Café Wichtig - Herzblatt-Casting und mehr. Satirische Texte über Liebe und Freundschaft.
Krankenkassenbeiträge ordentlich entrichten und schlechte Masseure loswerden! Die Aussage „Ich hab Rücken“ sollte man tunlichst vermeiden, schließlich schleppt Priscilla mit einem Lächeln schwere Gartenmöbel und beschwert sich nie. Niemals!
Mit körperlichen Wehwehchen geht sie geschäftsmäßig um. Irgendwann hat das Mädchen mit einem Versicherungsagenten einer Krankenkasse angebändelt und Holly vermutet, dass da schon die eine oder andere Vermittlerprovision geflossen ist. Das wiederum bringt den „Tod im Apfelbaum“ auf die Palme, denn sie hat wohl ein Kopfleiden, das man Neid nennt. Kein Wunder, der Neidhammel ist in der falschen Krankenkasse und zahlt schwindelerregend hohe Beiträge.
„Kopfschmerzen, die 17 Monate dauern, sind ein Problem“, behauptet Priscilla. „Geh zum Arzt und lern endlich auf meiner Toilette mit der Klobrille klarzukommen. Wenn sie oben ist, klapp sie runter!“
Manchmal sind satirische Texte eine wunderbare Gelegenheit, eine Wertschätzung auszudrücken: zum Beispiel Priscilla endlich das zu sagen, was beim täglichen Wirbel um Freud und Leid womöglich untergegangen wäre: Wir möchten dich nicht missen!
Apropos :
„Samstag steht für Fußball, Sonntag für Formel 1 ! Basta.“
Beherzigt diese Regel, dann klappt es auch mit dem Nachbarn.“
D iese „ S ie“
Der Verband ortsansässiger Geschäftsinhaber hat etwas zu feiern. Zu diesem besonderen Anlass haben sich die weiblichen Gäste herausgeputzt. Kosmetik, Nagelstudio, Friseur, Botox, Säurepeeling, Designerfummel, neues Täschchen. Dahinter verbirgt sich eine überwältigende Kapitalinvestition. Ihr Fingerschmuck lässt vermuten, dass auch eine „Herrin der Ringe“ bei den Vorbereitungen mitgewirkt hat.
Jeder schaut erwartungsvoll zum Podest. Man erwartet vom Vorstand innovative Vorschläge in puncto Umsatzsteigerung. Kommt da noch etwas?, fragen sich die Gäste. Und dann erhebt sich diese eine, diese „Sie“ , sich und die Kinnladen einiger Damen berühren den Fußboden.
„Sie“ ist die imaginäre Frau, die wir alle kennen und … die wir fürchten. Sie ist jene Dame, die in uns unschöne Gedanken hervorruft, uns neidisch macht und unser inneres Drachenfeuer zum Lodern bringt. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil sie zu attraktiv, stets gut gelaunt, freundlich und talentiert ist, jeden in Schutz nimmt, alles hat, was andere sich wünschen, und … von allen geliebt wird. Oder gehasst? Wir kennen sie, diese Miss Perfekt , die mit einem Augenaufschlag unseren Männern den Kopf verdreht, diese Vorzeige-Ehefrau mit ihren Überflieger-Wonneproppenkindern. Warum hat „sie“ bloß den Vorsitz?
„Keine Angst, liebe Gäste“, beginnt sie, „ich werde mich kurzfassen.“
So beginnt keine kurze , nörgeln Sie innerlich, sondern eine nicht enden wollende Rede. Schon bilden sich Sprechblasen über den Köpfen der Damen, in denen man ihre Gedanken lesen kann.
„Wieso hat sie kein Zahnfleischbluten, wo sie doch auf Glaswolle gezüchtete Tomaten mag?“, murmelt der Feind.
„Um Gottes Willen, „Sie“ schon wieder!“, knirscht eine Witwe und nippt an ihrem Rotwein, was so viel bedeutet wie: Warum nicht ich?
„Jetzt weiß ich, was ich seit drei Tagen versäumt habe“, fügt die Depressima leise hinzu, holt ihr Handy hervor und tippt eine SMS. Sicher schreibt sie ihrem Psychiater rasch eine Nachricht, in der sie um einen Antidepressiva-Termin bittet.
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Warum muss diese Möchtegern-Diva uns die Show stehlen, wo wir uns doch für diesen Abend so herausgeputzt haben? Warum nicht Aschenputtel mit ihrem Strohhut vom Wühltisch? Dann kämen wir uns nicht so erbärmlich vor. Punktgenau löst „Sie“ in jedem von uns das Heute-geht-es-mir-gar-nicht-gut- Gefühl aus.
Besonders schmerzhaft wird es, wenn „Sie“ sich – wie in diesem Augenblick – von ihrem Platz erhebt und dabei ihr Designerkleid eine makellose Figur umspielt. Bei diesem Anblick geht Ihnen zwangsläufig der aktuelle Stand ihres Body-Mass-Index durch den Kopf. Krampfhaft zieht sich Ihr Magen zusammen, so wie damals, als der Mathelehrer von Ihnen eine Formel wissen wollte, die für Sie so nebulös wie die Hieroglyphen des alten Ägyptens war.
Jetzt hebt Madame ihr Glas und ihre Stimme klingt, als springe ein glasklarer Gebirgsbach über Bergkristall. Spätestens da ist es um Sie geschehen. Ihr Drache spuckt Feuer. Sie liegen auf der Lauer, achten auf jedes Wort, hoffen auf einen Versprecher.
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