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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Mundwinkeln abzulesen war. Das war interessant. Bobbie weinte haltlos mit dem Rücken zum Bildschirm und schien vor allem melancholisch wie eine Frau bei einem Begräbnis. Bei einem Gedenkgottesdienst. Praxidike, den alle Prax nannten, war als Einziger beinahe heiter. Als das Monster am Ende der Wiedergabe explodierte, klatschte er in die Hände und quietschte vor Vergnügen.
    »Das war es«, sagte er. »Sie hatten recht, Alex. Haben Sie gesehen, wie das Ding neue Gliedmaßen entwickelt hat? Ein katastrophales Versagen der Rückhaltesysteme. Es war wirklich eine Sicherung.«
    »Also gut«, schaltete sich Avasarala ein. »Erklären Sie mir das doch noch mal ganz langsam. Was für eine Sicherung?«
    »Das andere Exemplar des Protomoleküls hat den Sprengsatz ausgeworfen, ehe er explodieren konnte. Sie müssen wissen, dass diese … diese Wesen, diese Protomolekülsoldaten, oder was sie auch sind, ihre Programmierung durchbrechen. Ich glaube, Merrian weiß es. Er hat keinen Weg gefunden, es zu verhindern, und die Schranken fallen.«
    »Wer ist Marion, und was hat sie damit zu tun?«, fragte Avasarala.
    »Sie wollten es doch ganz einfach haben, Oma«, warf Amos ein.
    »Ich erkläre es von Anfang an«, erbot sich Holden. Er berichtete über den Angriff des blinden Passagiers, die Schäden an der Frachtluke, Prax’ Plan, das Wesen aus dem Schiff zu locken und mit der Rückstoßflamme in Atome zu zerlegen.
    Avasarala gab ihnen die Daten über die Energiespitzen auf der Venus. Prax schnappte sie sich und ging sie durch, während er erklärte, er wolle eine Geheimbasis auf Io finden, wo die Wesen hergestellt wurden. In Avasaralas Kopf drehte sich alles.
    »Und dorthin haben sie Ihr Kind verschleppt«, sagte sie schließlich.
    »Sie haben alle verschleppt«, berichtigte Prax sie.
    »Warum haben sie das getan?«
    »Weil die Kinder kein Immunsystem haben«, informierte der Botaniker sie. »Deshalb kann man sie mit dem Protomolekül leichter umformen. Es gibt weniger körpereigene Systeme, die gegen die neuen Zellbaupläne rebellieren, und die Soldaten halten sich vermutlich auch länger.«
    »Jesus, Doc«, sagte Amos. »Werden sie Mei in eines dieser verdammten Dinger verwandeln?«
    »Wahrscheinlich.« Prax runzelte die Stirn. »Das ist mir selbst gerade erst eingefallen.«
    »Aber warum das alles?«, fragte Holden. »Es kommt mir so sinnlos vor.«
    »Um sie als Erstschlagwaffe an eine Militärmacht zu verkaufen«, erklärte Avasarala. »Um die eigene Macht zu festigen, ehe … nun ja, ehe die Apokalypse beginnt.«
    »Nur zur Klarstellung.« Alex hob eine Hand. »Steht uns eine Apokalypse bevor? War das schon vorher bekannt?«
    »Venus«, sagte Avasarala nur.
    »Oh. Diese Apokalypse.« Alex ließ die Hand sinken. »Richtig.«
    »Soldaten, die ohne Schiffe reisen können«, überlegte Naomi. »Man kann sie mit hoher Beschleunigung abfeuern, dann schaltet man den Antrieb aus und lässt sie einfach ihrer Flugbahn folgen. Wie will man sie entdecken?«
    »Aber das funktioniert nicht«, wandte Prax ein. »Erinnern Sie sich? Sie überwinden die Beschränkungen. Da sie Informationen austauschen können, wird es immer schwerer, ihnen neue Programme einzugeben.«
    Es wurde still im Raum. Prax blickte verwirrt in die Runde.
    »Sie können Informationen austauschen?«, fragte Avasarala.
    »Gewiss«, antwortete Prax. »Betrachten Sie die Energiespitzen. Die erste trat auf, als Bobbie mit den anderen Marinesoldaten auf Ganymed gegen das Wesen gekämpft hat. Die zweite Spitze kam, als das Exemplar im Labor freikam. Die dritte wurde gemessen, als wir das Wesen mit der Rosinante getötet haben. Sie sind vernetzt. Ich nehme an, sie können wichtige Informationen weitergeben. Beispielsweise, wie man sich den Beschränkungen entzieht.«
    »Wenn diese Wesen gegen Menschen eingesetzt werden«, meinte Holden, »dann kann man sie nicht aufhalten. Sie werfen die Sprengsätze ab, die sie im Notfall ausschalten sollen, und machen einfach weiter. Die Schlachten werden nie mehr enden.«
    »Äh, nein«, wandte Prax ein. »Das ist nicht das Problem. Es ist wieder eine Kaskade. Sobald das Protomolekül etwas Freiheit gewinnt, findet es neue Werkzeuge, um die Beschränkungen weiter aufzulösen, woraufhin es noch mehr Werkzeug bekommt, um weitere Hemmungen abzulegen und so weiter. Das ursprüngliche Programm, oder was es auch ist, wird letzten Endes das neue Programm überlagern. Sie werden sich zurückverwandeln.«
    Bobbie beugte sich vor und legte den Kopf

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