Café Wichtig - Herzblatt-Casting und mehr. Satirische Texte über Liebe und Freundschaft.
serviert und dabei mit seinen braunen Augen auf den Fingerschmuck der Touristinnen schielt.“
„Genau so einer!“, wirft Priscilla ein.
Wieder werde ich hellhörig. „Ach … Hattest du im Urlaub mal etwas mit einem Kellner, Priscilla?“
Priscilla errötet. „Pst … Sie gehen danach mit einem zum Markt und erwarten, dass man ihnen ein T-Shirt kauft und ...“
Stopp. „Themawechsel“, sage ich rasch. „Was macht die Montignac-Diät, Priscilla?“
„Ich konnte Susi Leckers Törtchen nicht wiederstehen“, erwidert sie und grinst.
Sue-Ellen Forsch betritt das „Café Wichtig“.
„Was habt ihr denn heute für interessante Themen drauf?“
„Sex“, trällern wir im Chor.
„Ich mag keinen Mann beim Sex, Mini“, s agt Sue Ellen.
Oh. „Was redest du denn da, Sue-Ellen?“
„Es sei denn, es handelt sich um meinen Mann.“
„Wann hattest du denn das letzte Mal die ganze Nacht Sex? Vor oder nach dem Mauerfall?
„Holly … Vor dem Mauerbau!“
Wir stoßen an und lächeln. So ist das Leben.
V erlorene L iebe
In meinen Träumen,
dem Tag entflohen,
sehe ich ihn,
sehe unsere Kinder,
die wir nicht haben.
Spüre mein Verlangen.
Sehne mich.
Liebe.
Zärtlichkeit.
Verlangen.
Ich höre Musik,
fühle.
Geborgenheit.
Nähe.
Meine Seele, die er berührt.
Und ich weiß,
wie einsam ich bin,
ohne ihn.
Tiefe Finsternis,
Und dennoch,
zu sehen ein Licht,
Zukunft.
V erlust eines F reundes
Manchmal geht eine Freundschaft zu Ende und dieser Prozess geht mit ähnlich schmerzlichen Gefühlen einher wie ein langsamer, schleichender Tod. Plötzlich beginnen sich Freunde nach jahrzehntelanger Freundschaft zu analysieren und verstehen sich nicht mehr. Warum, kann keiner genau sagen, es geschieht einfach. Unterschiedliche Standpunkte und daraus resultierende Entscheidungen werden seziert.
Einen Freund zu verlieren, stimmt traurig. Aber einen Freund zu verlieren, den man liebt, entspricht einer Katastrophe, schwer verdaulich, weil dadurch das Vertrauen in die Freundschaft grundsätzlich erschüttert wird. Besonders dann, wenn dabei nicht nur äußere Einflüsse eine Rolle spielen, sondern ein Reden miteinander nicht mehr möglich ist. Jeder hat das gewiss schon einmal erlebt.
Wir wollen Freunde für ein ganzes Leben, echte Freunde – keine Facebook- und Twitter-Junkies. Durch Facebook hat das Wort Freund eine andere Bedeutung gewonnen. Dieses oberflächliche Portal, in dem man Freunde liked , wenn sie etwas Nettes sagen, oder die erbarmungslos niedergemacht werden, wenn es den anderen nicht behagt, was sie dort posten. Jeder kann irgendwas über irgendwen posten, und viele tun das nicht sehr differenziert. Leute äußern sich dort, wie sie es im realen Leben nie tun würden. Nicht umsonst gibt es das Phänomen „Troll“, also Menschen, die sich einen Sport daraus machen, andere zu beleidigen.
Und es gibt wahrscheinlich einen Haufen solcher Typen dort draußen, im „WWW“ zeigt sich das in trauriger und erschreckender Weise. Entweder findet man dort alles ganz toll oder bezeichnet alles als totalen Schrott. Im Internet gibt es keine Grautöne. Wo kämen wir da auch hin? Schwarz oder weiß lautet die Devise. Das sehen Sie auch in jedem Nachrichtenforum. Diese virtuelle Welt hat schon Jugendliche in den Tod getrieben. Wie bemitleidenswert sind doch jene, die glauben, auf diesen Plattformen echte Freunde zu finden.
Was machen Sie, wenn Sie einen echten Freund verlieren, der Ihnen viel bedeutet? Twittern sie einen Tweet oder posten Sie die Neuigkeit bei Facebook? Oder reichen Sie ihm die Hand, in der Hoffnung, dass Sie nach einem Gespräch „gereinigt“ die Chance wahrnehmen können, neu zu beginnen?
Ein dummer Fehler, behaupten Sie? Warum glauben Sie das? Weil der Begriff Verlust für jeden von uns eine andere Bedeutung hat. Vielleicht ist für Sie Verlust gekoppelt an Verlassenheit, die Sie als Chance betrachten, alte schmerzhafte Gefühle aus Ihrer Vergangenheit endlich zu verarbeiten, Gefühle, die womöglich viele Jahre zurückliegen. Vielleicht ein nicht verarbeitetes Kindheitstrauma, das plötzlich an die Oberfläche kommt. Nur gelingt Ihnen das nicht. Und dann kommt ein Freund und hält Ihnen den Spiegel vor. Schluss mit lustig.
Was ist los mit Ihnen? Sind Sie irritiert? Stellen Sie fest, dass sich Ihr Verhalten nach einem klärenden Gespräch nicht verändert hat? Nein, Sie verstehen sich trotz des Gespräches nicht mehr. Die Freundschaft weist
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