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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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seinen Schornsteinen und den Häusern auf beiden Seiten liegen nur Zentimeter. Ich warte und beobachte wie im Traum die Lotsen und Steuerleute, die es zu ihrem Anlegeplatz geleiten. Ich wüsste nur zu gerne, wie sie es anstellen. Sie verfügen über ein immenses Können, es dauert Jahre, es sich anzueignen, und es heißt, es werde vom Vater an den Sohn oder vom Onkel an den Neffen weitergegeben. Sie sind die Prinzen der Docklands, und die Gelegenheitsarbeiter begegnen ihnen mit dem größten Respekt.
    Es dauert etwa fünfzehn Minuten, bis das Schiff die Brücke passiert hat. Zeit zum Nachdenken. Eigenartig, wie mein Leben sich entwickelt hat, eine vom Krieg zerrüttete Kindheit, eine leidenschaftliche Liebesaffäre, als ich erst sechzehn war, und drei Jahre später wusste ich, dass ich ausbrechen musste. Also entschied ich mich aus ganz pragmatischen Gründen, Krankenschwester zu werden. Bedauere ich das?
    Ein grelles, durchdringendes Geräusch weckt mich aus meinen Tagträumen und die Drehbrücke beginnt, sich zu schließen. Die Straße ist wieder frei, der Verkehr fängt an zu fließen. Ich radele dicht am Bordstein entlang, denn zu den Lastwagen neben mir möchte ich lieber Abstand halten. Ein riesiger Mann mit Muskeln wie aus Stahl zieht seine Kappe und ruft: »Morjen, Schwester!«
    Ich rufe zurück: »Morgen! Herrlicher Tag!«, und radele weiter, beflügelt von meiner Jugend, der Morgenluft, der berauschenden Atmosphäre der Docks, doch vor allem durch das unvergleichliche Gefühl, einer von Freude erfüllten Mutter ein wunderschönes Baby zur Welt gebracht zu haben.
    Warum habe ich diesen Beruf nur ergriffen? Bereue ich es? Nie, nie, nie. Ich möchte ihn um nichts in der Welt mit einem anderen tauschen.

Nonnatus House
    Hätte mir jemand zwei Jahre zuvor erzählt, dass ich in einem Kloster eine Ausbildung zur Hebamme machen würde, ich hätte Reißaus genommen. Ich war doch nicht so eine. Ein Kloster war etwas für kleine Heilige Marias, langweilig und bieder. Nichts für mich. Ich dachte, das Nonnatus House wäre ein kleines Privatkrankenhaus, so wie es sie damals im ganzen Land zu Hunderten gab.
    An einem feuchten Oktoberabend kam ich mit Sack und Pack dort an. Ich kannte von London nur das West End. Der Bus aus Aldgate brachte mich in ein ganz anderes London: mit engen, unbeleuchteten Straßen, Trümmergeländen und schmutzigen, grauen Gebäuden. Mit einiger Mühe fand ich die Leyland Street und suchte das Krankenhaus. Es war nicht da. Vielleicht hatte ich die falsche Adresse.
    Ich sprach eine Passantin an und fragte nach den Hebammen des Heiligen Raymund Nonnatus. Die Dame stellte ihr Einkaufsnetz ab und strahlte mich fröhlich an. Die fehlenden Schneidezähne betonten die Herzlichkeit ihres Ausdrucks. Ihre metallenen Lockenwickler glänzten in der Dunkelheit. Sie nahm die Zigarette aus dem Mund und sagte etwas, das klang wie: »Du wisch schum Nonnatuns Aursch, wa, Schätzsch’n?« Ich starrte sie an und versuchte herauszubekommen, was sie meinte. Ich hatte nichts davon gesagt, irgendetwas zu »wischen«, vor allem nicht irgendjemandes »Aursch«.
    »Nein, ich suche die Hebammen des Heiligen Raymund Nonnatus.«
    »Yeah. Hab isch doch gesacht, Häschen. Die Nonnatuns. Da drü’m, Schätzsch’n. Das isch ihr Aursch.«
    Sie tätschelte mir beruhigend den Arm, wies auf das Gebäude, steckte die Zigarette zurück in den Mund und watschelte davon, wobei ihre Pantoffeln über das Pflaster schlappten.
    An diesem Punkt meiner Geschichte muss ich dem erstaunten Leser etwas zum Cockneydialekt sagen. Reines Cockney ist für Außenstehende zunächst unverständlich, doch das Ohr gewöhnt sich allmählich an die Vokale und Konsonanten, die Flexion und die Redeweise und nach einer Weile begreift man alles. Während ich über die Menschen der Docklands schreibe, höre ich ihre Stimmen in meinem Kopf, doch der Versuch, ihren Dialekt zu Papier zu bringen, stellt eine gewisse Herausforderung dar.
    Doch ich schweife ab.
    Ich betrachtete skeptisch das Gebäude: Ich sah einen schmutzig roten Ziegelbau, viktorianische Bögen und Türmchen, eiserne Geländer, kein Licht und all das gleich neben einem Trümmergrundstück. Wohin um alles in der Welt hat es mich hier verschlagen?, fragte ich mich. Das ist doch kein Krankenhaus.
    Ich zog am Klingelknauf und ein tiefes Läuten war von drinnen zu hören. Kurz darauf hörte ich Schritte. Die Tür wurde von einer Frau in seltsamen Kleidern geöffnet – sie war weder wie eine

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