Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End
auf ihrem Teller umherschob. Mit ekstatisch freudigem Gemurmel aß sie und blinzelte mir zu, während sie die Krümel in sich hineinmampfte. Der Kuchen war hervorragend und wir bildeten eine verschworene Gemeinschaft, indem wir beschlossen, dass es noch ein Stück sein dürfe.
»Sie werden es nie erfahren, meine Liebe. Sie werden glauben, dass Fred ihn gegessen hat oder der arme Kerl, der immer auf den Stufen sitzt und seine belegten Brote isst.«
Sie schaute aus dem Fenster. »Da ist ein Lichtschein am Himmel. Glauben Sie, dass da gerade ein Planet explodiert, oder landet ein Außerirdischer?«
Ich dachte eher an ein Flugzeug, entschied mich jedoch für den explodierenden Planeten und fragte sie anschließend: »Noch etwas Tee?«
»Wollte ich gerade vorschlagen, und wie wärs mit noch einem Stück Kuchen? Vor sieben werden sie nicht zurück sein.«
Sie schwatzte weiter. Ich hatte keine Ahnung, was sie mir sagen wollte, aber sie war ganz zauberhaft. Je länger ich sie betrachtete, umso deutlicher entdeckte ich fragile Schönheit in ihren hohen Wangenknochen, ihren strahlenden Augen, ihrer runzligen, blass elfenbeinfarbenen Haut und der Ausgewogenheit ihres Kopfes, der auf ihrem langen, schmalen Hals ruhte. Ihre ausdrucksvollen Hände mit langen Fingern waren ständig in Bewegung wie ein Ballett aus zehn Tänzern und entfalteten eine hypnotische Kraft. Ich spürte, wie ich ihrem Zauber erlag.
Es fiel uns nicht schwer, den Kuchen ganz zu vertilgen, nachdem wir beschlossen hatten, dass das leere Blech weniger Verdacht erregen würde als ein einzelnes übrig gelassenes Stück auf einem Teller. Sie blinzelte verschmitzt und kicherte. »Unsere liebe Freundin Schwester Evangelina wird es als Erste bemerken. Sie sollten sie mal sehen, meine Liebe, wenn sie sauer wird. Oh, die schreckliche alte Schachtel. Ihr Gesicht wird noch röter als ohnehin und ihre Nase fängt an zu laufen. Ja wirklich, sie läuft! Ich habe es gesehen.« Sie warf ihren Kopf geringschätzig zurück. »Aber was bedeutet das für mich? Das Geheimnis des Beweises, dass es ein Bewusstsein gibt, ist ein Haus zu einer bestimmten Zeit, eine Funktion und ein Ereignis in einem, und nur wenige bilden die Elite, fürwahr, wer kann diese Erkenntnis schon willkommen heißen. Aber still. Was war das? Beeilen Sie sich.«
Sie sprang auf, streute dabei Kuchenkrümel quer über den Tisch, den Boden und sich selbst, schnappte sich das Blech und eilte damit zur Speisekammer. Dann nahm sie wieder Platz und setzte eine übertriebene Unschuldsmiene auf.
Schritte auf dem Steinboden der Eingangshalle näherten sich, begleitet von weiblichen Stimmen. Drei Nonnen betraten die Küche und redeten über Einläufe, Verstopfung und Krampfadern. Ich schloss daraus, dass ich entgegen meiner Erwartung doch am richtigen Ort sein musste.
Eine von ihnen blieb stehen und wandte sich an mich: »Sie müssen Schwester Lee sein. Wir haben Sie schon erwartet. Herzlich willkommen im Nonnatus House. Ich bin Schwester Julienne, die leitende Schwester. Nach dem Abendessen können wir uns in meinem Büro ja ein bisschen unterhalten. Haben Sie schon gegessen?«
Ihr Gesicht und ihre Stimme waren so offen und ehrlich und die Frage so frei von jedem Hintergedanken, dass ich nicht antworten konnte. Ich spürte den Kuchen schwer im Magen und murmelte nur: »Ja, vielen Dank«, dabei wischte ich mir wieder und wieder denselben Krümel vom Rock.
»Nun, Sie werden entschuldigen, wenn wir eine Kleinigkeit essen. Wir machen uns für gewöhnlich unser Abendessen selbst, weil wir alle zu unterschiedlichen Zeiten zurückkommen.«
Die Schwestern wirbelten umher, holten Teller, Messer, Käse, Cracker und andere Sachen aus der Speisekammer und deckten damit den Küchentisch. Dann hörte man hinter der Tür einen Schrei und eine Nonne kam roten Gesichts mit dem leeren Kuchenblech heraus.
»Er ist weg. Das Blech ist leer. Wo ist Mrs B.s Kuchen? Sie hat ihn erst heute Morgen gebacken.«
Das musste Schwester Evangelina sein. Ihr Gesicht wurde immer röter, während sie umherblickte.
Niemand sagte etwas. Die drei Schwestern sahen einander an. Schwester Monica Joan saß unbeteiligt mit geschlossenen Augen da, als sei sie über jeden Vorwurf erhaben. Der Kuchen begann in meinem Darm zu rumoren und ich wusste, dass sich mein Vergehen in seiner Tragweite nicht verheimlichen ließ. Meine Stimme war rau, als ich flüsterte: »Ich habe ein Stückchen gegessen.«
Das rote Gesicht mit der dazugehörigen massigen
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