Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
Vom Netzwerk:
gekieste Einfahrt, gesäumt von Oleanderbüschen, war säuberlich geharkt, kein heruntergefallenes Blättchen störte das ruhige Bild. Wahrscheinlich beschäftigte der Hausherr einen Riesenstab von Gärtnern, Dienern, Hausmädchen und anderem Personal, um das Anwesen in Ordnung zu halten.
    Sie atmete die warme, nach Gewürzen und Blüten duftende Luft und stieg die Treppe empor. Ihre beiden Koffer ließ sie in der Einfahrt stehen, es war nicht sehr wahrscheinlich, dass sie hier jemand stehlen würde.
    Nachdem sie vergeblich Ausschau nach einer Klingel gehalten hatte, betätigte sie den Türklopfer, der einem Adlerkopf mit einem Ring im Schnabel nachgebildet war. Ihr Klopfen hallte dumpf durch das Haus, und sie musste nicht lange warten, bis sie Schritte herannahen hörte.
    Der blonde Mann, der die Tür öffnete, war unauffällig gekleidet und musterte sie fragend. »Sie wünschen, bitte?«, fragte er.
    »Flannery Gardner«, erwiderte sie. »Kendal Bardsley von Bardsley's & Carrington hat mich Ihnen avisiert. Ich bin die Sachverständige ...«
    »Ach du Schreck«, sagte der Mann zu ihrer Überraschung und wechselte dabei ins Englische. »Sie sind absolut nicht der, den wir erwartet haben, Ms Gardner. Ich weiß nicht ...« Er blickte mit deutlicher Nervosität über seine Schulter, und einen Moment lang fürchtete Flannery, er würde ihr die Tür vor der Nase zuschlagen. »Na gut, jetzt sind sie einmal hier«, sagte er und schob die Tür ganz auf. »Kommen Sie herein.«
    Was für ein Empfang. Flannery biss sich auf die Lippe und deutete hinaus. »Meine Koffer ...«
    »Ja.« Der Mann strich sich fahrig das dunkelblonde Haar aus der Stirn. »Flavio wird sich darum kümmern.« Er gab ihr einen Wink, ihm zu folgen.
    Flannery betrat die große, terracottageflieste Halle. Zwei schwere Leuchter hingen von der hohen Balkendecke, eine breite Treppe führte ins Obergeschoss und mehrere Türen führten tiefer ins Haus. Die Halle war so gut wie unmöbliert bis auf einen riesigen geschnitzten Schrank und eine breite Bank mit einer silbernen Schale. Zwischen zwei Türen stand noch eine hohe Bodenvase und in einer Ecke ein hochlehniger Stuhl.
    »Kommen Sie, Ms Gardner?« Der Mann hielt ihr eine der Türen auf.
    Flannery rührte sich nicht von der Stelle. »Darf ich erfahren, mit wem ich das Vergnügen habe?«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er. »Wie unhöflich von mir. Andrew Dawkins. Ich bin der Sekretär des Grafen.«
    Flannery nickte. Der Name war ihr von Kendal genannt worden. »Mr Dawkins, ich war der Ansicht, dass Sie von meiner Ankunft unterrichtet worden sind. Die Bibliothek, die ich zu sichten habe ...«
    »Ja, natürlich«, unterbrach er sie. »Es tut mir leid, mein Empfang muss befremdlich auf Sie wirken. Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro, dort können wir besprechen, was zu tun ist.«
    Flannery hob die Braue. Ihre Bluse klebte ihr am Rücken, sie fühlte sich verschwitzt und müde von der Reise und hätte zu gerne eine Dusche genommen, ihre Kleider gewechselt und sich ein wenig ausgeruht. Aber gut, wenn ihr Auftraggeber es vorzog, sie unverzüglich an die Arbeit zu schicken, dann wollte sie es sich nicht gleich am ersten Tag mit ihm verderben. Schließlich hatte Dawkins sich ja ohnehin nicht sonderlich erfreut über ihren Anblick gezeigt.
    »Wen hatten Sie denn statt meiner erwartet?«, fragte sie und folgte ihm durch einen Gang, der in den hinteren Teil des Hauses führte.
    »Bitte?«, fragte der Sekretär, der offensichtlich in Gedanken war. »Erwartet? Oh, einen Sachverständigen namens Flannery Gardner.« Er lächelte zum ersten Mal, seit sie ihn kennengelernt hatte, und das Lächeln stand ihm gut. Er hatte ein offenes, jungenhaftes Gesicht.
    Flannery erwiderte das Lächeln verdutzt. »Dann verstehe ich Ihre Überraschung nicht.«
    Er antwortete nicht, sondern öffnete eine weitere Tür, die in einen hellen, nüchtern eingerichteten Raum mit Aktenschränken, einer kleinen Sitzgruppe und einem Schreibtisch am Fenster führte. »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Dawkins. »Möchten Sie etwas trinken?«
    Flannery bat um ein Glas Wasser. Sie trank und sah aus dem Fenster, während der Sekretär sich an seinen Computer begab. Er tippte mit gerunzelter Stirn auf der Tastatur herum und starrte den Monitor an. Dann griff er zum Telefon. »Ms Gardner«, begann er, »ehe ich den Grafen von Ihrer Ankunft unterrichte, muss ich Ihnen noch etwas erklären. Es ist gut möglich, dass sie umgehend wieder zurück nach England

Weitere Kostenlose Bücher