Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf
ihr den Fuß auf den Kopf stellt", fuhr Xantippus fort. „Dieser Mörder ist nur auf Geld aus. Sobald Mucius und Antonius herausgefunden haben, wo er wohnt, gehe ich zu ihm und biete ihm zweitausend Goldstücke für Caius' Freilassung an. Ich hab' ein bißchen Geld zusammengespart. Es ist nebenan in meiner Geheimkammer, wo jetzt Udo schläft. Zweitausend Goldstücke sind doppelt soviel, wie euer geheimnisvoller Dicker ihm für einen Mord zahlen will. Ein Attentat ist bedeutend umständlicher und gefährlicher als das, was ich von ihm will. Er wird mit beiden Händen zugreifen."
„Senator Vinicius wird dir das Geld bestimmt wiedergeben, Meister Xanthos", sagte Rufus tröstend. „Ich würde es unter keinen Umständen annehmen", sagte Xantippus knurrig. „Es ist zum Teil meine Schuld, was geschehen ist", fügte er hüstelnd hinzu. „Ich hätte Caius strengstens verbieten sollen, zum Stadtpräfekten zu gehen."
„Bei allem Respekt, Meister Xanthos", sagte Julius würdevoll, „aber diesmal müssen wir, deine Schüler, dir verbieten wegzugehen."
„Wie ? Hab' ich recht gehört, Julius ?" fragte Xantippus grollend.
„Der Exgladiator wird tatsächlich mit beiden Händen zugreifen, aber nur, um dich zu erwürgen und dir dein Geld abzunehmen. Dann wird er auch noch seelenruhig Vinicius umbringen und dreitausend Goldstücke haben statt zweitausend."
Xantippus lachte kurz auf. „Julius, es heißt, daß Jünglinge, die noch keine Bärte haben, manchmal die besten Philosophen sind. Aber du unterschätzt deinen alten Lehrer. Ich würde das Geld gar nicht mitnehmen. Ich sage dem Exgladiator, er soll Caius morgen früh in die große Halle der Basilica Julia bringen und ihn mir ausliefern. Dann bekommt er sein Geld. In Gegenwart der Richter, Wächter und Beamten wird er sich hüten, mich zu erwürgen. Aber mein Plan scheitert, wenn Mucius und Antonius nicht zurückkommen", fügte er sorgenvoll hinzu.
„Hoffentlich hat der Exgladiator sie nicht auch gefangengenommen", sagte Flavius.
„Sie sollten schon längst hiersein", sagte Publius. „Wir haben mindestens eine Viertelstunde später den Friedhof verlassen als sie."
Kaum hatte er ausgesprochen, da hörten die Jungen jemand hinter dem Vorhang sagen:
„Bravo, so gehört es sich auch!" Gleich darauftrat Antonius ein. „Die Götter aus der Unterwelt lassen euch herzlichst grüßen!" rief er übermütig lachend und salutierte mit einem Schwert wie ein siegreicher Gladiator.
Seine Freunde waren sprachlos.
Antonius hatte einen Brustpanzer um und einen Helm auf, der ihm über die Ohren gerutscht war. In seiner Rechten hielt er ein kurzes, zweischneidiges Schwert, und mit seiner Linken zog er ein mit Bleikugeln beschwertes Netz hinter sich her. „Ja, schaut mich nur gut an", sagte er grinsend. „Ich war nämlich schon mit einem Fuß im Hades und bin nur um Haaresbreite dem Tode entronnen."
18. Kapitel
Das Paßwort ist Memento Mori
„Oh, ihr ahnungslosen Lämmer!" stöhnte Antonius. „Wenn ihr wüßtet, was ich durchgemacht habe! Es war toll! Einfach toll!"
„Warum? Was hast du erlebt? Erzähl! Erzähl!" riefen seine Freunde durcheinander.
„Hahaha!" prustete er. „Ich komme aus der Hölle. Ich sollte in tausend Stücke gerissen werden. Aber ich hab' ihnen allen einen Streich gespielt. Hahaha!" Er fuchtelte aufgeregt mit seinem Schwert unter Xantippus' Nase.
Xantippus wich hastig zurück. „Leg das Schwert weg!" donnerte er. „Warum ist Mucius noch nicht hier?" Antonius warf das Schwert aufs Bett, riß sich den Helm ab und plumpste in einen Sessel. „Mucius ist hinter dem Dicken hergegangen; ich hab' den Exgladiator verfolgt", schnaufte er.
„Hast du herausfinden können, wo er wohnt?" fragte Julius.
Antonius antwortete nicht, sondern guckte seine Freunde ängstlich an. „Sagt mir die Wahrheit! Sind meine Haare schneeweiß geworden?"
„Deine Haare sind genauso wie immer", beruhigte Julius ihn.
„Sie sind nur noch struppiger als sonst", fügte Publius hinzu.
„Das kommt daher, weil sie mir vor Schreck zu Berge gestanden haben", murmelte Antonius dumpf. „Auch meine Knie zittern immernoch." „Nimm dich zusammen!" fuhr Xantippus ihn an. „Wo wohnt der Exgladiator?" „Er haust im Amphitheater", sagte Antonius. „Tief unten in den Katakomben unter der Arena."
„Das ist eine bittere Pille", murmelte Xantippus verstört. „Da kann ich nicht hingehn, um mit dem Exgladiator zu sprechen. Man läßt mich nicht hinein."
Antonius kicherte. „Du hast
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