Café der Nacht (German Edition)
höre ich kein Wort von dir. Ich habe keine Adresse, es ist unmöglich, dich zu erreichen. Das Schönste war damals, dich kaum einen Wimpernschlag, nachdem du weg warst, auf den Titelseiten mit irgend so einer Tussi knutschen zu sehen. Ich dachte mir, toll, das versteht er also darunter, dass er dich nicht vergessen will!“
Monroe hatte die Vorwürfe über sich ergehen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein vertrautes Blitzen, ein Schmunzeln in seinen Augen. Und da war es, das alte, unwiderstehliche Räubergrinsen. „Teufel auch. Du bist ja richtig sauer.“
„Glaub ja nicht, das wäre ich die ganze Zeit über gewesen. Ich hatte Besseres zu tun.“
„Hab ich mitbekommen. Ich habe deine Bücher gelesen.“
„Das hast du? Welche?“
„Alle.“
Maxim fühlte sein Herz unwillkürlich einen Schlag überspringen. Er konnte nicht fassen, d ass Monroe noch immer genau die selbe Wirkung auf ihn besaß. Als wäre nicht ein Tag vergangen. Er zwang sich, sich das nicht anmerken zu lassen. Stattdessen räusperte er sich und beschloss, die Sache zivilisiert anzugehen. „Möchtest du etwas trinken? Ich habe einen sehr guten Chianti hier.“
„Ich trinke nicht mehr. Ich bin trocken, Max. Schon fast zwei Jahre.“
Maxim nicke, erleichtert, es ihn sagen zu hören. Er konnte sehen, dass es wahr war, allen Gerüchten zum Trotz. Dass er stabil war, diesmal wirklich damit abgeschlossen hatte. Er war stark, das war er stets gewesen. Wann immer er es hatte sein wollen. „Wasser? Saft?“
Monroe grinste. „Der ewige Barkeeper. Wasser ist gut.“
Maxim holte eine Flasche aus der Minibar und griff zwei Gläser. Sie setzten sich in die unbequemen, engen Sesselchen beim Fenster.
Monroe hob stirnrunzelnd eine Augenbraue, als Maxim einschenkte. „Trink deinen verdammten Wein. Oder glaubst du, das halte ich nicht aus?“
Maxim zögerte kurz, als er die Mineralwasserflasche zuschraubte. „Du schon. Aber ich vielleicht nicht.“
Monroe lachte leise, und die grünen Augen wurden unerwartet weich. „Max, du alter Mistkerl. Du hast mir gefehlt.“
„Tatsächlich?“
„Nein. Ich ging nach New York und habe seither keinen einzigen Gedanken mehr an dich verschwendet.“
Maxim starrte ihn an. Um Monroes Mund zuckte es leicht. „Das wolltest du doch hören, oder?“
„Du bist ein richtiger Bastard.“
„Frag mich, warum ich hier bin.“
„Na schön. Warum bist du hier?“
„Nur deinetwegen.“
Eine kurze Pause folgte. Maxim war viel zu überrumpelt, um etwas zu erwidern. Seine Gedanken rasten.
Monroe hob eine Augenbraue. „Okay, das ist nicht gerade die Reaktion, die ich mir erhofft hatte.“
„Gib mir eine Sekunde.“
Während Monroe mit offensichtlicher Ungeduld abwartete, versuchte Maxim, das Gefühlschaos, das mit Monroes Worten in ihm ausgebrochen war, wieder unter Kontrolle zu bringen. Sein Herz schlug heftig. „Wieso?“
Monroe stand auf und blickte zum Fenster hinaus. Hinter dem Eiffelturm lachte ein strahlender Himmel. Er antwortete nicht direkt. „Ich habe es satt, zu kämpfen. Ich habe es satt, überall erkannt, fotografiert und angequatscht zu werden. Du kannst dir diesen Wahnsinn nicht vorstellen, Max. Da wirst du paranoid. Die werden immer dreister. Die haben Minikameras in meiner Wohnung installiert. In der Dusche. Frank hat sie neulich entdeckt.“ Er schwieg kurz.
Das, was Maxim an Monroes Worten am meisten traf, war das, was fehlte: Wut. Was er beschrieb, tat er fast emotionslos.
Monroe sah ihn an. „Ich gehöre nicht mehr mir selbst. Ich habe das lange Zeit betäubt, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Ich habe mir eingeredet, dass ich mein eigenes Ding mache, dass ich allein über mich verfüge. Aber das ist gequirlter Bockmist. Die verfügen über mich. Ich gehöre jedem verdammten Idioten auf dieser Welt, der jemals mein Gesicht gesehen oder meinen Namen gehört hat. Ich kann da nicht raus, Max.“
Maxim schluckte. „Aber was willst du dagegen tun?“
Monroe lächelte unerwartet. Er kam herüber und ging vor Maxim in die Hocke, legte ihm die Hände auf die Knie. Warme Berührung. Unwillkürlich lief ein heißer Schauder durch Maxim. Monroe sah ihm in die Augen. „Weißt du noch, damals? Wir haben darüber gesprochen, was wir bereit wären zu tun, um frei zu sein.“
Maxim dachte einen kurzen Moment nach, dann erinnerte er sich und musste lächeln. „Ich denke schon. Hast du nicht gesagt, wir beide würden frei sein, irgendwann? Dass es den richtigen Zeitpunkt geben
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