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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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schien ihn erbost zu haben. Ich sah ihn auch schon am Ende des Tunnels neben der Tür auf einem Hocker sitzen. Er döste vor sich hin. Ich faßte rasch einen kühnen Plan! ,Ich werd' mich an ihn ranschleichen, ihm das Netz über den Kopf werfen und zur Tür rausschießen. Das Netz wird ihn daran hindern, hinter mir herzurennen.' Dummerweise hatte ich den Helm vergessen; ich hatte ihn immer noch auf. Ich war nur noch drei Schritte von dem Höllenhund entfernt, da bumste der Helm gegen einen Holzbalken, poing, und der Kerl fuhr hoch wie ein angestochener Elefant. ,Aus ist's mit mir!' dachte ich. Aber Wunder über Wunder, er sah mich, riß die Tür auf - und schoß selber auf die Via Sacra hinaus, schneller als ein Pfeil von Achilles. Er sprang mit dem Schädel voran über eine niedrige Mauer und war spurlos verschwunden.

    Junge - so ein Angsthase!' frohlockte ich aufatmend. ,Der dachte sicherlich, daß ich ihn mit meinem Schwert erstechen wollte. Was für ein Held!' Kurze Zeit später rannte ich übers Forum auf die Breite Straße zu. Ich hatte gerade die Rednertribüne erreicht, da sprang ein Räuber auf mich zu, der dahinter auf ein Opfer gelauert haben mußte. ,Geld oder Leben zischte er wie ein feuerspeiender Drache. Er drohte mir mit einer Keule, die größer und dicker war als ich. Ich hob vor Schreck mein Schwert hoch, um meine Nase zu schützen. Der Räuber fuhr entsetzt zurück, warf seine Keule weg und kroch in wahnsinniger Hast auf allen vieren unter das Tribünengerüst. ,Elender Feigling!' brüllte ich hinter ihm her. ,Komm nur raus, wenn du es wagst! Ich werd's dir schon zeigen!' Ich war stolzer als Mucius Scaevola, nachdem er den Räuber Cacus erschlagen hatte."
    „Ich muß leider bemerken", unterbrach Xantippus ihn, „es war nicht Mucius Scaevola, sondern Herkules, der den Räuber Cacus erschlagen hat."
    „Kann sein", fuhr Antonius fort. „Ich war auf jeden Fall stolz. Aber ich machte doch, daß ich weg kam, so rasch mich meine Beine trugen. Und hier bin ich, zehnmal dem Tode entronnen." Antonius schlug sich auf den Brustpanzer wie ein siegreicher Gladiator.
    „Gepriesen sei Jupiter, daß er dir hold war!" sagte Xantippus.
    „Der arme Löwe tut mir leid", sagte Flavius bekümmert.
    „Wieso der arme Löwe?" sagte Antonius und grinste dabei über das ganze Gesicht. „Der sitzt draußen vor der Tür." „Was ?!" schrien seine Freunde. Sie starrten entsetzt auf den Vorhang. Xantippus riß erstaunt die Augen auf. „Was macht der Löwe vor meiner Tür?" krächzte er.
    „Er wartet auf mich", sagte Antonius. „Er war die ganze Zeit wie ein Hündchen hinter mir hergelaufen, ohne daß ich es bemerkt hatte."
    „Dann sind die Leute gar nicht vor dir ausgerückt, Sondern vor dem Löwen?" sagte Julius.
    „Du hast es erraten", erwiderte Antonius, prustend vor Lachen. „Kein Mensch wußte, daß Ramses ein zahmer Löwe ist. Das war auch der Krach, den ich hörte, als ich aus dem Gewölbe weglief. Ramses muß mit seinem Kopf die Tür aufgestoßen haben, um mir nachzurennen. Er war genauso froh, da wegzukommen, wie ich. Darf ich ihn reinholen, Meister Xanthos?"
    „Ah, hm", knurrte Xantippus zögernd. „Ist er auch wirklich harmlos?" „Er ist nicht nur völlig harmlos, sondern auch gut erzogen. Er kann es nur nicht leiden, wenn ihn jemand wütend anbrüllt." Antonius sprang auf, lief zum Vorhang hin und schlug ihn beiseite. „Komm hierher, Ramses! Du darfst reinkommen!"
    Zuerst füllte ein gewaltiger Löwenkopf den Türrahmen aus. „Hilfe!" piepste Flavius und verschwand blitzartig in Xantippus' Kleiderschrank. Dann erschien Ramses in voller Größe. Er war ein ausgewachsener Löwe mit einer prächtigen schwarzbraunen Mähne. Juliüs, Rufus und Publius starrten ihn wie gelähmt an. Xantippus saß mit eiserner Ruhe da.
    Antonius gab Ramses einen Klaps auf den Kopf. „Setz dich bitte", sagte er. „He, Publius, glaubst du jetzt immer noch, daß ich geschwindelt habe?"
    Publius schwieg zerknirscht.
    Ramses setzte sich. Sitzend reichte er Antonius bis an die Stirn. „Danke", sagte Antonius zu Ramses und plumpste wieder auf dem Lehnsessel nieder. Ramses ging zu ihm und legte sich zu seinen Füßen nieder. Antonius kraulte ihn begütigend hinterm Ohr.
    Allmählich tauten Julius, Rufus und Publius auf. Sie trauten sich jetzt auch vorsichtig an Ramses heran und streichelten ihn schließlich.
    „Das ist doch kein Löwe, das ist ein zu groß geratener Schoßhund", sagte Publius grinsend.
    „Ramses hat mir das

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