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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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geschickt werden. Natürlich werden wir Ihnen in diesem Fall eine Entschädigung ...«
    Die Tür hinter Flannerys Rücken öffnete sich und unterbrach ihn. »Dawkins«, sagte eine gereizt klingende Stimme, »was geht hier vor?«
    Der Sekretär sprang auf. »Signor Conte«, sagte er. »Das ist ... ein bedauerlicher Irrtum. Ich nehme selbstverständlich alle Schuld auf mich.«
    Flannery schüttelte den Kopf und drehte sich um, blickte in ein anziehendes dunkles Gesicht mit einer geraden Patriziernase, einem kräftigen Kinn, entschlossenem Mund und strahlend grünen Augen unter dunklen Brauen. Der Mann - es musste sich um Alessandro della Gherardesca selbst handeln - erwiderte ihren Blick so kalt, dass es sie schaudern machte. Er musterte sie mit einer Miene, die man nur als »angewidert« bezeichnen konnte und wandte dann seine Aufmerksamkeit vollkommen auf Dawkins, der mit emporgezogenen Schultern dastand, als erwarte er Prügel.
    »Wer ist das?«, verlangte der Conte zu wissen. Er ignorierte Flannery nach dem ersten Blickkontakt so vollkommen, als sei sie Luft.
    Sie musterte ihren Auftraggeber dafür umso ausgiebiger. Groß und athletisch füllte er den Türrahmen aus. Die legere Sommerhose und das helle Hemd ließen seine Bräune noch tiefer erscheinen. Die Kleidungsstücke erschienen auf den ersten Blick zwar schlicht, aber die nähere Betrachtung offenbarte den bestechenden Schnitt und das exquisite Material - das war nichts von der Stange, sondern stammte von einem sehr guten Schneider.
    Aber noch exquisiter als die Kleidung war der Mann, der darin steckte. Flannery rief sich energisch zur Ordnung. Ja, Conte della Gherardesca war in jeder Hinsicht ihr Typ. Er war dunkel und groß, schlank und breitschultrig, hatte ein markantes Gesicht und dichtes, dunkles Haar, das an den Schläfen schon einen zarten Schimmer von Silber zeigte. Seine Haltung strömte die Arroganz und Selbstsicherheit aus wie einen betörenden Lockstoff und er hatte das, was man gemeinhin ›Grandezza‹ nannte.
    Flannery riss ihren Blick von ihm los. Gegen dieses Bild von einem Mann verblasste der brave Dawkins zur Unscheinbarkeit, aber Flannery ließ ihren aufgewühlten Geist beim Anblick des Sekretärs zur Ruhe kommen und hörte nun auch wieder, was er sagte.
    »... konnte nicht wissen, dass Bardsley uns eine Frau schickt«, verteidigte er sich gerade. »Der Name ließ nichts dergleichen ahnen. Flannery ist ebenso ein männlicher Vorname.«
    »Sie hätten sich eben vergewissern müssen, Dawkins!« Der Graf vollführte eine unmutige Geste und blickte dicht an Flannerys rechtem Ohr vorbei. »Wenn wir mehr Zeit hätten, Signora Gardner, würde ich Sie bitten, unverzüglich wieder abzureisen. Aber da Mr Lamon Ihre Expertise bis zu seiner Abreise in die Staaten zu sehen wünscht, bleibt mir nichts anderes übrig, als fürs erste in den sauren Apfel zu beißen. Sie werden heute noch mit der Arbeit beginnen. Dawkins zeigt Ihnen die Bibliothek.« Er nickte knapp und unfreundlich und wandte sich wieder an den Sekretär: »Und sie mailen Mr Bardsley, dass er uns einen Ersatz schickt. Al più presto!«
    Die Tür schlug hinter ihm zu, und Flannery schnappte nach Luft. »Was bildet er sich ein?«, entfuhr es ihr.
    Dawkins hob die Schultern. »Signor della Gherardesca wünscht keine weiblichen ... also, er hat es nicht gerne, wenn Frauen hier - äh - jüngere Frauen. Attraktive ... also, ich bitte um Vergebung, Ms Gardner, es ist wirklich zu albern.« Er lachte, ließ sich in seinen Stuhl fallen und griff nach einer Zigarettenschachtel.
    Flannery schüttelte ungläubig den Kopf. »Wollen Sie damit sagen, dass er keine Frauen mag?« Sie dachte an den Zeitungsartikel und das Geschwätz des Taxifahrers und lachte auf. »Er hat nicht gerade den Ruf eines Frauenhassers, Ihr Chef.«
    Dawkins grinste. »Nein, nein, das ist er auch durchaus nicht, ganz im Gegenteil.« Er ließ sein Feuerzeug aufspringen und machte eine kreisende Bewegung mit der Hand, die die Zigarette hielt. »Er duldet nur einfach keine Frauen hier im Haus.«
    »So«, sagte Flannery skeptisch und trotz der ärgerlichen Situation ein wenig amüsiert. »Ich werde mich also bemühen, ihm nicht allzu oft vor die Füße zu laufen.«
    Schade, dachte sie unwillkürlich. Sehr schade.
    »Nicht vor die Füße laufen - das ist eine gute Idee.« Dawkins zog an seiner inzwischen entzündeten Zigarette. »Es ist ja nur, bis Ihr Arbeitgeber einen Ersatzmann schickt.«
    »Das könnte schwierig werden«, sagte

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