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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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stand, und stellte die Regler der Stiefel nach, damit er nur noch leicht am Boden der Luftschleuse haftete. Die innere Schleusentür zirpte, um ihm zu zeigen, dass er den Anzug ausziehen und das Schiff betreten konnte. Er ignorierte es und aktivierte ein Wanddisplay, das er auf den Frachtraum einstellte. Holden schwebte neben der Frachtluke. Amos hing an einer in der Wand verankerten Leiter und untersuchte etwas Kleines und Glänzendes, das an der Wand haftete.
    »Was ist das, Amos?«, fragte Naomi.
    »Da klebt Dreck von dem Monster dran«, erklärte Amos. »Aber es sieht mir nach einer ziemlich normalen Brandbombe aus. Nicht sehr groß, aber ausreichend, um zwei Quadratmeter zu verdampfen.«
    Darauf herrschte Schweigen. Prax löste die Dichtungen seines Helms, nahm ihn ab und atmete die Luft des Schiffs tief ein. Dann schaltete er auf eine Außenkamera um. Das Monster schwebte hinter dem Schiff. Im schwachen Licht, das aus dem Frachtraum fiel, tauchte es kurz auf und verschwand wieder. Es hatte sich um die radioaktive Beute gewickelt und entfernte sich langsam.
    »Eine Bombe?«, sagte Holden. »Willst du mir sagen, das Biest hat eine Bombe zurückgelassen?«
    »Und eine verdammt eigenartige, wenn du mich fragst«, bestätigte Amos.
    »Amos, komm zu mir in die Frachtschleuse«, sagte Holden. »Alex, was müssen wir noch tun, ehe wir das Monster verbrennen können? Ist Prax wieder drinnen?«
    »Seid ihr in der Luftschleuse?«, fragte Alex.
    »Inzwischen sind wir beide drin. Los jetzt.«
    »Das lass ich mir nicht zweimal sagen«, antwortete Alex. »Achtung, wir beschleunigen.«
    Der biochemische Rausch, der durch Euphorie, Panik und das Gefühl der Sicherheit erzeugt wurde, verzögerte Prax’ Reaktionen. Als der Schub einsetzte, stand er noch nicht richtig. Er stolperte gegen die Wand und stieß sich an der inneren Tür der Luftschleuse den Kopf. Es war ihm egal. Es fühlte sich wundervoll an. Er hatte das Monster vom Schiff gelockt. Es verbrannte im feurigen Raketenschweif der Rosinante , und er konnte sogar zusehen.
    Dann trat ein wütender Gott in die Seite des Schiffs, und es drehte sich hilflos in der Leere. Prax wurde endgültig von den Füßen gerissen. Der sanfte magnetische Zug der Stiefel konnte es nicht verhindern. Die äußere Schleusentür stürzte auf ihn zu, und dann wurde es schwarz um ihn.

28 Avasarala
    Schon wieder ein Energieausbruch. Es war der dritte. Nur dass dieses Mal auf keinen Fall Bobbies Monster beteiligt waren. Also war es vielleicht am Ende … doch nur ein Zufall. Das warf Fragen auf. Wenn das Ding nicht von der Venus gekommen war, woher stammte es dann?
    Die Welt hatte sich jedoch verschworen, sie abzulenken.
    »Sie ist nicht das, wofür wir sie gehalten haben, Madam«, erklärte Soren. »Ich bin auch auf das arme kleine Ding vom Mars hereingefallen. Sie ist gut.«
    Avasarala lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Das nachrichtendienstliche Dossier auf ihrem Bildschirm zeigte die Frau, die sich Roberta Draper nannte, in Zivilkleidung. Wenn überhaupt, dann wirkte sie darin noch größer. Der Name, der dort stand, lautete allerdings Amanda Telelé. Eine Agentin des marsianischen Geheimdienstes.
    »Ich forsche weiter nach«, erklärte Soren. »Anscheinend gab es wirklich mal eine Roberta Draper, die jedoch zusammen mit den anderen Marinesoldaten auf Ganymed starb.«
    Avasarala wehrte mit einer Geste ab und überflog den Bericht. Aufzeichnungen steganografisch verschlüsselter Meldungen zwischen der angeblichen Bobbie und einem bekannten marsianischen Agenten auf Luna. Sie setzten an dem Tag ein, als Avasarala die junge Frau rekrutiert hatte. Avasarala wartete darauf, dass ihr die Angst die Brust zuschnürte und sie sich verraten fühlte. Das Gefühl blieb aus. Sie ging den Bericht weiter durch, nahm die neuen Informationen auf und wartete auf eine körperliche Reaktion. Nichts geschah.
    »Warum haben wir diese Angelegenheit näher untersucht?«, fragte sie.
    »Es war nur eine Ahnung«, antwortete Soren. »Es war ihr Verhalten, wenn Sie nicht in der Nähe waren. Sie war ein wenig zu … zu glatt, glaube ich. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Also habe ich die Initiative ergriffen und gesagt, es sei von Ihnen ausgegangen.«
    »Damit ich nicht wie eine Idiotin dastehe, nachdem ich mir selbst einen Maulwurf ins Büro gesetzt habe?«
    »Es schien mir einfach ein Gebot der Höflichkeit«, antwortete Soren. »Wenn Sie überlegen, wie Sie meine guten Dienste belohnen wollen, würde ich

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