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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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abgeschickt hatte, erschien schon das Vorrangsignal. Drei Minuten später meldete sich Errinwright. Er benutzte sein Handterminal, das Bild hüpfte auf und ab, als seine Limousine holperte und abbog. Dort, wo er war, herrschte tiefste Nacht.
    »Chrisjen!«, sagte er. »Ist etwas passiert?«
    »Eigentlich nichts Schlimmes«, antwortete Avasarala. Insgeheim verfluchte sie die schlechte Verbindung. Sie wollte sein Gesicht sehen. Sie wollte sehen, wie er sie anlog. »Soren hat mir etwas Interessantes mitgeteilt. Der Geheimdienst meint, mein marsianischer Verbindungsoffizier sei ein Spion.«
    »Wirklich?«, staunte Errinwright. »Eine dumme Geschichte. Lassen Sie die Frau verhaften?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Avasarala. »Ich glaube, ich werde sie gezielt mit Fehlinformationen füttern. Der Teufel, den wir kennen, ist nur noch halb so gefährlich. Meinen Sie nicht auch?«
    Es gab eine winzige Pause, ehe er antwortete.
    »Das ist eine gute Idee. Tun Sie das.«
    »Danke, Sir.«
    »Da Sie schon einmal dran sind, möchte ich Sie noch etwas fragen. Gibt es dringende Angelegenheiten, die Ihre Anwesenheit im Büro erfordern, oder können Sie auch auf einem Schiff arbeiten?«
    Sie lächelte. Da kam schon sein nächster Schachzug.
    »Woran denken Sie?«
    Errinwrights Wagen erreichte ein ebenes Straßenstück, und sein Gesicht war nun deutlicher zu erkennen. Er trug einen dunklen Anzug, ein hochgeknöpftes Hemd und keine Krawatte. Er sah aus wie ein Priester.
    »Ganymed. Wir müssen demonstrieren, dass wir die Situation da draußen ernst nehmen. Der Generalsekretär will einen ranghohen Mitarbeiter vor Ort wissen, der über die humanitäre Seite Bericht erstattet. Da Sie sowieso schon Stellung bezogen haben, würde er gern Sie dort sehen. Sie hätten dort auch eine Gelegenheit, noch etwas über den ersten Angriff in Erfahrung zu bringen.«
    »Wir befinden uns in einem heißen Krieg«, wandte Avasarala ein. »Ich glaube nicht, dass die Raummarine ein Schiff übrig hat, um meine alten Knochen dorthin zu bringen. Außerdem koordiniere ich die Ermittlungen hinsichtlich der Venus. Sie haben mir in dieser Hinsicht freie Hand gelassen.«
    Errinwright grinste, als meinte er es ehrlich.
    »Für Ihren Transport ist schon gesorgt. Jules-Pierre Mao fliegt mit einer Jacht von Luna nach Ganymed, um die humanitären Hilfslieferungen seiner Firma zu koordinieren. Er hat uns eine Kabine angeboten. Die Unterbringung ist besser als im Büro, wahrscheinlich haben Sie sogar mehr Bandbreite. Die Venus können Sie auch von unterwegs aus überwachen.«
    »Gehört Mao-Kwik jetzt der Regierung an? Das ist mir neu«, antwortete sie.
    »Wir stehen doch alle auf derselben Seite. Mao-Kwik ist so sehr wie jeder andere daran interessiert, dass sich jemand um die Menschen kümmert.«
    Avasaralas Tür ging auf, Roberta Draper trat ein. Sie sah schrecklich aus. Die Haut war aschfahl wie bei jemandem, der lange nicht mehr ausgeschlafen hatte. Gleichzeitig reckte sie energisch das Kinn. Avasarala nickte in Richtung des Besucherstuhls.
    »Ich werde eine Menge Bandbreite verbrauchen«, sagte sie.
    »Das ist kein Problem. Sie bekommen auf allen Kommunikationskanälen die höchste Priorität.«
    Außer Reichweite der Kamera setzte sich die Marsianerin auf den Stuhl. Bobbie stemmte die Hände auf die Oberschenkel und winkelte die Ellbogen an wie eine Ringerin, deren Kampf unmittelbar bevorstand. Avasarala gab sich Mühe, die Frau vorerst keines weiteren Blicks zu würdigen.
    »Kann ich erst darüber nachdenken?«
    »Chrisjen.« Errinwright hob das Handterminal hoch, bis sein breites, rundes Gesicht den Bildschirm ausfüllte. »Ich habe dem Generalsekretär bereits erklärt, dass vielleicht nichts daraus wird. Selbst auf der besten Jacht ist eine Reise zum Jupitersystem sehr anstrengend. Wenn Sie zu viel zu tun haben oder sich die Reise nicht zumuten wollen, dann sagen Sie es einfach, und ich suche jemand anders. Aber die anderen werden nicht so gut sein wie Sie.«
    »Wer ist das schon?« Avasarala winkte ab, während die Wut in ihr aufstieg. »Na gut, Sie haben mich überredet. Wann soll ich abfliegen?«
    »Die Jacht startet in vier Tagen. Es tut mir leid, dass es so knapp ist, aber ich habe erst vor einer Stunde die Bestätigung erhalten.«
    »Was für ein glücklicher Zufall.«
    »Wäre ich ein frommer Mensch, dann würde ich behaupten, dies sei eine Fügung. Ich schicke Soren die Details.«
    »Senden Sie alles lieber direkt an mich«, antwortete Avasarala.

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