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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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heiraten wollte.
    Das alles ging mich allerdings überhaupt nichts an.
    Und ich hatte keine Zeit über Shelly oder Jared nachzudenken, weil meine Verabredung auftauchte. „Hallo, Mrs. Heilman.“
    Evy Heilman rauschte mit ihrem Sohn Gordon im Schlepptau durch die Tür. „Grace, Liebste, es ist so schön, Sie wiederzusehen.“
    Mrs. Heilman war bereits dreimal da gewesen, um die Gestaltung ihrer Beerdigung mit mir zu besprechen. Ihr Sohn begleitete sie jedes Mal und saß stumm daneben, während seine Mutter ihre Listen über die Auswahl des richtigen Sarges und der Grabstätte durchging.
    „Was haben Sie neu hereinbekommen? Ich möchte es mir ansehen.“ Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder und machte eine Handbewegung in Richtung ihres Sohnes. „Geh mir einen Kaffee holen, Liebling.“
    Gordon, unverheiratet und stets zu ihren Diensten, nickte und tat wie ihm geheißen.
    Evy wandte sich wieder an mich. „Gordon meint, ich sollte bei dem weißen Sarg mit den Rosenintarsien und dem Futter in blassem Rosé bleiben, aber, meine Liebe, ich bin mir nicht sicher, ob ich die Ewigkeit damit verbringen möchte, mir vorzukommen, als wäre ich in Barbie begraben.“
    Ich lachte. „Das kann man Ihnen nicht vorwerfen. Ich habe einen neuen Katalog, wenn Sie in den mal hineinschauen wollen.“
    Evy Heilman schaute mit derselben Begeisterung einen neuen Sargkatalog an, mit der andere Frauen Designerschuhe betrachten. Mit leuchtenden Augen streckte sie die Hand aus. „Oh ja!“
    Als Gordon mit dem Kaffee zurückkam, hatte seine Mutter bereits mit dem Zeigefinger auf mehrere der Seiten eingestochen. Sie „ooohte“ und „aaahte“ beim Anblick der neuen Artikel und diskutierte die Vorteile eines jeden mit mir, während Gordon einige von Shellys Keksen aß und seine Meinung nur sagte, wenn er danach gefragt wurde.
    Es machte mir nichts aus, dass Evy Heilman alle paar Monate vorbeikam und mich ungefähr eine Stunde meiner Zeit kostete. Sie hatte eine lobenswerte Einstellung zum Sterben und zum Tod. Sie war nicht krank oder auch nur alt, aber sie betonte mir gegenüber immer wieder, dass niemand wusste, wann seine Zeit kommen würde.
    „Und, meine Liebe“ bemerkte sie, während sie die Artikelnummer der neuen Kombination aus Sarg und Grabstätte, für die sie sich entschieden hatte, notierte, „es gibt keinen Grund, diese Welt nicht mit einem Paukenschlag zu verlassen. Habe ich recht, Gordon?“
    Gordon zuckte die Achseln. „Wenn du es sagst, Mutter.“
    Mit einer weiteren Umarmung für mich beendete Evy ihre Auswahl und zog ihren Sohn wieder aus der Tür. Ich sah ihnen mit einem leisen Seufzer hinterher. Nach Evys Besuchen war ich immer ein wenig erschöpft, obwohl ich sie durchaus genoss.
    Von den offiziellen Bürostunden blieb nur noch eine halbe Stunde, und ich kehrte an meinen Computer zurück, um mich ein wenig um meine Buchführung zu kümmern, doch Shelly klopfte an meinen Türrahmen. Ich hob den Kopf in der Erwartung, dass sie mir Kekse oder Kaffee anbieten oder mich fragen würde, ob es möglich sei, dass sie und Jared ein wenig früher Feierabend machten. Sie schaute mich mit einem höchst merkwürdigen Blick an, und beunruhigt erhob ich mich halb von meinem Stuhl.
    „Was ist?“
    „Da ist jemand, der dich sehen möchte“, erklärte Shelly.
    „Oh.“ Ich setzte mich wieder. „Ein Termin?“
    Sie schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. „Er hat keinen Termin.“
    „Das ist in Ordnung, denke ich. Ist es ein Notfall?“
    Ein weiteres Kopfschütteln. „Ich glaube nicht. Er sagte nur, dass er dich sehen wolle, sonst nichts.“
    Ich wurde aus ihren Worten nicht recht klug. „Dann ist es wohl am besten, wenn du ihn zu mir hereinschickst.“
    Sie nickte und verschwand. Zwei Minuten später ließ mich ein erneutes Klopfen an meiner Tür den Kopf heben. Mein Stuhl war kein Drehstuhl, aber als ich sah, wer in der offenen Tür auf mich wartete, hatte ich auch so das Gefühl, mich viel zu rasch viel zu lange im Kreis gedreht zu haben.
    „Sam?“
    Er lächelte und lehnte sich lässig an den Türrahmen. „Hallo“
    „Was …“ Ich verbot mir selbst weiterzusprechen und spielte die Kühle, indem ich mein Kinn ein wenig hob, mein Haar nach hinten warf und dabei krampfhaft versuchte, nicht den Eindruck zu erwecken, als würde ich mir die allergrößte Mühe geben, mich zu erinnern, ob es nötig war, meinen Lippenstift aufzufrischen. „Hallo. Komm doch rein.“
    Das tat er – und war so groß, wie ich

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