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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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nur mit besonderer Erlaubnis durch die engen und überfüllten Straßen der Innenstadt reiten.

    Um ihren Weg abzukürzen, überquerten die Jungen nicht das Forum Romanum, sondern marschierten hinten um den Capitolinushügel herum, am Zirkus Flaminus und an dem Marcellustheater vorbei. Kurz darauf trafen sie am Tiberhafen auf dem Forum Boarum ein.
    Vor Callons Hütte stockten sie überrascht. Die Tür war verrammelt, und die Fensterluken waren mit Brettern vernagelt.
    Mucius klopfte mehrere Male kräftig an, aber nichts rührte sich. „Jetzt möcht' ich doch wirklich wissen, warum der faule Kerl noch nicht aufgemacht hat", schnaufte er.
    „Er hat an uns so viel verdient, daß er wahrscheinlich dort drüben in der Matrosenkneipe sitzt", sagte Publius.
    „Ich gehe hier nicht eher weg, bis ich unser Geld wiederhabe", erklärte Julius entschlossen. Julius war sparsam, deswegen hatten seine Freunde ihn auch zu ihrem Schatzmeister gewählt.
    „Hier stimmt irgend etwas nicht", sagte Flavius. „Warumwären sonst die Fenster vernagelt." „Callon wird schon noch kommen", meinte Rufus. „Er kann doch seine Sklaven nicht verhungern lassen."
    „So siehst du aus", sagte Antonius. „Dem Spitzbuben traue ich alles zu. Der läßt seine Sklaven mit dem größten Vergnügen verhungern."
    „Wenn er sie verhungern läßt, kann er sie nicht mehr verkaufen", sagte Publius.
    „Das stimmt", gab Antonius verdutzt zu.
    „Was tun wir jetzt?" fragte Flavius.
    „Wir werden noch warten", bestimmte Mucius. Er setzte sich auf eine niedrige Mauer an der Flußböschung, und die anderen folgten seinem Beispiel.
    Rom war inzwischen erwacht, und überall fing die Arbeit an. In den Schiffswerften auf dem gegenüberliegenden Ufer dröhnten die Hammerschläge der Zimmerleute. Eine Galeere der Kriegsflotte glitt stromabwärts vorbei. Die langen Ruder klatschten im Takt der dumpfen Gongschläge des Sklavenantreibers ins Wasser. Am Dock, dicht hinter Callons Hütte, schaukelte eine ägyptische Barke sanft auf und ab. Dutzende von halbnackten Sklaven schleppten aufihren gebeugten Rücken Getreidesäcke in die Speicher. Auch die nahe liegenden Markthallen waren schon offen. Von dort drang Geschrei und brüllendes Gelächter zu den Jungen herüber. Ein starker GeruchnachFisch, Käse, exotischen Gewürzen und gebratenen Würstchen würzte die Luft. Ein paar wilde Hunde schnüffelten im Rinnstein an den Fleisch- und Gemüseresten und knurrten sich gegenseitig mit gefletschten Zähnen wütend an. Die Jungen beäugten sie mißtrauisch. Es gab ganze Rudel wilder Hunde in Rom. Manchmal schlichen sich sogar auch Wölfe ein und machten die Straßen unsicher.
    „Wollen wir nicht lieber heute abend wiederkommen ?" fragte Flavius. Die wild aussehenden Sklaven, die keuchend an ihnen vorbeistampften, beunruhigten ihn.
    Niemand antwortete ihm. „Mir wird das aber jetzt zu dumm mit diesem Callon", schimpfte Caius. Er nahm einen Stein und schleuderte ihn an die Tür. Plötzlich öffnete sie sich einen Spalt, und ein alter weißhaariger Sklave lugte hindurch. Die Jungen stürmten zu ihm hinüber. „Fle, mach auf!" sagte Mucius. „Wir müssen sofort Callon sprechen." „Was wollt ihr?" krächzte der Alte.
    „Wir sind gestern hiergewesen", sagte Mucius. „Wir bringen den Sklaven zurück, den wir gekauft haben."
    „Ah, so, ihr seid's", sagte der Alte. Er stieß die Tür auf und humpelte, auf zwei Krücken gestützt, heraus. „Callon ist nicht hier. Es ist niemand hier."
    „Warum ist Callon nicht hier?" sagte Mucius scharf. „Wann kommt er?"
    „Er kommt gar nicht, er ist geflohen", sagte der Alte.
    „Geflohen?" riefen die Jungen überrascht.
    „Er hat gestern nachmittag rasch alle seine Sklaven einem andern Händler verkauft. Dann hat er fieberhaft seine paar Sachen gepackt und ist abgereist", erzählte der Alte. „Wohin, hat er nicht verraten. Ich bin der einzige, der noch übriggeblieben ist. Mich wollte niemand haben." Er grinste mit zahnlosem Mund.
    „Callon ist mit unserem Geld ausgerückt", rief Julius empört. „Bei Pluto und allen Geistern der Unterwelt, warum ist Callon geflohen?" fragte Mucius.
    „Es war ein Mann hier", erzählte der Alte und spähte angsterfüllt nach allen Seiten, als ob die drei Rachegöttinnen, Megaira, Alekto und Tisiphone, nur darauflauerten, über ihn herzufallen.
    „Der Mann wollte den Sklaven Udo von Callon haben. Den da!" Er zeigte mit einer seiner Krücken auf Udo, der stumm hinter den Jungen stand.
    „Haha, sehr

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