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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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quer, waren Leinen gezogen, vollgehängt mit bunter Wäsche, die sich im Winde blähte.
    Ein paar Frauen beugten sich aus den Fenstern und guckten neugierig auf die vornehm angezogenen Jungen hinunter. Direkt über ihnen goß eine Frau einen Eimer mit Spülwasser aus, und sie mußten blitzschnell beiseite springen, um nichts abzubekommen.
    „Es gefällt mir hier nicht", sagte Flavius.
    „Wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier", sagte Mucius. „Julius", fuhr er fort, „kannst du einen Kellereingang in dem Haus rechts von der Getreidemühle sehn?"
    „Nein", sagte Julius. „Ich sehe nur einen Milchladen und einen Fleischer. Dazwischen ist noch eine kleine Werkstatt. Die Tür steht offen."
    „Eine Gladiatorenschule ist weit und breit nicht zu entdecken", sagte Rufus. „Xantippus hat sich blamiert", sagte Publius. „Er ist also doch nicht unfehlbar." „Wir wollen den Bogen nicht hinter den Pfeilen herwerfen", sagte Mucius. „Vielleicht ist es das Haus links von der Mühle."
    Sie gingen hinüber, fanden aber auch dort keinen Kellereingang und kehrten enttäuscht zu dem ersten Haus zurück. Sie standen eine Weile unschlüssig herum, wollten sich schon geschlagen geben und abziehen, da horchten sie gebannt auf. In der Werkstatt klirrten Schwerter, und jemand kreischte plötzlich: „Heil, Emperor, wir, die dem Tode geweiht sind, grüßen dich!" Mucius sprang hin und guckte in die Werkstatt hinein. Die .mderen folgten ihm und lugten über seine Schultern. Ein Mann, der ihnen den Rücken zukehrte, stand vor einem Amboß und schlug mit einem großen Hammer auf ein verbogenes Schwert.
    Er mußte ein Schmied sein, der Schwerter reparierte.
    „Heil, Emperor, wir, die dem Tode geweiht sind, grüßen dich!" Kreischte es wieder. Mucius lachte laut auf. In einem Winkel hing ein Käfig von der Decke, und in dem Käfig hüpfte ein Papagei aufgeregt auf seiner Stange hin und her. Er glotzte die Jungen mit schiefgehaltenem Kopf an und schrie wieder: „Heil, Emperor, wir, die dem Tode geweiht sind, grüßen dich!"

    „Ein Papagei - !" rief Flavius. „Wer hätte das geahnt!"
    „Und dort ist auch die Kellertreppe", stieß Antonius hervor.
    Jetzt sahen die anderen sie auch. In der Werkstatt führten gleich links neben dem Eingang Steinstufen in einen Keller. „Udo muß dort hinuntergerannt sein, als der Schmied zufällig nicht da war", sagte Julius.
    Die Jungen starrten beunruhigt auf den breiten Rücken des Mannes. Er hämmerte noch immer wild auf das Schwert ein. Er sah so groß und stark aus wie der Berserker, der die Jungen auf dem Forum überfallen hatte. Der Schmied war vielleicht ein Ex gladiator, und seine Freunde ließen sich ihre Schwerter von ihm heil machen. Von ihnen hatte wahrscheinlich auch der Papagei den feierlichen Salut an den Emperor gelernt.
    „Wie kommen wir jetzt nur zu dem Mantel?" flüsterte Julius mit einem besorgten Blick auf den Schmied.
    „Bleibt ihr hier an der Tür", zischte Mucius. „Ihr müßt meinen Rückzug decken. Ich schleiche mich in den Keller hinunter, und wenn ich Glück habe, merkt es der Mann nicht." Er zögerte auch nicht mehr, sondern stieg kurz entschlossen auf Zehenspitzen in die Tiefe.
    Solange er verschwunden blieb, hielten seine Freunde den Atem an und ließen den Schmied nicht aus den Augen. Mucius tauchte rasch auf. In seiner Hand schwenkte er triumphierend Udos aufgerollten Mantel.
    In diesem Augenblick kam eine Frau mit einem Besen in der Hand durch die Hintertür herein. Sie erblickte Mucius und brüllte:
    „Ha, Emos! Hilfe! Da ist der Dieb von heute nacht!" Wie eine gereizte Tigerin schoß sie auf Mucius los und hieb ihm den Besenstiel über den Kopf. Der Schmied drehte sich verblüfft um und blieb wie angewurzelt neben seinem Amboß stehen.
    Mucius hingegen sauste hinaus zu seinen Freunden, die Frau mit geschwungenem Besen hinter ihm her. „Haltet den Dieb!" schrie sie.
    „Heil; Emperor, wir, die dem Tode geweiht sind, grüßen dich" kreischte der Papagei.
    „Rasch, rasch, Mucius!" brüllten seine Freunde. Dann rasten < sie mit ihm die Gasse hinunter, wobei sie beinah ein Knäuel Kinder überrannt hätten, flitzten um die Ecke der Langen Straße und rannten so lange, bis ihnen die Puste ausging.
    Sie flüchteten hinter eine Mauer des Konstantinbades und lugten um die Ecke, ob sie auch nicht verfolgt würden.
    „Niemand zu sehen", keuchte Julius.
    „Glück gehabt", schnaufte Rufus.
    Mucius rieb sich die Stirn. „Jetzt hab'ichauch eins mit dem Besen

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