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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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eigentlich wissen."
    „Ich hatte es nur vergessen", beichtete Flavius. „Ich hoffe, ihr erinnert euch noch an Euklid", fuhr Xantippus fort. Die Jungen wunderten sich, was dieser Euklid wohl mit dem Brief zu tun hatte.
    „Ich weiß, wer Euklid ist", rief Antonius, die Hand hochhebend. „Das ist der Mann, der die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten erfunden hat."
    Seine Freunde lachten. Auch Udo lachte mit. „Ruhe!" donnerte Xantippus. „Antonius, sollte das etwa ein Witz sein ?" fragte er scharf. „I wo", sagte Antonius strahlend, „der Mann hat es ernst gemeint." Xantippus seufzte. „Euklid war der größte Mathematiker Griechenlands", sagte er. „In seinen weltberühmten ,Elementen der Geometrie' legte er fest, daß es nur eine einzige gerade Linie zwischen zwei Punkten gibt. Das ist ein Axiom." Die Jungen wußten auch nicht, auf welche Weise ihnen eine gerade Linie helfen könnte.
    „Meister Xanthos", sagte Julius, „leider hat Udo keinen blassen Schimmer mehr, in welchem Keller der Mantel liegt. Es ist völlig hoffnungslos, den Brief zu finden."
    „Ein Mensch, der nicht mehr hofft, lebt nicht mehr", sagte Xantippus. „Ebensowenig wie ein toter Baum neue Blätter bringt. Udo!" befahl er. „Komm hierher, und setz dich dorthin, mir gegenüber !"
    Udo sprang auf und setzte sich auf eine Kiste zu Xantippus' Füßen. Er schaute erwartungsvoll zu ihm auf. „Schwöre bei allen deinen Göttern, daß du die Wahrheit gesagt hast, nichts als die Wahrheit!" „Ich schwöre bei allen meinen Göttern, daß ich die Wahrheit gesagt habe, nichts als die Wahrheit", wiederholte Udo.
    Xantippus nickte befriedigt. „Nun, mein Sohn, du sagst, du seist ein persönlicher Sklave Pollinos gewesen? Hast du irgendeine Vermutung, wer ermordet werden soll ?"
    „Nein, edler Meister", beteuerte Udo. „Hast du zufällig einmal gehört, warum dein Herreinen berühmten Senator beseitigen lassen möchte?" fuhr Xantippus fort.
    „Ich habe nur einmal Bruchstücke eines Gesprächs gehört, die mit dem Attentatsplanzusammenhängen könnten", erzählteUdo. „Vor ungefähr zwei Monaten war ein Mann bei meinem Herrn. Sie unterhielten sich beim Essen auf verdächtige Weise. Mir fiel auf, daß sie jedesmal verstummten, wenn ich hereinkam, um sie zu bedienen. Ich hab' aber doch ein paar Brocken des Gesprächs aufgeschnappt. Allerdings nur draußen vor der Tür", gestand Udo lächelnd. „Mein Herr sagte einmal: ,Es gibt nur einen einzigen Menschen, der uns gefährlich werden könnte: Es soll ein berühmter Senator sein. Meine Spione wissen noch nicht, wer es ist, aber sie sind ihm auf der Spur. Er muß unbedingt beiseite geschafft werden, sonst sind wir nicht sicher.' Mein Herr sprach auch von einem Käfig, den er nach Rom schaffen ließ."

    „Einem Käfig?" wiederholte Xantippus erstaunt.
    Udo nickte. „Ich wußte, von welchem Käfig er sprach: In dem Käfig war ein wilder Bär, eine Spende meines Herrn an den Zoologischen Garten in Rom. Ich war dabei, als der Käfig von vierundzwanzig Legionären auf den Wagen gehoben wurde. Es waren zwölf Zugochsen vorgespannt." „Vierundzwanzig Legionäre und zwölf Zugochsen!" rief Antonius. „Das kann kein Bär gewesen sein. Es war ein Mammut!"
    „Still!" herrschte Xantippus ihn an.
    „Dann hab' ich noch gehört", erzählte Udo weiter, „daß mein Herr und der Mann öfter Varus und den Teutoburger Wald erwähnten. Was das mit der geplanten Ermordung des berühmten Senators zu tun haben könnte, ist mir ein Rätsel."
    „Mir auch", brummte Xantippus. „Wilde Bären gibt es ja eine Menge in Germanien. Den verstorbenen Varus jedoch gab es nur einmal." Er schaute seine Schüler an. „Aufgepaßt! Was wißt ihr noch von Varus, he?"
    „Varus ?" sagte Antonius. „Den kenne ich nicht."
    „Niemals was von ihm gehört", sagte Publius.
    Den anderen schien dieser Varus auch eine unbekannte Größe zu sein.
    „Sehr bedauerlich, sehr bedauerlich", sagte Xantippus. „Höchste Zeit, daß ich eure Geschichtskenntnisse ein bißchen auffrische. Vor elf Jahren hat Augustus, der verstorbene Emperor, Varus mit drei der besten Legionen nach Germanien geschickt, um einen Aufstand niederzuschlagen. Leider kehrten die Germanen den Spieß um. Unter der Führung ihres Nationalhelden Hermann überfielen sie Varus und seine Legionen im Teutoburger Wald und besiegten ihn so gründlich, daß nur eine Handvoll von Legionären entkommen konnte. Varus selbst beging Selbstmord. Es war eine der katastrophalsten

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