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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Leben gerettet", sagte Antonius. „Ich geb' ihn nie wieder her. Darf er heute nacht hierbleiben, Meister Xanthos?"
    „Bei Zeus und Apollo!" stöhnte Xantippus. „Bist du von Sinnen ? Dann sitz' ich nicht nur mit einem Sklaven da, sondern obendrein noch mit einem Löwen!"
    Seine Schüler quietschten vor Lachen.
    „Ich kann Ramses nicht mit zu Claudia nehmen, Meister Xanthos", bat Antonius. „Sie würde sich ängstigen; sie ist doch nur ein Mädchen."
    „Claudia ist gar nicht ängstlich", warf Rufus ein.
    „Na gut, Antonius, dann laß ihn solange hier", seufzte Xantippus. „Aber vergiß nicht, ihn abzuholen! Bevor ihr zu Claudia geht, bringt ihn in meinen Garten, und macht ihn mit der dicken Wäscheleine fest, die draußen hängt. Sucht euch den stärksten Olivenbaum dafür aus."
    „Danke, Meister Xanthos!" sagte Antonius erfreut. „Hast du nicht auch was zu fressen für ihn? Er frißt gern Pferdefleisch."
    „Aber ich nicht", knurrte Xantippus.
    Publius, Julius und Rufus lachten wie verrückt.
    „Ruhe!" befahl Xantippus. „Ich hab' eine große Hammelkeule in der Speisekammer, die kannst du Ramses nachher draußen geben." „Fabelhaft!" rief Antonius. „Hammelbraten! Das ist sein Lieblingsgericht!" Jetzt lachte Xantippus auch. „Vielleicht trinkt er gern eine Schale Wein dazu", kicherte er.
    Flavius steckte den Kopf zum Schrank hinaus. Das fröhliche Gelächter seiner Freunde hatte ihn hervorgezaubert. Doch beim Anblick des gewaltigen Löwen zögerte er wieder. Aber als Rufus sich rittlings auf Ramses' Rücken setzte und ihn spielerisch an den Ohren zupfte, bereute Flavius es, sich überhaupt versteckt zu haben. „Ich war nur erschrocken, weil er viel größer ist, als ich dachte", murmelte er.

    Die anderen schwiegen höflicherweise; sie waren sowieso selber mächtig erschrocken gewesen. „Freunde!" rief Antonius. „Ich freu' mich schon darauf, was Mucius sagt, wenn er Ramses sieht!" „Wo, bei allen Göttern, steckt Mucius nur?" fragte Xantippus besorgt.
    Die Jungen wurden mit einem Schlag ernst.
    „Ich verstehe es auch nicht, daß er noch nicht hier ist", sagte Antonius. „Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen", sagte Rufus, tief beunruhigt.
20. Kapitel
Rätsel über Rätsel
    Nachdem Mucius sich von Antonius getrennt hatte, mußte er sich beeilen, um den geheimnisvollen Dicken nicht in der Dunkelheit zu verlieren.
    Das Forum schlummerte verlassen in der schwachen Morgendämmerung. Sogar die vielen bunten Marmorstatuen ringsum schienen zu schlafen.
    Der Dicke strebte auf das massive Gebäude der Stadtpräfektur zu. „Ist es möglich ?" dachte Mucius. „Sollte der Dicke der gefürchtete Stadtpräfekt Lucius Terrentius Manilius sein ?"
    Sein Verdacht wurde auf überraschende Weise bestätigt. Von der Via Sacra her galoppierte auf einem gewiß schweißbedeckten Schimmel ein Reiter auf den Dicken zu.
    „Manilius! Manilius!" brüllte er schon von weitem. „Ich bringe eine wichtige Botschaft!"
    Manilius fuhr herum:
    „Was gibt's, Gaufrus?" rief er.
    Mucius kauerte sich hinter eine Bank und lugte durch die Spalten der Rückenlehne. „Bei Jupiter, der geheimnisvolle Dicke ist tatsächlich der Stadtpräfekt! Deswegen war er wohl auch so ängstlich darauf bedacht gewesen, von dem Exgladiator nicht erkannt zu werden!"
    Soweit Mucius ausmachen konnte, war der Mann auf dem Pferd ein Offizier der berittenen Landespolizei. Er war völlig verstaubt und erschöpft; er mußte stundenlang unterwegs gewesen sein. Er sprang vom Pferd und redete erregt auf den Stadtpräfekten ein. Mucius ärgerte sich, weil er nicht verstehen konnte, was der Mann sagte. Der Offizier hielt sich nicht lange auf, sondern schwang sich in den Sattel und galoppierte den Weg zurück, den er gekommen war.
    Manilius kehrte der Stadtpräfektur den Rücken zu, als ob er's sich plötzlich anders überlegt hätte, und eilte statt dessen die Tuscastraße hinunter. Mucius folgte ihm. Die Jagd ging über das Velabrum, dann über das Forum Boarum und endete hinter Callons Sklavenhütte am Tiberhafen, in dem noch immer die ägyptische Barke am Dock festgemacht schaukelte. Manilius blieb einen Augenblick stehen und blickte sich forschend um. Mucius drückte sich rasch in einen Torbogen. Der Stadtpräfekt kletterte über die Schiffsbrüstung an Deck und verschwand in einer Kabine.
    „Was will dieser Mensch auf der ägyptischen Getreidebarke ?" überlegte Mucius sich. Plötzlich schoß ihm durch den Kopf, daß der Exgladiator vielleicht Caius dort

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