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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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mein Lieber! Das wäre das reinste Vergnügen gewesen gegen das, was sie mit mir vorhatten. Wart's nur ab! Sie schleppten mich auf den Gang hinaus, stießen eine dicke Holztür auf, schubsten mich irgendwo hinein und knallten die Tür hinter mir zu. Ich stolperte zwei Steinstufen hinunter, verwickelte mich dabei in das Netz und fiel auf die Nase. Da blieb ich erst mal liegen und rührte mich nicht. Mir schwante nämlich nichts Gutes: Ich hörte ein häßliches, dumpfes Grollen. Ich setzte mich vorsichtig auf. Zuerst spuckte ich den Knebel aus, dann schaute ich um mich. Es war fast finster; nur zwei Olfunzeln brannten an der Decke. Da grollte es wieder, diesmal noch drohender, und es lief mir kalt über den Rücken. Ich entdeckte Höhlen in der Wand mir gegenüber. Vor den Höhlen waren eiserne Stangen. Wie vom Blitz getroffen, wußte ich plötzlich, wo ich war, und mein Herz schlug einen Salto mortale; die Schurken hatten mich in das Gewölbe der wilden Raubtiere gestoßen."
    „Oh, nein!" hauchte Flavius mit aufgerissenen Augen. „Still!" zischte Rufus heiser. „,Vielleicht wollen sie mir nur einen tüchtigen Schreck einjagen ?' dachte ich mir. Aber das war ein frommer Wunsch. Auf geheimnisvolle Weise ging eine Gittertür vor der Höhle hoch, und mit einem gewaltigen Satz sprang ein Löwe heraus. Er setzte sich mir gegenüber und starrte mich an. Ich war vor Entsetzen gelähmt und fühlte nur, wie meine Haare unter dem Helm sich sträubten."
    Antonius brach ab und tastete prüfend seine Haare ab, ob sie sich inzwischen beruhigt hätten.
19. Kapitel
Alle Leute rücken vor Antonius aus
    Publius, Julius, Flavius und Rufus warteten gespannt darauf, wie Antonius sich wohl gerettet haben mochte. Er mußte durch ein Wunder entkommen sein, sonst wäre er nicht heil und gesund hier.
    Draußen ratterte eine Kolonne von Bauernkarren vorbei. Dann erscholl der Warnrufeines Nachtwächters:
    „Liebe Bürger von Rom!" leierte er herunter. „Bewahrt eure Feuer und eure Lampen! Verrammelt die Türen und die Fenster, auf daß euch nichts Böses widerfahre!"
    Allmählich wurde es wieder still. Hinter dem Viminalis färbte sich der Himmel rosa; die Sterne verblaßten, und die ersten Hähne krähten.
    „Wie bist du nur dem Löwen entkommen ?" fragte Flavius.
    „Durch die Gnade der Götter und unglaubliches Glück", sagte Antonius. „He!" sagte Publius. „Schwindelst du uns auch nichts vor?" Diese Bemerkung fand Antonius ungemein lustig; er bog sich vor Lachen. „Hahaha! Du wirst schon noch merken, daß ich nicht schwindle!" trompetete er. „Halt nur die Luft an, du ungläubige Seele!"
    Publius schwieg erstaunt. Was konnte Antonius damit gemeint haben?
    „Warum bist du nicht einfach rasch zur Tür rausgerannt, Antonius ?" fragte Julius.
    Auch diese Frage verursachte einen Heiterkeitsausbruch bei Antonius. „Hast du schon mal einem sprungbereiten Löwen gegenüber gesessen ?" fragte er.
    „Jupiter sei Dank! Nein!" sagte Julius.
    „Dann solltest du's mal versuchen", fuhr Antonius fort. „Du wagstnicht einmal, deinen kleinen Finger zu bewegen. Außerdem hatten die Schufte die Tür von außen verriegelt. Selbst wenn sie nicht verriegelt gewesen wäre, bevor ich mich auch nur umgedreht hätte, wär' ich schon verspeist gewesen."
    „Aber wie lange kann man regungslos so sitzen bleiben ?" fragte Rufus.
    „Das war mir auch nicht klar", fuhr Antonius fort. „Ich wußte nur, daß der Löwe mich unentwegt lauernd anstarrte. Ich starrte zurück. Ich hatte mal gehört, man solle ein wildes Tier fest ins Auge fassen, dann bekäme es Angst. Der Löwe schien aber davon nichts zu wissen. Die Sache wurde ihm anscheinend zu dumm, denn er trabte zu einem Tunneleingang hinüber, der in der linken Wand gähnte, und kroch neugierig hinein. Ich vermutete, es war der Tunnel, durch den die großen Raubtiere in die Arena getrieben werden. Aber der Löwe kam nicht weit; ein Gitter versperrte ihm den Weg. Immerhin war er doch so weit vorgedrungen, daß nur noch sein Schwanz rausguckte. Diesen Augenblick benutzte ich zu einem verzweifelten Rettungsversuch. Ich riß mir, hast du nicht gesehn, das Netz ab, floh zu der Höhle, aus der er vorher rausgesprungen war, und kletterte blitzartig hinein. Ich schlug die Eisenklappe zu und war gerettet."
    „Fabelhaft!" riefen Julius, Flavius und Rufus. „Das hast du aber fein gemacht, Antonius", sagte sogar auch Publius lobend.

    Xantippus nickte Antonius anerkennend zu. „Bravo, mein Sohn!" sagte er.
    „Was

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