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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Launen. Er rief sie zu jeder Tages- und Nachtzeit an. Wenn sie auflegen oder einen anderen Anruf entgegennehmen musste, reagierte er verletzt, gekränkt, fast entrüstet. Sie rief ihn später zurück, um ihn zu beschwichtigen … Nachdem sie mir das erzählt hatte, fühlte ich mich weniger verpflichtet, höflich zu Abe
zu sein. Seine Bedürfnisse mögen durchaus echt gewesen sein, aber er benutzte sie, um andere zu kontrollieren und zu verletzen. Auf diese Weise verschaffte er sich das Gefühl, sein Leben im Griff zu haben. Er war schwach und Mitleid erregend, aber er war auch gefährlich. Eine Mischung, die in diesem Gewerbe nicht unbedingt die Ausnahme ist.
    Verglichen mit Abe, waren die Kunden, die auf Seile, Handschellen und harte Worte abfuhren, nur kleine Fische.
    Ihre Faszination von harmloseren Fesselspielen und entsprechenden Utensilien war nur konsequent, wenn man bedenkt, dass sie alle mehr oder weniger wie Abe gestrickt waren. Wenn der Kunde sowieso ein Kontrollfreak ist, der dem Callgirl seine Macht demonstrieren will, dann ist es sozusagen das Sahnehäubchen für ihn, wenn er sie auf Dauer emotional unter Druck setzen und seine Kontrolle in irgendeiner Weise sexuell ausleben kann.
    Natürlich hat der Kunde nie so viel emotionale Kontrolle, wie er es sich einbildet. Das Callgirl versucht, die Bedürfnisse des Kunden zu erkennen, und wenn sie merkt, dass er ein Kontrollfreak ist, dann spielt sie mit. Es ist schließlich sein Geld. Doch in unserer kleinen Welt war diejenige Person, die in dieser Situation letztendlich die Zügel in der Hand behielt, immer Peach. Alles andere ist Illusion, ist ein Spiel, in dem alle Bewegungen insgeheim vorherbestimmt sind – kurzum, ein Besuch von einem Callgirl.
    Wenn man sich überhaupt auf Fesselung und Disziplin einließ, kam nur die allermildeste Variante in Betracht, einen Hauch schärfer als Blümchensex … Wenn die Beziehung nur eine Stunde dauert und man praktisch nichts über den Partner weiß, ist eine erfolgreiche Inszenierung nur schwer vorstellbar.
    Von der Sicherheit ganz zu schweigen.
    Es fehlte einfach das Vertrauen. Tatsächlich waren die Kunden, im Großen und Ganzen, schwierig, egozentrisch, manchmal bockig und immer anspruchsvoll – nicht die idealen Partner in einem
Szenario, das Vertrauen erfordert. Sie versuchten, zu tricksen, der Frau ein schlechtes Gewissen zu machen, erfanden Gründe, um sie zum Bleiben zu bewegen, und versuchten, einen Keil zwischen sie und Peach zu treiben.
    Da war zum Beispiel ein Optiker aus Hull, den ich gelegentlich traf und der nicht zum Orgasmus kam, auch nicht nach einem 50-minütigen Blowjob (das weiß ich, weil ich dabei auf seinen Nachttischwecker schielte). Wenn Peach dann nach 60 Minuten anrief, brüllte er am Telefon herum: »Sie ist eine Niete! Dafür müsste ich eine halbe Stunde umsonst kriegen. Ich müsste überhaupt die ganze Stunde umsonst kriegen.« Nach allem, was ich gehört habe, ist es keiner der Frauen je gelungen, ihn zum Orgasmus zu bringen, aber anscheinend lieferte er sich jedes Mal, ganz gleich welches Callgirl bei ihm gewesen war, zum Schluss diesen lautstarken Schlagabtausch mit Peach.
    Auch einige Stammkunden, die es eigentlich besser wissen sollten, versuchten mitunter, weniger Geld zu bezahlen als abgemacht. »Ich bezahle es beim nächsten Mal. Peach weiß, dass man sich auf mein Wort verlassen kann.« Haha. Man lernt in diesem Geschäft sehr schnell, dass es mit dem Sex ähnlich ist wie mit den Drogen. Wenn es vorbei ist, will keiner mehr dafür bezahlen – dann sind alle viel zu sehr damit beschäftigt, nach vorn zu schauen und das Geld für den nächsten Schuss zusammenzukratzen. Es gab andere Kunden, die das Geld als solches für bestimmte Spielchen verwendeten, die dich etwa um jede einzelne Zehn-Dollar-Note betteln ließen. Für einige Männer gehörten diese Rituale einfach zur Transaktion, so wie mich zu schlagen oder mich sagen zu lassen, dass ich eine Nutte sei, oder mich auf dem Tisch zu vögeln. Es waren Demütigungen, an denen ich wirklich keinen Spaß hatte und denen ich, wenn es irgend möglich war, aus dem Wege ging.
    Durch Peach war es allerdings etwas einfacher. Bei neuen Kunden kassierten wir das Geld immer im Voraus ab, aber die meisten
waren Stammkunden, und sie bezahlten, wenn die Stunde vorbei war. Es schien irgendwie mehr Stil zu haben, es auf diese Weise zu handhaben – so zu tun, als sei das Treffen ein Date und das Geld nur ein nachträglicher Einfall.
    Die

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