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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Sie. Nein, hier ist der neue Plan«, warf er ein. »Es nähert sich der Strahlungsquelle. Es ist wie eine Wurzel, die dem Wasser zustrebt.«
    Naomi hatte sich umgedreht und sah ihm zu, wie er im Raum schwebte. Sie schien sich zu drehen, und Prax’ Gehirn brauchte einen Augenblick, um sich auf die Frau einzustellen, die unter ihm davonwirbelte. Er schloss die Augen.
    »Sie müssen uns das noch einmal ausführlich erklären«, verlangte Holden. »Aber schnell. Wie können wir es kontrollieren?«
    »Ändern Sie die Strahlungsquelle«, schlug Prax vor. »Wie lange brauchen Sie, um einen Behälter mit ein paar nicht abgeschirmten Radioisotopen bereitzustellen?«
    »Kommt drauf an, Doc«, sagte Amos. »Wie viel brauchen wir denn?«
    »Etwas mehr, als jetzt aus dem Reaktor dringt«, erklärte Prax.
    »Ein Köder.« Naomi packte ihn und zog ihn bis zu einem Handgriff. »Sie wollen ihm etwas anbieten, das nach einer besseren Nahrungsquelle aussieht, und das Biest damit aus der Tür locken.«
    »Das habe ich doch gerade gesagt. Oder habe ich es nicht gesagt?«, erwiderte Prax.
    »Nicht direkt«, meinte Naomi.
    Auf dem Bildschirm war das Wesen inzwischen von einer Wolke kleiner Metallspäne umgeben. Prax war nicht sicher, weil die Auflösung des Bildes zu schlecht war, aber es kam ihm so vor, als veränderte sich die Hand beim Graben. Er fragte sich, inwieweit die Beschränkungen, die der äußeren Form des Protomoleküls auferlegt waren, Schäden und Heilprozesse beeinflussten. Regenerative Prozesse waren oft die Phasen, in denen beschränkende Systeme versagten. Krebs war letzten Endes nur ein außer Kontrolle geratenes Zellwachstum. Wenn bei diesem Wesen eine Veränderung einsetzte, war sie möglicherweise nicht mehr aufzuhalten.
    »Egal«, sagte Prax. »Ich glaube, wir müssen uns beeilen.«
    Der Plan war recht einfach. Amos wollte in den Frachtraum zurückkehren und den Kapitän befreien, sobald sich die Luke hinter dem Eindringling geschlossen hatte. Naomi sollte vom Operationsdeck aus die Türen schließen, sobald das Wesen den radioaktiven Köder angenommen hatte. Alex würde die Maschinen starten, sobald dies möglich war, ohne den Kapitän zu töten. Und der Köder – ein Zylinder von einem halben Kilo Gewicht mit einer dünnen Umhüllung aus Blei, damit das Wesen nicht zu früh aufmerksam wurde – sollte durch die Hauptluftschleuse nach draußen gebracht und ins Vakuum geworfen werden. Das war die Aufgabe des letzten noch freien Besatzungsmitglieds.
    Prax schwebte in der Luftschleuse und hielt den Köder mit den dicken Handschuhen seines Schutzanzugs fest. Er bereute es und war sehr unsicher.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn Amos diesen Teil übernehmen könnte«, sagte Prax.
    »Tut mir leid, Doc. Ich muss einen neunzig Kilo schweren Kapitän schleppen«, antwortete der Mechaniker.
    »Können wir das nicht automatisieren? Ein Laborroboter könnte …«
    »Prax«, fiel Naomi ihm ins Wort. Es war nur eine Silbe, die sie zudem sanft aussprach, aber die Bedeutung war klar: Setz endlich deinen Arsch in Bewegung. Noch einmal überprüfte Prax die Dichtungen seines Anzugs. Alles sah gut aus. Der Anzug war viel besser als jener, den er bei der Flucht von Ganymed getragen hatte. Von der Personenschleuse vorne im Schiff bis zur Frachtluke, die sich am Heck befand, waren es fünfundzwanzig Meter. Er musste nicht einmal die ganze Strecke zurücklegen. Er vergewisserte sich, dass das Kabel seiner Funkanlage fest in der Buchse der Luftschleuse steckte.
    Noch eine interessante Frage: Waren die Funkstörungen eine natürliche Auswirkung des Monsters? Prax überlegte, wie so etwas biologisch machbar war. Würde die Störung verschwinden, sobald das Monster das Schiff verließ? Wenn es vom Rückstoßstrahl verbrannt wurde?
    »Prax«, drängte Naomi. »Es wird Zeit.«
    »In Ordnung«, antwortete er. »Ich gehe raus.«
    Die äußere Schleusentür öffnete sich. Sein erster Impuls war, nach draußen in die Dunkelheit zu stürmen, als wäre sie nur ein großer Raum. Der zweite war, auf Händen und Knien zu kriechen und so viel Körperfläche wie möglich in Verbindung mit dem Schiff zu belassen. Prax nahm den Köder in eine Hand und benutzte die Halteschlaufen, um sich nach oben und hinauszumanövrieren.
    Die Dunkelheit war überwältigend. Die Rosinante war ein Floß aus Metall und Farbe auf einem Ozean. Nein, das war mehr als ein Ozean. Die Sterne umgaben ihn ringsherum, und selbst die nächsten waren Hunderte Lebensspannen

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