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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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erstickt.
    Mucius erwachte aus seiner Erstarrung und verstellte dem Mann heldenhaft den Weg. „Laß sofort den Sklaven frei!" rief er. „Er gehört uns!"
    Der Mann spuckte verächtlich aus und stieß ihn mit dem Ellbogen beiseite.
    „Au!" rief Mucius und trat ihm gegen das Schienbein. Das schien der Exgladiator nicht zu spüren. „Scher dich fort!" bellte er nur wie der Höllenhund Zerberus. „Oder ich breche dir alle Knochen!"
    Jetzt sprangen die anderen Jungen Mucius bei. Julius, der seine vierhundertfünfzig Sesterzen dahinschwinden sah, packte Udos Tunika am Ärmel und klammerte sich daran fest. Der Ärmel riß jedoch ab, und Julius setzte sich unsanft aufs Pflaster. Caius und Rufus trommelten mit beiden Fäusten auf den Mann ein; Antonius und Publius versuchten, ihm den Strick aus der Hand zu reißen. Währenddessen tanzte Flavius um die Kämpfenden herum und flehte alle guten Götter um Hilfe an, von Jupiter die Reihe herunter bis Ceres.

    Ein Kreis von Zuschauern hatte sich gebildet. Sie schauten mißbilligend dem Schauspiel zu. Niemand rührte sich, den Jungen zu helfen. Einige Frauen schimpften. „Da sieht man mal wieder die abgrundtiefe Verdorbenheit unserer heutigen Jugend", rief eine Frau. „Jetzt greifen sie schon harmlose Bürger am hellichten Tag mitten auf dem Forum an!" „Man sollte die Polizei rufen", zeterte eine andere Frau und legte schützend die Arme um ihre zwei kleinen Kinder. „Die Polizei ist natürlich nie da, wenn man sie braucht", sagte ein Mann, sich eine Feige in den Mund schiebend.
    Inzwischen wurde der Kampf um Udo hitziger. Antonius biß den Exgladiator in die Hand, damit er den Strick losließe. Daraufhin wurde der Mann erst richtig wütend; mit einer einzigen Armbewegung schleuderte er Caius, Rufus, Antonius und Publius zu Boden. Sie purzelten dem Straßenverkäufer vor die Füße, wie wenn ein Elefant sie mit seinem Rüssel umgefegt hätte.
    Caius, vor Jähzorn wie von Sinnen, sprang auf, packte den mit Honig gefüllten Eimer und stülpte ihn dem Exgladiator über den Kopf. Vor Schreck ließ der Mann den Strick fahren, und die Jungen rasten mit Udo im Schlepptau davon.
    Als sie über das Forum rannten, hörten sie nur noch einen gurgelnden Laut von dem Mann. Dann bogen sie auch schon in die Subura ein und stürmten gleich darauf die Steinstufen zum Esquilinus hinauf.
    „In unsere Höhle!" schnaubte Mucius. „Da sind wir sicher!"
    Das hätte er gar nicht zu sagen brauchen; die Jungen flüchteten sowieso immer in ihre Versammlungshöhle, wenn es brenzlig wurde.
    Ihre Höhle lag an einem einsamen Abhang des Esquilinus versteckt und war von einem Uneingeweihten schwer zu finden. Nachdem sie in Sicherheit waren, sanken sie erschöpft auf die Holzkisten nieder, die ihnen als Stühle dienten.
    „Die Sache mit dem Honigeimer war ein Geniestreich, Caius", schnaufte Publius. Caius grinste stolz. Ein Lob von Publius war seltener als eine gute Zensur von Xantippus. „Du hast uns das Leben gerettet", keuchte Antonius. „Der Gladiator hätte uns sonst alle erschlagen." „Wer mag dieser gräßliche Kerl nur sein?" murmelte Julius, nach Atem ringend. „Und was, bei Jupiter, will er nur von Udo ?" sagte Mucius.
    Leider konnte Udo sie darüber nicht aufklären; der arme Bursche war ja leider taubstumm. „Was fangen wir nur mit Udo an?" sagte Rufus. „Wir können uns unmöglich auf die Straße mit ihm wagen."
    „Es gibt nur eins", sagte Julius. „Wir bringen ihn heute abend, wenn es dunkel geworden ist, auf die Präfektur und übergeben ihn der Polizei."
    „Tut das bitte nicht, junge Herren!" sagte Udo plötzlich klar und deutlich und im besten Latein. „Wenn ihr mich der Polizei ausliefert, wäre das mein Tod."
    Die Jungen guckten ihn mit offenen Mündern an. Udo konnte ja doch reden! Vor Verblüffung waren jetzt die Jungen sprachlos.
5. Kapitel
Kein anständiger Bürger geht nachts auf einen Friedhof
    Die Jungen guckten Udo noch immer sprachlos an. Warum hatte er ihnen vorgetäuscht, taubstumm zu sein?
    Gedämpfter Straßenlärm drang von der Subura zu ihnen herauf. Vor ihrer Höhle zirpten ununterbrochen die Grillen im Gras. „Warum hast du so getan, als ob du weder reden noch hören könntest?" fragte Mucius streng.
    „Ihr müßt mir verzeihen, junge Herren", sagte Udo. „Hättet ihr mich ausgefragt, hätte ich lauter Lügen erfinden müssen. Das hättet ihr bestimmt gemerkt, und ich hatte Angst, ihr würdet mich dann der Polizei ausliefern."
    „Gesteh!" befahl Julius.

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