen Alkoholpegel noch nicht erreicht. Vielleicht hatte er auch woanders bereits zuviel getrunken und die melancholische Stufe erreicht, die kurz vor dem Katzenjammer einsetzt. Hastig schlang er einen Bissen nach dem anderen runter, schüttete den Falerner wie Flußwasser in sich hinein, und es machte ganz den Anschein, als habe dieser Weinhändler aus Massilia beschlossen, sich zu Tode zu fressen.
    »Wieso sollte Korisios Sklavenhändler werden?« fragte Niger Fabius. »Gegen die Händler aus Rom und Massilia kann er doch nicht antreten. Wie sollte er ein paar tausend Sklaven irgendwohin bringen? Die Sklavenhändler haben regelrechte Armeen von bezahlten Söldnern, die sie begleiten. Die verhandeln direkt mit Cäsar und kaufen ihm auf einen Schlag zwanzig-, dreißig- oder gar fünfzigtausend Sklaven auf einmal ab.«
    »Ich würde ihn anheuern«, sagte Kretos und schaute mich prüfend an, »ich habe genug Geld und Männer, um in den Sklavenhandel einzusteigen.«
    »Wenn auf einen Schlag fünfzigtausend Sklaven nach Rom gebracht werden, bricht der ganze Sklavenmarkt zusammen«, lachte ich. »Ich würde lieber etwas erfinden, eine Maschine, die zum Beispiel ganze Legionen vernichtet.«
    Kretos schielte mißmutig zu mir rüber. Ich glaube, daß er sich ernsthaft

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