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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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am Tage während des Unterrichts. Alle Sklaven in den Fabriken müssen schon um Mitternacht anfangen zu arbeiten. So, und jetzt hört auf mit euren Fragen! Macht euch auf die Beine, und holt den Brief! Wenn die Götter uns gnädig sind, hat nicht jemand inzwischen den Mantel gefunden."
    „Ich glaube nicht, edler Meister", meldete Udo sich. „Der Mantel liegt sehr versteckt in einem Winkel hinter zwei Fässern."
    „Wenn ihr den Brief habt, kommt sofort zu mir in meine Wohnung", sagte Xantippus zu seinen Schülern. „Auch, wenn ihr ihn nicht habt."
    „Dürfen wir ihn aufmachen, wenn wir ihn gefunden haben?" fragte Julius. „Nein", sagte Xantippus. „Ich will erst das Siegel sorgfältig studieren, ob es auch echt ist."
    „Was sollen wir inzwischen mit Udo machen?" fragte Rufus.
    „Laßt ihn hier. Vielleicht brauchen wir ihn noch. Bringt ihm aber erst was zu essen, bevor ihr zu mir kommt." Xantippus ging auf den Ausgang zu. „Übrigens, ich werde am Triumphbogen des Augustus vorbeigehen und dem Verkäufer den Honig bezahlen. Ich werde euch dann sagen, was ich für euch ausgegeben habe." Er warf Antonius' Kreide auf eine Kiste, daß der Stift in viele kleine Stücke zerbrach, dann verschwand er.
    „Meine Kreide! So eine Gemeinheit!" jammerte Antonius.
    „Der Honig kann uns eine Stange Geld kosten", sagte Julius seufzend.
    „Vielleicht können wir es Xantippus in Raten abzahlen?" sagte Flavius. „Da kommst du bei Xantippus an den Unrechten!" höhnte Publius. Er war böse, weil Xantippus ihn angeschnauzt hatte. „Los! Los!" kommandierte Mucius. „Auf in die Lange Straße!"
10. Kapitel
Heil, Emperor, wir, die dem Tode geweiht sind, grüßen dich!
    Auf dem Forum hielten die Jungen sich hinter den Säulen der Basilika und schauten nach allen Seiten aus, ob auch nicht plötzlich der Exgladiator wiederauftauchte.
    „Ich hoffe, dieses Ungeheuer lauert nicht irgendwo auf uns", sagte Flavius.
    „Der hat was anderes zu tun", sagte Publius grinsend. „Er braucht noch Stunden, um den Honig loszuwerden."
    Vor dem Senatsgebäude verkündete der Herold, daß es laut über den ganzen Platz hinwegschallte: „Der Schatten der Sonne hat die Linie zu meinen Füßen erreicht, die Mittagsstunde ist da!"
    Das Forum, das von Menschen wimmelte, leerte sich rasch. Viele gingen nach Hause, um sich schlafen zu legen, doch die meisten eilten in ihre bevorzugten Badehäuser oder Schwimmhallen, von denen es fast zweihundert in Rom gab. Die Besitzer der zahlreichen Verkaufsbuden ringsum packten ihre Waren zusammen, geschmacklose Souvenirs, die gewöhnlich nur die Fremden kauften, und anderen billigen Krimskrams. Dann klappten sie die Läden für eine ausgedehnte Siesta zu. Die vornehmeren Geschäfte in den Seitenstraßen schlossen gleich für den Rest des Tages.
    Nur die Senatoren im Senat mußten ausharren; auf Befehl des Emperors durften sie nicht weggehen, bevor nicht über das Gesetz über die Steuererhöhung abgestimmt war.
    Vielleicht waren sie nicht unglücklich darüber, denn im Senat war es kühl, während draußen die Sonne auf die Stadt niederbrannte. Den Jungen kam es vor, als ob das Pflaster unter ihren Sandalen glühte.
    In der Langen Straße konnten sie endlich im Schatten des Viminalis weitermarschieren. Als sie um die Ecke der dritten Seitengasse bogen, sahen sie die hohen Mietskasernen und atmeten auch schon den ersten Hauch von Mimosenduft ein. Je weiter sie vordrangen, um so betäubender wurde der Geruch, so daß sie die Seifenfabrik gar nicht verfehlen konnten. Drei bleierne Schornsteine qualmten geschäftig. Hinter dem Lattenzaum des Verladeplatzes packten Sklaven Kisten mit Seifenschachteln voll.
    Schräg gegenüber lag die Getreidemühle, von der Xantippus erzählt hatte. Sie hörten Pferde schnauben, Peitschen knallen und die Mühlsteine knirschen.
    Mucius studierte aufmerksam die Häuser auf der anderen Seite. Die Bürgersteige davor waren ein Schmutzhaufen. Überall türmten sich Abfälle, dazwischen staken zerbrochene Teile weggeworfener Möbel. Zerlumpte kleine Kinder spielten fröhlich lärmend auf dem Fahrdamm, der auch nicht viel sauberer aussah. Die Jungen warfen sich Lederbälle zu, die Mädchen übten Seilspringen. Andere hatten sich Blumenkränze aufgesetzt und tanzten Ringelreihen.
    Fast alle Häuser hatten Balkons. Sie waren mit Blumenkästen geschmückt, die von Geranien oder Petunien strotzten. Sie stachen auffallend ab gegen die sonstige Verlotterung ringsumher. Von Haus zu Haus, kreuz und

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