Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
Vom Netzwerk:
" stieß Rufus hervor. „In dem Brief steht doch der Name des Senators, der ermordet werden soll." Mucius schoß hoch. „Udo!" zischte er. „Gib uns sofort den Brief!" „Verzeihung, junger Herr",sagteUdo.„Ichhab'ihnnichtmehr." Caius zerstampfte wütend den Lehmklumpen. „Was fällt dir ein!
    Du hast doch selber erzählt, daß du ihn nicht abgegeben hast!" „Das hab' ich auch nicht", sagte Udo. „Er ist in meinem Mantel." „Dann hol sofort deinen Mantel!" herrschte Mucius ihn an.
    Udo seufzte. „Das täte ich gern", sagte er. „Aber der Mantel ist in irgendeinem Keller, in dem ich heute nacht geschlafen habe, und ich hab' keine Ahnung mehr, in welchem Keller."
    „Bei allen Erinnyen, wieso nicht ?" stöhnte Mucius.
    „Es war noch völlig finster, als ich vom Friedhof ausgerückt bin", erzählte Udo. „Ich rannte durch unzählige enge und winklige Gassen, mal bergauf, mal bergab, und hatte mich schließlich hoffnungslos verirrt. Ich wurde müde, schlich steinerne Stufen hinunter, in einen Keller hinein und legte mich hinterzwei Fässern schlafen. Der Boden war steinhart, deswegen zog ich den Mantel aus, rollte ihn zusammen und schob ihn mir unter den Kopf. Im frühen Morgengrauen wurde ich unsanft geweckt! Eine Frau schlug mir mit einem Besen auf den Kopf. ,Hilfe! Mörder! Diebe!' kreischte sie. Ich floh aufs neue und vergaß dabei den Mantel. Ich raste wie blind um viele Ecken. Die letzte wurde mir zum Verderben. Ich prallte mit einer Gruppe betrunkener Gladiatoren zusammen. Sie umringten mich und wollten wissen, wer ich sei und wie ich heiße. Ich sagte ihnen nur, daß ich Udo heiße, dann schwieg ich hartnäckig. Sie durchsuchten mich nach Geld. Sie fanden keins, denn mein Geld war auch im Mantel. Vor Wut wollten sie mich verprügeln. Zum Glück hatte einer von ihnen eine bessere Idee. ,Wenn wir den Burschen Udo verprügeln, ist er hinterher kein As mehr wert', sagte er. ,Wir werden ihn als Sklaven verkaufen, so haben wir wenigstens was von ihm.' Das taten sie dann auch und schleppten mich zu Callon. Sie bekamen hundert Sesterzen für mich, was ich sehr billig finde." Udo grinste. „Aber die Gladiatoren zogen hochbefriedigt davon."
    „So ein Gauner, dieser Callon", rief Julius. „Und uns hat er vierhundertfünfzig abgenommen."
    „Auch nicht viel für mich", sagte Udo, wieder grinsend.
    „Vielleicht war der Exgladiator, der dich vorhin auf dem Forum überfallen hat, einer der Verschwörer?" fragte Mucius.
    „Das kann sein, junger Herr", sagte Udo. „Er trug ein hölzernes Schwert, und der Herkules auf dem Friedhof trug auch eins. Ich verstehe nur nicht, woher er wußte, daß ich bei Callon bin."
    „Sehr einfach", sagte Julius. „Als Exgladiator hat er viele Freunde unter den Gladiatoren. Einer hat damit geprahlt, daß sie einen jungen Gallier, der Udo heißt, an Callon verkauft haben."
    „Das nützt uns alles gar nichts", sagte Mucius. „Die Verschwörer wissen ja selber noch nicht, wen sie umbringen sollen; sie warten doch auf den Brief."
    „He, Udo!" rief Publius. „Hast du den Brief nicht gelesen?"
    „Junger Herr, das hätte ich mich nicht getraut", sagte Udo. „Der Brief war versiegelt." „Mich hätte das nicht gestört", sagte Antonius. „Es ist ein Geschenk der Götter, daß Udo den Brief nicht abgegeben hat", sagte Rufus.
    „Das Geschenk der Götter ist leider nur kurzlebig", sagte Udo. „Mein Herr, der ruhmreiche General Pollino, kommt in drei Tagen selber nach Rom. Dann werden die Verschwörer von ihm erfahren, wen sie umbringen sollen."
    „Aber wozu hat er dich dann mit dem Brief vorausgeschickt ?" rief Julius.
    „Weil er hofft, daß der berühmte Senator schon vorher aus dem Wege geschafft sein wird", sagte Udo. „Pollino scheint es sehr eilig zu haben. Es ist seine Strategie, blitzschnell zuzuschlagen."
    „Oh, ihr Götter!" jammerte Flavius. „Der Mann ist kein General, der Mann ist ein Mörder!"
    „Wartet!" sagte Julius. „Ich glaube, wir regen uns alle unnötig auf. Es gibt neunhundert Senatoren im Senat. Es wäre doch verrückt, wenn es gerade einer unserer Väter wäre, der in dem Brief genannt ist."
    Die Jungen atmeten etwas erleichtert auf.
    „Es geschehen noch viel verrücktere Dinge im Leben", bemerkte Publius grinsend. „Halt den Mund!" schnauzte Caius ihn an. Flavius wurde wieder ängstlich. „Wir sollten sofort zu unseren Vätern rennen und sie warnen", sagte er.
    „Sie sindgarnicht zu Hause", sagte Julius. „Sie sind alle im Senat. Es wird über ein

Weitere Kostenlose Bücher