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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Gestalt näherte sich Schwester Monica Joan. »Und sie den Rest. Schaut sie euch an, überall Kuchenkrümel. Es ist widerlich. Oh, dieser Gierschlund! Von nichts kann sie ihre Finger lassen. Der Kuchen war für uns alle gedacht. Du … Du …«
    Schwester Evangelina bebte vor Zorn, als sie sich über Schwester Monica Joan beugte, die sich nicht rührte und die Augen geschlossen hielt, als habe sie kein Wort gehört. Sie wirkte zerbrechlich und aristokratisch. Ich konnte es nicht ertragen und fand meine Stimme wieder: »Nein, Sie haben das falsch verstanden. Schwester Monica Joan hat ein Stück gegessen und ich den Rest.«
    Die drei Nonnen starrten mich verwundert an. Ich spürte, wie ich rot anlief. Wäre ich ein Hund gewesen, den man mit dem Sonntagsbraten erwischt hatte, ich wäre mit eingeklemmtem Schwanz unter den Tisch gekrochen. Ein fremdes Haus zu betreten und den größten Teil eines Kuchens zu verspeisen, ohne Einverständnis oder Kenntnis seiner Besitzer, war ein Vergehen gegen die gute Sitte, das nach ernsten Konsequenzen verlangte. Ich konnte nur murmeln: »Es tut mir leid. Ich hatte Hunger. Ich werde es nie wieder tun.«
    Schwester Evangelina schnaubte und knallte das Blech auf den Tisch.
    Schwester Monica Joan, die den Kopf immer noch abgewendet und die Augen geschlossen hielt, löste sich aus ihrer Starre. Sie zog ein Taschentuch hervor, hielt es mit Daumen und Zeigefinger an einem Zipfel und reichte es Schwester Evangelina, die übrigen Finger vornehm abgespreizt. »Vielleicht ist es angebracht, ein wenig aufzuwischen, meine Liebe«, sagte sie zärtlich.
    Der Zorn kochte noch stärker hoch. Die Röte in Schwester Evangelinas Zügen wendete sich ins Violette und es sammelte sich Feuchtigkeit um ihre Nasenlöcher.
    »Nein danke, meine Liebe, ich habe mein eigenes«, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    Schwester Monica Joan machte einen affektierten kleinen Hüpfer, tupfte ihr Gesicht elegant mit dem Taschentuch ab und murmelte wie zu sich selbst: »Mich deucht, es regnet. Regen kann ich nicht ertragen. Ich ziehe mich zurück. Bitte entschuldigt mich, Schwestern. Wir sehen uns beim Komplet.«
    Sie lächelte die drei Schwestern freundlich an, wandte sich zu mir und blinzelte mir so frech zu, wie ich es nie wieder erlebt habe. Dann schwebte sie erhobenen Hauptes aus der Küche.
    Ich wand mich vor Scham, als die Tür sich schloss und ich mit den drei Nonnen allein zurückblieb. Ich wollte im Boden versinken oder davonlaufen. Schwester Julienne sagte mir, ich solle meinen Koffer ins Obergeschoss tragen. Dort sei ein Zimmer, an deren Tür mein Name stehe. Ich hatte mit drückender Stille und drei mir stumm nachblickenden Augenpaaren gerechnet, doch Schwester Julienne begann von einer alten Dame zu erzählen, die sie gerade besucht hatte und deren Katze offenbar im Kamin stecken geblieben war. Alle lachten und zu meiner riesigen Erleichterung war die Stimmung schnell wieder gelöst.
    In der Eingangshalle dachte ich ernsthaft darüber nach, ob ich gleich wieder flüchten sollte. Dass ich in so etwas wie einem Kloster und nicht in einem Krankenhaus gelandet war, fand ich einfach lachhaft, und die ganze Affäre um den Kuchen war entwürdigend. Ich hätte nun einfach meinen Koffer nehmen und wieder in der Dunkelheit verschwinden können. Es war verlockend. Ich hätte es sogar fast getan, wenn sich nicht die Eingangstür in diesem Moment geöffnet hätte und zwei lachende Mädchen erschienen wären. Ihre Gesichter waren von der Nachtluft rosig und erfrischt und ihr Haar vom Wind zerzaust. Auf ihren langen Regenmänteln glitzerten ein paar Tropfen. Sie waren etwa in meinem Alter und wirkten glücklich und voller Leben.
    »Hallo!«, sagte eine tiefe, gemächliche Stimme. »Du bist bestimmt Jenny Lee. Wie nett. Hier gefällts dir sicher. Wir sind nicht gerade viele. Ich bin Cynthia und das ist Trixie.«
    Aber Trixie war schon im Gang zur Küche verschwunden: »Ich sterbe vor Hunger. Bis später.«
    Cynthia hatte eine ganz erstaunliche Stimme: weich, tief und etwas rau. Außerdem sprach sie extrem langsam und in ihrem Tonfall lag immer die Spur eines Lachens. Bei einer anderen Sorte Mädchen wäre es eine sorgsam kultivierte Stimme gewesen, die sexy und verführerisch wirken sollte. Von dieser Sorte hatte ich in meinen vier Jahren in der Krankenpflege viele kennengelernt, aber Cynthia gehörte nicht zu diesem Schlag. Ihre Stimme war ganz natürlich. Sie konnte gar nicht anders sprechen. Mein

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