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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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auswischte, als er den Raum verließ. Es war in Ordnung, wie ein kleines Kind zu heulen, wenn es alle anderen ebenfalls taten.
    Prax klopfte ihm linkisch auf die Schulter. »Kommen Sie in einer Stunde wieder in die Messe, dann ist der Pudding fertig.« Damit ging er hinaus und zog sich in seine Kabine zurück. Unterwegs las er schon wieder die eingehenden Nachrichten auf dem Handterminal.
    »Also schön«, überlegte Amos. »Und was jetzt?«
    Naomi stand auf, kam um den Tisch herum und hielt vor Holden inne. »Amos, übernimm doch bitte eine Weile die Operationszentrale.«
    »Alles klar.« Seine Stimme klang verdächtig nach einem unterdrückten Grinsen. Er stieg die Leiter hinauf und verschwand. Das Druckschott öffnete sich und fiel hinter ihm wieder zu.
    »He«, sagte Holden. »War das richtig?«
    Sie nickte. »Ich habe das Gefühl, dich zurückbekommen zu haben. Ich hatte schon befürchtet, ich würde dich niemals wiedersehen.«
    »Wenn du mich nicht aus dem Loch gezerrt hättest, das ich mir selbst gebuddelt habe, dann hätte das leicht passieren können.«
    Naomi beugte sich vor und küsste ihn. Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich. Als sie wieder Luft schöpften, sagte er: »Ist das nicht zu früh?«
    »Halt die Klappe.« Sie küsste ihn wieder. Ohne den Kuss zu unterbrechen, zog sie sich ein Stückchen zurück und nestelte am Reißverschluss seines Overalls herum. Diese lächerlichen marsianischen Overalls, die zum Schiff gehörten und immer noch die Aufschrift » TACHI « auf dem Rücken trugen. Da sie eine Firma gründen wollten, brauchten sie bessere Sachen. Overalls waren für das Leben an Bord gut geeignet, da sich ständig die Schwerkraft änderte und viele Teile voller Öl waren. Doch sie brauchten Sachen, die ihnen wirklich passten, in ihren eigenen Farben und mit dem Schriftzug » ROSINANTE « auf dem Rücken.
    Naomis Hand fuhr in den Overall und unter sein T-Shirt. Das trieb ihm jeden Gedanken an zukünftige Modetrends gründlich aus.
    »Meine Koje oder deine?«, sagte er.
    »Hast du eine eigene Koje?«
    Jetzt nicht mehr.
    Naomi zu lieben war von Anfang an anders gewesen. Teilweise lag es natürlich an den körperlichen Besonderheiten. Sie war die einzige Gürtlerin, mit der er je zusammen gewesen war, und unterschied sich in gewisser Weise von anderen Frauen. Das war für ihn aber nicht das Wichtigste. Was Naomi wirklich anders machte, war die Tatsache, dass sie fünf Jahre Freunde gewesen waren, ehe sie begonnen hatten, miteinander zu schlafen.
    Früher war er, wenn es um Sex gegangen war, immer recht oberflächlich gewesen. Das ließ seinen Charakter nicht in einem besonders schmeichelhaften Licht erscheinen, und er zuckte manchmal zusammen, wenn er daran dachte. Schon Minuten nach der ersten Begegnung hatte für ihn festgestanden, ob eine Frau als Bettgenossin infrage kam, und da er gut aussah und charmant war, hatte er gewöhnlich bekommen, was er wollte. Dabei hatte er sich etwas vorgemacht und Vernarrtheit mit echter Zuneigung verwechselt. Eine seiner schmerzlichsten Erinnerungen betraf Naomi, die ihm genau dies vor Augen geführt hatte. Sie hatte das kleine Spiel aufgedeckt, das er betrieb, um sich einzureden, die Frauen, mit denen er jeweils gerade schlief, seien ihm wichtig, und er nutzte sie nicht nur aus.
    Doch das hatte er getan. Die Tatsache, dass die Frauen ihn auch umgekehrt benutzt hatten, machte es nicht einfacher.
    Da Naomi sich physisch so sehr von dem Idealbild unterschied, das er auf der Erde kennengelernt hatte, war es ihm nicht möglich gewesen, sie gleich bei ihrer ersten Begegnung als mögliche Sexpartnerin einzuordnen. Deshalb hatte er sie ohne den triebgesteuerten Ballast, den er sonst mit sich herumschleppte, als Menschen kennengelernt. Als seine Gefühle dann über die Freundschaft hinausgewachsen waren, hatte er selbst gestaunt.
    Irgendwie hatte dies auch seinen Umgang mit dem Sex beeinflusst. Die Bewegungen waren die gleichen, aber der Wunsch, Zuneigung zu vermitteln und nicht nur sein Können unter Beweis zu stellen, hatte alles verändert. Beim ersten Mal hatte er noch Stunden danach im Bett gelegen und sich gefragt, warum er erst so spät erkannt hatte, was all die Jahre falsch gelaufen war.
    Dies wiederholte sich jetzt.
    Naomi schlief neben ihm auf der Seite, die Arme und ein Bein über ihn geworfen. Er spürte ihren Bauch an der Hüfte und ihre Brust an den Rippen. So wie mit ihr war es vorher noch nie mit einer anderen Frau gewesen, und so wie mit ihr

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