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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Nähe des Treffpunkts zu verstecken, um die beiden Männer zu belauschen", erzählte Udo weiter.
    „Das war schlau von dir", sagte Mucius anerkennend. Er erinnerte sich noch an seine unüberlegte Handlungsweise damals im Gewölbe des Zauberers Lukos; eine Handlungsweise, die ihm beinah zum Verhängnis geworden wäre. „Was geschah dann, Udo?" fragte er.
    „Ich schlich vorsichtig weiter und stieß beinah mit der Nase an das steinerne Gebäude. Es war ein Mausoleum. Dicht daneben stand eine Gruppe Lorbeerbüsche. Ich hatte mich kaum dahinter verkrochen, da hörte ich auch schon die beiden Männer kommen."
    „Hast du ihre Gesichter erkennen können?" fragte Julius.
    „Nein, es war zu dunkel. Außerdem trugen sie Mäntel mit Kapuzen, und sie hatten sich die Hauben über den Kopf gezogen. Ich sah nur, der eine Mann war mittelgroß und dick, der andere so groß wie Herkules. Der Dicke muß seine Stimme verstellt haben, er näselte beim Sprechen ganz unnatürlich.
    Ich war froh, daß ich mich erst mal versteckt hatte. Die beiden sahen wie Verschwörer aus", fuhr Udo fort. „Sie setzten sich auf die Stufen zum Mausoleum und sprachen miteinander. ,Warum ist dieser Halunke von einem Boten noch nicht hier?' fragte der Große. Er hat eine grobe Stimme und redet wie ein Halbidiot. ,Es ist eine weite Reise von Germanien nach Rom', sagte der Dicke. ,Die Postkutsche verspätet sich oft. Wenn er heute nacht nicht kommt, müssen wir unbedingt morgen um Mitternacht hier wieder auf ihn warten. Der Brief, den er bringt, ist ungeheuer wichtig für mich und meine Freunde. Für dich auch. Es steht drin, was du morgen zu tun hast.' ,He, du Dickwanst, wer bist du eigentlich?' grölte der Große, ,und wer sind deine andern Kumpane?' ,Das geht dich nichts an !' schnaubte der Dicke wütend. ,Wenn du deine Arbeit getan hast, bekommst du deine tausend Goldstücke. Dann laß dich nicht mehr sehen, oder du landest auch im Hades!'

    Der Große schien erschrocken zu sein. ,Na ja, na ja, geht mich wirklich nichts an. Will nur meine tausend Goldstücke verdienen. Wer ist der Kerl, der den Brief bringt? Darf ich das auch nicht wissen ?' ,Er ist ein Sklave und heißt Udo', sagte der Dicke. ,Soso, Udo, ein erbärmlicher Sklave', grunzte der Dicke. ,Sklaven sind gefährlicher als Giftschlangen. Was machen wir mit ihm, nachdem er den Brief abgeliefert hat?' ,Die Götter müssen dich mit Blindheit geschlagen haben', sagte der Dicke, häßlich auflachend. ,Wozu treffen wir uns in der Dunkelheit auf einem Friedhof? Du verscharrst ihn gleich hier an Ort und Stelle.'"
    Udo lächelte wieder. „Diese edle Absicht gefiel mir wenig", fuhr er fort. „Ich zog mich geräuschlos zurück, ohne den Brief abzugeben, und floh durch das Tor auf die Straße hinaus."
    „Die beiden Männer müssen was Schlimmes vorhaben", sagte Flavius.
    „Ich hab' gehört, was sie vorhaben, junger Herr", sagte Udo. „Der Große soll einen hohen Würdenträger in Rom ermorden." „Großer Jupiter!" stieß Mucius hervor. „Hast du gehört, wer ermordet werden soll?"
    „Das wußten sie noch nicht. Deswegen warteten sie auf mich. Es stünde in dem Brief drin, hat der Dicke gesagt. Er sagte nur, daß es ein berühmter Senator sei, der mundtot gemacht werden soll."
    „Was! ?" riefen die Jungen entsetzt im Chor. Jeder ihrer Väter war ein berühmter Senator.
6. Kapitel
Ein verhängnisvoller Brief
    „Mein Vater ist einer der berühmtesten Senatoren Roms", sagte Caius.
    „Meiner auch", behauptete Antonius.
    „Pluster dich nicht auf!" sagte Publius.
    „Du plusterst dich immer auf, du Truthahn", entgegnete Antonius. „Ich werd's dir gleich geben", erwiderte Publius drohend und schlug mit der Faust auf seine Kiste. „Ha, ha, ha!" lachte Antonius. „Wer nicht wagt, den Esel zu prügeln, prügelt den Sattel."
    „Sehr richtig, der Esel bist du!" gab Publius zurück.
    „Ihr seid beide Esel, und ich werde euch gleich das Fell versohlen !" grollte Mucius. „Vergeßt nicht, das Leben unserer Väter ist bedroht."
    Publius und Antonius schwiegen betroffen. Die Jungen starrten eine Weile verstört vor sich hin. Sie liebten ihre Väter sehr. Von der Decke klatschte ein Lehmklumpen vor ihre Füße, aber sie kümmerten sich nicht darum.
    „Wenn wir nur wüßten, welcher Senator gemeint ist", murmelte Caius. „Wir sollten Jupiter im Mondtempel ein Opfer bringen", sagte Flavius.
    „Ihr habt alle Bretter vorm Kopf", rief Rufus plötzlich. „Warum?" fragten die anderen erstaunt. „Der Brief -!

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