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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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ein wenig schief. Sie sprach leise, aber die Drohung, die aus den Worten sprach, war umso gefährlicher.
    »Das heißt, wenn jemand diese Wesen auf dem Mars loslässt, bleiben sie zuerst eine Weile Soldaten. Dann werfen sie die Bomben ab, wie es unser Exemplar getan hat. Und dann tun sie auf dem Mars das Gleiche wie auf Eros?«
    »Es wird noch viel schlimmer als Eros«, erklärte Prax. »Jede größere marsianische Stadt beherbergt ein Vielfaches der Bewohner von Eros.«
    Es wurde still im Raum. Auf dem Monitor erfasste Bobbies Anzugkamera den sternenbesetzten Himmel, wo sich die Schlachtschiffe in der Umlaufbahn vernichteten.
    »Ich muss ein paar Nachrichten abschicken«, sagte Avasarala.
    »Diese halb menschlichen Wesen, die Sie geschaffen haben, sind nicht Ihre Diener. Sie können sie nicht kontrollieren«, erklärte Avasarala. »Jules-Pierre Mao hat Sie übers Ohr gehauen. Ich weiß, warum Sie mich herausgehalten haben, und ich glaube, Sie sind ein Idiot, aber lassen wir das. Es spielt jetzt keine Rolle mehr. Drücken Sie bloß nicht auf den Abzug. Haben Sie das verstanden? Drücken Sie nicht ab. Sie werden für die gefährlichste Katastrophe in der Geschichte der Menschheit persönlich verantwortlich sein, und ich bin auf dem Schiff dieses verdammten Jim Holden, also hängt die Latte ziemlich hoch.«
    Die gesamte Aufzeichnung dauerte fast eine halbe Stunde. Im Anhang befanden sich die Aufnahmen des blinden Passagiers auf der Rosinante , die von den Überwachungskameras stammten. Einen fünfzehn Minuten langen Vortrag von Prax mussten sie streichen, weil er nach einer Weile darauf zu sprechen kam, dass seine Tochter womöglich in einen Protomolekülsoldaten verwandelt worden war, und hemmungslos zu schluchzen begann. Avasarala versuchte, seine Ausführungen so gut wie möglich zusammenzufassen, war aber nicht sicher, ob sie alle Einzelheiten richtig darstellte. Sie spielte mit dem Gedanken, Michael-Jon hinzuzuziehen, entschied sich aber dagegen. Es war besser, den Kreis klein zu halten.
    Sie schickte die Nachricht ab. Wie sie Errinwright kannte, würde er sich umgehend bei ihr melden. Er würde ein oder zwei Stunden brauchen, um die Situation einzuschätzen und abzuwägen, was sie gesagt hatte, und nachdem er sie eine Weile hatte köcheln lassen, würde er antworten.
    Hoffentlich reagierte er vernünftig. Das musste er einfach.
    Sie brauchte Schlaf. Die Müdigkeit setzte ihr zu und machte sie langsam, doch als sie sich hinlegte, war die Ruhe so fern wie ihr Zuhause. Wie Arjun. Sie überlegte, ob sie ihm eine Nachricht schicken sollte, doch dann würde sie sich nur noch einsamer fühlen. Nach einer Stunde stand sie wieder auf und wanderte durch die Korridore. Ihr Körper sagte ihr, es sei Mitternacht oder später, und die Aktivitäten an Bord – Musik, die aus der Werkstatt drang, eine laute Unterhaltung zwischen Holden und Alex über die Wartung der Elektronik, und Prax, der allein in der Messe saß und sich anscheinend um eine Schachtel mit hydroponischen Proben kümmerte – erzeugten eine surreale Atmosphäre, als sei es tatsächlich schon spät am Abend.
    Dann fragte sie sich, ob sie Souther noch eine weitere Botschaft schicken sollte. Die Zeitverzögerung zu ihm war nicht ganz so schlimm, und sie war begierig, irgendeine Reaktion zu erhalten, ganz egal wie belanglos. Als die Antwort endlich eintraf, war es keine gewöhnliche Nachricht.
    »Kapitän«, rief Alex über den Schiffscom, »du solltest in die Operationszentrale kommen und dir etwas ansehen.«
    Sein Tonfall verriet Avasarala, dass es sich nicht um Probleme bei der Wartung handelte. Sie erreichte den Lift, als Holden schon unterwegs war. Statt zu warten, benutzte sie lieber die Leiter. Sie war nicht die Einzige, die dem Ruf gefolgt war. Bobbie saß bereits auf einem freien Platz und betrachtete denselben Bildschirm wie Holden. Blinkende taktische Daten spulten dort ab, ein Dutzend hellrote Punkte zeigten Veränderungen an. Sie verstand nicht viel von dem, was sie sah, aber das Wesentliche war unverkennbar. Die Zerstörer hatten sich in Bewegung gesetzt.
    »Na gut«, erkundigte sich Holden. »Was passiert dort?«
    »Alle Zerstörer der Erde geben Vollgas. Sechs G«, erklärte Alex.
    »Wollen sie nach Io?«
    »Teufel, nein.«
    Das war Errinwrights Antwort. Keine Nachricht, keine Verhandlungen. Keinerlei Reaktion auf ihre Bitte, er möge sich zurückhalten. Kriegsschiffe. Die Verzweiflung hielt nur einen Moment an. Dann erwachte die

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