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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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sie ihn schließlich auf.
    »Die Zerstörer werden uns erledigen«, wiederholte Holden. »Der Sergeant sagt, Sie wollen nicht glauben, dass die UN-Schiffe auf uns schießen werden, aber ich stimme Bobbie zu. So etwas anzunehmen ist naiv.«
    »Also gut. Aber was sind NK-Batterien?«
    Holden hätte beinahe die Stirn gerunzelt. Von dieser Frau hatte er alles Mögliche erwartet, aber nicht diese Ignoranz.
    »Nahkampfwaffen. Wenn die Zerstörer aus dieser Entfernung Torpedos auf uns abfeuern, haben die Zielcomputer der NK-Batterien keine Probleme, sie abzuschießen. Deshalb warten sie, bis sie nahe genug sind, um uns zu überwältigen. Ich rechne mit drei Tagen, bis es losgeht.«
    »Verstehe«, sagte Avasarala. »Wie sieht Ihr Plan aus?«
    Holden lachte ebenso laut wie humorlos. »Plan? Mein Plan ist, in einer Kugel aus überhitztem Plasma zu sterben. Eine einzelne, für schnelle Angriffe gebaute Korvette wie unsere kann sich unmöglich gegen sechs leichte Zerstörer behaupten. Wir sind nicht in der gleichen Gewichtsklasse. Gegen einen davon könnten wir noch Glück haben, aber gegen sechs? Keine Chance. Wir werden sterben.«
    »Ich habe Ihre Akte gelesen«, erwiderte Avasarala. »Sie haben beim Eros-Zwischenfall eine UN-Korvette ausmanövriert.«
    »Ja, eine einzige Korvette. Wir waren ihr gewachsen, und sie musste nachgeben, weil ich das unbewaffnete Wissenschaftsschiff bedroht habe, das sie eskortierte. Hier sieht die Sache deutlich anders aus.«
    »Was unternimmt nun der berüchtigte James Holden in dieser verzweifelten Lage?«
    Er schwieg eine Weile.
    »Er petzt«, sagte er. »Wir wissen, was los ist. Wir haben alle Puzzleteile zusammengesetzt. Mao-Kwik, die Protomolekülmonster, die entführten Kinder … wir wissen alles. Wir stecken alle Daten in eine Datei und senden sie an das ganze Universum. Wenn sie wollen, können sie uns danach immer noch töten, aber wir können dafür sorgen, dass es ein sinnloser Racheakt wäre, der ihnen nichts mehr nützt.«
    »Nein«, widersprach Avasarala.
    »Äh, was? Anscheinend vergessen Sie, auf wessen Schiff Sie sind.«
    »Tut mir leid, aber sehe ich so aus, als wäre mir wichtig, dass es Ihr Schiff ist? Falls ich jemals diesen Eindruck erweckt habe, war es die reine Höflichkeit.« Avasarala schenkte ihm einen vernichtenden Blick. »Sie werden nicht das ganze Sonnensystem in die Tonne treten, nur weil Ihnen nichts Besseres einfällt. Wir haben Wichtigeres zu tun.«
    Holden zählte stumm bis zehn. »Was schlagen Sie vor?«
    »Schicken Sie die Datei an diese beiden UN-Admiräle.« Sie tippte etwas auf dem Terminal ein. Sein Gerät summte, als die Datei einging. »Souther und Leniki. Vor allem Souther ist wichtig. Leniki mag ich nicht, und er ist bisher nicht eingeweiht, aber er ist eine gute Rückendeckung.«
    »Als letzte Tat, bevor mich ein UN-Admiral tötet, soll ich alle wichtigen Informationen, die ich habe, an einen UN-Admiral senden?«
    Avasarala lehnte sich zurück und rieb sich mit den Fingerspitzen über die Schläfen. Holden wartete. »Ich bin müde«, sagte sie nach einer Weile. »Und ich vermisse meinen Mann. Es tut mir fast in den Armen weh, dass ich ihn jetzt nicht halten kann. Wissen Sie, wie das ist?«
    »Ich weiß genau, wie sich das anfühlt.«
    »Dann müssen Sie verstehen, dass ich hier und jetzt gerade damit beschäftigt bin, mich damit abzufinden, dass ich ihn nie wiedersehen werde, und meine Enkelkinder und meine Tochter auch nicht. Meine Ärzte sagen, ich habe noch gut dreißig Jahre vor mir. Zeit genug, um die Enkelkinder aufwachsen zu sehen und vielleicht sogar ein oder zwei Urenkel zu bekommen. Aber stattdessen wird mich dieser feige Sack von Admiral Nguyen umbringen.«
    Holden spürte förmlich die gewaltige Masse der sechs Zerstörer, die sich ihnen näherten und sie in die Luft jagen wollten. Am liebsten hätte er die alte Frau geschüttelt, um sie zur Eile zu drängen.
    Sie lächelte ihn an.
    »Meine letzte Tat in diesem Universum soll nicht darin bestehen, alles zu zerstören, was ich bisher richtig gemacht habe.«
    Holden bemühte sich sehr, seine Frustration herunterzuschlucken. Er stand auf und öffnete den Kühlschrank. »He, es ist noch Pudding da. Möchten Sie etwas?«
    »Ich habe Ihr psychologisches Profil gelesen und kenne Ihre unsinnige Ansicht, jeder müsse jederzeit alles wissen. Aber wie groß ist Ihre Schuld am letzten Krieg? Sie mit Ihren verdammten endlosen Piratensendungen. Na?«
    »Ich trage überhaupt keine Schuld daran«,

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