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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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geschah dann ?" fragte Julius begierig.
    „Der Löwe kam zurück und setzte sich vor seinen Käfig. Jetzt war ich drin und er draußen. Das mußte ihn verwirrt haben, denn er schaute mich beinah fragend an. ,Ha! Ha! Dich hab' ich überlistet, du Menschenfresser, was?' jubelte ich innerlich. Ich war so selig, daß ich ihm die Zunge rausstreckte. Das schien ihn noch mehr zu verwirren, aber mir war's egal. Doch mein Übermut dauerten nicht lange.,Bei Pluto! Ich sitze zwar jetzt sicher im Käfig', fiel mir ein, ,aber wie komme ich jemals raus ? Am Morgen finden sie mich, und dann machen sie Hackfleisch aus mir.' Der Löwe hielt plötzlich den Kopf schief und stieß ein paarmal sanft gegen die Eisenstangen, als wollte er mich auffordern, nett zu ihm zu sein. Ein wahnwitziger Hoffnungsstrahl fuhr mir durch die Brust. ,Kann das sein?' fragte ich mich. ,Nein, das ist unmöglich! Oder ist es doch möglich?'"
    „Wieso? Was hattest du vor?" fragte Flavius dumm.
    Die anderen ahnten dunkel etwas.
    Antonius lachte wieder. „Was ich vorhatte? Nichts. Ich schaute nur auf seine Tatzen; die Krallen waren kurz abgeschnitten und ganz stumpf. ,Ramses- !' schrie ich, fast verrückt vor Freude." „Ramses —!" wiederholten die anderen, tief aufatmend, als ob ihnen ein Stein vom Herzen gefallen sei.
    „Ja, er war's! Er war's tatsächlich! Er legte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich. Das hat er oft getan, wenn ich mit ihm im Garten des numidischen Prinzen spielte.,Ramses!' brüllte ich, schob die Klappe hoch und sprang zu ihm hinunter. Ich streichelte ihn überglücklich, und er knurrte zufrieden. Ich glaube, er war genauso glücklich wie ich, einen alten Freund wiederzusehn."
    „Ramses? Ist das etwa der Löwe, den du mir schenken wolltest ?" fragte Xantippus. „Jawohl, Meister Xanthos. Mein Vater hatte ihn anscheinend inzwischen gekauft und ins Amphitheater bringen lassen." „Oh, Antonius, du bist aber wirklich von Fortuna gesegnet!" rief Rufus strahlend.
    Xantippus strich sich schmunzelnd seinen Bart. „Hier kann man mit Recht sagen:, Wen der Blitz trifft und nicht tötet, der ist heilig.' Erzähl weiter, Antonius!"
    „Ramses wuchtete sich hoch, stellte sich auf die Hinterbeine und legte mir seine Riesenpfoten auf die Schultern, so daß ich wie ein Strohhalm zusammenknickte. ,Armer Ramses!' tröstete ich ihn. ,Es tut mir leid, aber ich muß so rasch wie möglich weg. Das siehst du hoffentlich ein, nicht wahr? Doch ich werde meinen Vater bitten, dich abzuholen.'
    Ich hob das Netz auf, lief zur Tür und rüttelte vergebens daran. Ich hatte vergessen, daß sie verriegelt war. Sie hatte jedoch ziemlich breite Ritzen. Ich holte das flache Schwert, schob es zwischen die Ritze, dort, wo der Riegel war, und es gelang mir, ihn hochzustoßen. Dann öffnete ich vorsichtig die Tür und guckte erst mal nach rechts und links. Es war niemand zu sehen. Ich rannte den Gang hinunter und stockte. ,Ha! Vielleicht kann ich rasch Caius befreien!' fiel mir ein. Aber da wurde hinter mir mit großem Krach eine Tür aufgestoßen, und ich schaute mich erst gar nicht um, sondern floh auf den Tunnel zu, der zur Ausgangstür führte. Leider mußte ich an der Mannschaftsstube der Gladiatoren vorbei. Die Tür stand offen, und es fiel ein breiter Lichtschein in den Gang. O weh, das war eine böse Klippe! Ich wollte auf Zehenspitzen vorbeischleichen, und da geschah's! Meine Glückssträhne war hoffnungslos zu Ende! Zwei der Schurken standen nämlich im Türrahmen und entdeckten mich sofort. Sie glotzten mich verblüfft an. Plötzlich sprangen sie entsetzt zurück und warfen die Tür schmetternd zu, daß der Mörtel von der Wand fiel.

    ,Ah!' dachte ich schadenfroh, ,die Schurken halten mich für meinen Geist, der aus der Unterwelt zurückgekommen ist, um blutige Rache zu nehmen.' Sie konnten es nicht glauben, daß ich der Höhle des Löwen lebend entkommen war. Ich lief, erleichtert aufatmend, weiter, flitzte um die Ecke in den Tunnel hinein und prallte mit den beiden Wächtern zusammen, die wieder ihre Runde machten. Zu meiner Verblüffung kehrten sie blitzschnell um, jagten eine Wendeltreppe hinauf, immer drei Stufen auf einmal, und weg waren sie.
    ,Eureka, die hat mein Geist auch erschreckt!' dachte ich mir. ,Das kann ich verstehen, ich würde auch wegrennen, wenn ich meinen Geist träfe.' Nun blieb nur noch ein einziges Hindernis zu überwinden, und das war der Türhüter. Ich war doch, als ich kam, einfach an ihm vorbeigesaust, und das

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