Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
vor.
    »Ich fühle mich geehrt. Würden Sie jetzt die Waffen wegstecken?«
    »Klar.«
    Zwei Minuten später waren die Waffen verstaut, und die große Frau, die immer noch nicht ihren Namen genannt hatte, tippte mit dem Kinn auf einen Schalter im Helm. »Alles klar, Sie können rüberkommen.«
    Wieder arbeitete die Luftschleuse, wieder wechselten die Lampen von Rot nach Grün, und die Türen öffneten sich summend. Die Frau, die als Nächste eintrat, war kleiner als alle anderen Anwesenden. Das graue Haar stand in allen Richtungen ab, und der orangefarbene Sari wallte in der niedrigen Schwerkraft um den Körper.
    »Untergeneralsekretärin Avasarala«, begann Holden. »Willkommen an Bord. Wenn ich etwas für Sie …«
    »Sie sind Naomi Nagata«, sagte die verschrumpelte kleine Frau.
    Holden und Naomi wechselten einen Blick. Naomi zuckte mit den Achseln.
    »Das bin ich.«
    »Verdammt, wie kriegen Sie Ihre Haare so hin? Ich sehe aus, als hätte ein Igel meinen Kopf besprungen.«
    »Äh …«
    »Ob man überlebt, hängt zur Hälfte vom Aussehen ab. Wir haben keine Zeit für Kinkerlitzchen. Nagata, Sie sorgen dafür, dass ich hübsch und etwas jünger aussehe. Holden …«
    »Ich bin Ingenieur und keine Friseuse«, fiel Naomi ihr ärgerlich ins Wort.
    »Madam«, fügte Holden hinzu, »dies ist mein Schiff und meine Crew. Die Hälfte von uns sind nicht einmal Bürger der Erde. Sie können uns nicht herumkommandieren.«
    »Na schön. Miss Nagata, wenn wir verhindern wollen, dass sich dieses Schiff in eine expandierende Gaswolke verwandelt, müssen wir eine Presseerklärung herausgeben, und dazu bin ich im Moment nicht in der richtigen Verfassung. Könnten Sie mir bitte helfen?«
    »In Ordnung«, sagte Naomi.
    »Danke. Und Sie, Kapitän – Sie sollten sich mal wieder rasieren, verdammt.«

41 Avasarala
    Nach der Guanshiyin war die Rosinante streng, schlicht und zweckmäßig. Es gab keine dicken Teppiche, sondern nur Schaumstoff, der gefährliche Ecken und Kanten polsterte, gegen welche die Soldaten bei abrupten Manövern prallen konnten. Statt nach Zimt und Honig rochen die militärischen Luftaufbereiter nach erwärmtem Plastik. Es gab weder kostbare Schreibtische noch breite Betten, auf denen man Solitär spielen konnte, und keine privaten Zimmer, wenn man von dem Kapitänssalon absah, der die Größe einer öffentlichen Toilettenkabine hatte.
    Die meisten Aufnahmen hatten sie im Frachtraum gemacht und dabei darauf geachtet, dass keine Munitionskisten oder Waffen im Bild waren. Wer marsianische Militäreinheiten kannte, wusste natürlich, welchen Raum sie benutzt hatten. Für alle anderen war es nur ein weiter Raum mit ein paar Frachtbehältern im Hintergrund. Naomi Nagata hatte die Sendung zusammengeschnitten – sie verstand sich ausgesprochen gut auf Bildbearbeitung –, und da offenbar keiner der Männer fähig war, einen professionellen Begleitkommentar zu sprechen, hatte sie auch dies übernommen.
    Die Crew versammelte sich in der Krankenstation, wo der Mechaniker Amos Burton den Feed von ihrem Handterminal abspielen wollte. Freundlich lächelnd hockte er im Schneidersitz auf einem Patientenbett. Hätte Avasarala nicht die Geheimdienstberichte über Holdens Mannschaft gelesen, sie hätte nie vermutet, wozu der Mann fähig war.
    Die anderen bildeten einen lockeren Halbkreis um ihn. Bobbie saß neben Alex Kamal. Die Marsianer hatten unbewusst zusammengefunden. Praxidike Meng stand ganz hinten. Avasarala konnte nicht erkennen, ob ihre Gegenwart ihn einschüchterte oder ob er immer so war.
    »Also gut«, forderte sie die anderen auf. »Die letzte Gelegenheit für Verbesserungsvorschläge.«
    »Ich wünschte, ich hätte etwas Popcorn«, sagte Amos. Der medizinische Scanner blinkte und zeigte den Sendungscode und in weißen Blockbuchstaben den Vorspann an: EILMELDUNG .
    Avasarala und Holden erschienen auf dem Bildschirm. Sie sprach und gestikulierte, um ihre Argumente zu unterstreichen. Holden wirkte nüchtern und beugte sich zu ihr hinunter. Naomi Nagatas Stimme kam ruhig, kräftig und professionell aus dem Off.
    »Überraschend traf heute die Stellvertreterin des Untergeneralsekretärs Sadavir Errinwright von der Erdregierung mit dem AAP-Gesandten James Holden und einer Vertreterin des marsianischen Militärs zusammen, um die besorgniserregende Entwicklung hinsichtlich der jüngsten Enthüllungen über den vernichtenden Angriff auf Ganymed zu erörtern.«
    Das Bild wechselte zu Avasarala, die sich vorbeugte, damit ihr

Weitere Kostenlose Bücher