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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Niederlagen, die das Römische Reich erlitten hat.
    Als der Emperor Augustus die Unglücksnachricht hörte, soll er weinend zusammengebrochen sein und noch tagelang gejammert haben:,Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!' Ich glaube, am meisten hat ihn der Verlust der drei Banner mit dem römischen Adler und der Militärkasse geschmerzt, die Varus bei sich hatte. Es sollen hunderttausend Goldstücke gewesen sein, der Sold für die Legionäre. Das sind zehn Millionen Sesterzen. Sie sind bis heute noch nicht gefunden worden. Caius!" rief Xantippus scharf. „Hörst du zu, oder schläfst du ?"
    Caius fuhr hoch. „Nein", protestierte er. „Ich bin völlig munter."
    „So?" sagte Xantippus. „Na, dann wiederhole! Was hat der Emperor Augustus ausgerufen, als er von Varus' Niederlage hörte?"
    „Augustus ? Augustus ?" stotterte Caius. „Ach, ich weiß. Er soll ständig vor sich hin gemurmelt haben: ,Varus, Varus, gib mir meine Millionen wieder!'"
    Die anderen wieherten vor Lachen, eingeschlossen Udo. Auch Xantippus mußte kichern. „Caius, du bist unverbesserlich", sagte er. Doch dann wurde er wieder ernst. „Ich bitte um Ruhe! Das Motiv für das geplante Attentat bleibt leider so dunkel wie der Teutoburger Wald. Obwohl mir etwas dämmert, das ich aber erst noch logisch durchdenken muß. Was wir energisch verfolgen müssen, ist das Auffinden des Briefes. Einem Ermordeten kann das Motiv nicht mehr helfen. Was wir brauchen, ist der Keller, in dem Udos Mantel liegt."
    Er wandte sich an Udo. „Du hast erzählt, du seist, als du von dem Friedhof in der Via Salaris wegliefst, durch viele enge und winklige Gassen geflüchtet ? Richtig ?"
    „Ja, edler Meister", bestätigte Udo.
    „Standen zu beiden Seiten der Gassen Häuser ?"
    „Jawohl. Nachts habe ich es nicht sehen können; aber am frühen Morgen, als ich vor der Frau ausrückte, die mir den Besen auf den Kopf haute, rannte ich an lauter hohen Häusern entlang."
    „Die Häuser waren aus Ziegelsteinen, nicht wahr?"
    „Das stimmt, edler Meister. Sie waren so hoch, daß ich erstaunt war. Viele müssen mindestens sieben Stockwerke hoch gewesen sein. Ich wußte gar nicht, daß es auf der Welt so hohe Häuser gibt."
    „Gut", sagte Xantippus. „Das sind die neuen Mietskasernen in dem Stadtviertel zwischen dem Viminalis und dem Quirinalis. Ich merke, wir kommen unserer Sache schon beträchtlichnäher."
    „Entschuldige, Meister Xanthos", sagte Mucius, „ich kenne zufällig die Gegend. Es gibt dort massenhaft neue Mietskasernen. Wie sollen wir da den Keller eines ganz bestimmten Hauses finden? Leider haben doch die wenigsten Straßen in Rom weder Namen noch Hausnummern."
    „Du möchtest wohl, daß wir warten, bis dich ein gutgelaunter Gott mit der Nase drauf stößt, wie ?" sagte Xantippus.
    Mucius schwieg vorsichtshalber.
    „Mein Lieber, ich habe euch schon oft gepredigt: Die Götter schenken gern dem ihre Gunst, der sich selber hilft. Und ich bin gerade dabei, uns selber zu helfen. Unterbrich mich also gefälligst nicht mehr."
    Er wandte sich wiederanUdo. „Denke scharfnach IBistdugleich eingeschlafen, nachdem du dich in dem Keller hingelegt hast?"
    „Nein, edler Herr", sagte Udo. „Ich war viel zu aufgeregt; ich lauschte noch eine Zeitlang, ob nicht jemand käme und mich überraschte."
    „Ausgezeichnet!" sagte Xantippus.
    „Ich habe in der Nacht Pferde wiehern hören, dazu ein mahlendes Geräusch, als ob zwei schwere Steine gegeneinander rieben." „Aha!" sagte Xantippus. „Hast du sonst noch irgendwelche Geräusche gehört?"
    „In dem Keller, in dem ich lag, hörte ich direkt über mir ein metallisches Klirren. Es klang wie Schwerter, die zusammenschlugen, und ein Mann rief mit krächzender Stimme unentwegt: ,Heil, Emperor, wir, die dem Tode geweiht sind, grüßen dich!'"
    Xantippus zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Diese Antwort des jungen Sklaven Udo schien ihn zu verwirren. Er schwieg eine Weile nachdenklich. Plötzlich grinste er. „Sehr wahrscheinlich, sehrwahrscheinlich,dasmußessein",murmelteergeheimnisvoll. „Udo", fuhr er fort. „Du hast einen starken Duft von Mimosen gerochen, nicht wahr?"
    Udo war verblüfft. „Edler Meister, woher weißt du das?" Er staunte Xantippus an wie ein Kind einen Zauberer. „Ich habe tatsächlich Mimosen gerochen. Der Geruch war so stark, daß mir übel wurde."
    „Sehr erfreulich. Ganz großartig", sagte Xantippus. Er klopfte energisch mit seinem Stock an die Kiste, auf der Udo saß, und rief: „Junge

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