Callista 03 - Planet des Zwielichts
hingehen mußte, konnte er ihr nicht folgen, dachte Luke.
Der einzige Weg, auf dem man die Kanonenstation verlassen oder in sie hineingelangen konnte, führte über die Mauer. Ein Theraner ließ sich jetzt geschickt an einem Seil herab, sein dunkelroter Rock und seine grauen Schleier erinnerten ihn an etwas: an den Kämpfer, der die Granaten geworfen hatte, dachte Luke, in jener ersten Schlacht, die er beobachtet hatte. Als die hagere und doch anmutige Gestalt unten angelangt war und auf Umolly Darms Frachter zuging, sah er das Lichtschwert an dem breiten Ledergürtel, sah das lange malzbraune Haar, als die Schleier sich lösten, und sein Herz machte einen Satz.
Auf der anderen Seite der Landefläche in der Rampe des Frachters drehte sie sich um. Sie hatte immer gewußt, wenn er sie ansah, ebenso wie er gewußt hatte, wenn ihre Augen auf ihm ruhten.
Einen endlosen Augenblick lang standen sie stumm da. Sie an der Schwelle ihres langen Weges, dachte er, und er am Anfang des seinen.
Er hob die Hand.
Lebewohl.
Ihre Schultern lockerten sich, und er konnte spüren, wie ihre Spannung sich löste, die Angst, daß er zu ihr eilen und all jene nur allzu frischen Wunden aufs neue aufreißen würde, indem er sie in die Arme nahm.
Doch die Zeit dafür war vorbei.
In ihrer Stille las er ihren Gedanken: Bitte versteh.
Ich verstehe.
Sie hob grüßend die Hand, und er konnte ihr Lächeln spüren.
Die Antigravs der Fähre setzten so weich ein, daß es sich erübrigte, sich zum Start anzuschnallen, obwohl Luke wußte, daß es besser war, Platz zu nehmen, sobald das Schiff sich in Bewegung setzte. Er beschleunigte seine Schritte, um zu Liegeus aufzuschließen, der zum vorderen Aussichtsraum unterwegs war. Er wußte, daß der Philosoph recht hatte. Vertraue deinem Instinkt, hatte Obi-Wan gesagt, und eigenartigerweise konnte er, seit Liegeus von Liebe und Freiheit zu ihm gesprochen hatte, nicht länger leugnen, was sein Instinkt ihm gesagt hatte.
Es gab eine Zeit für Umarmungen und eine Zeit zum Loslassen.
Die Zeit war lang.
Als sie den vorderen Aussichtsraum erreichten, befand er sich dicht hinter Liegeus, und die Frau, die im strahlenden Glanz des Sichtfensters dagesessen hatte, erhob sich aus ihrem Sessel. »Exzellenz«, begrüßte die rothaarige Frau Leia, die den beiden vorangegangen war.
Mehr sagte sie nicht. Sie stand nur wie gebannt da, und alle Farbe schoß aus ihrem Gesicht und ließ plötzlich die harten Linien und die schreckliche Strenge verfliegen, die ebenso Teil ihrer Person gewesen waren wie der Schädel unter ihrer Haut.
Luke hatte das Gefühl, als würde ihn aus jenen bitteren, smaragdgrünen Augen ein völlig anderes Gesicht ansehen. Ein Mädchengesicht, fast nicht zu erkennen. Das Gesicht einer Träumerin, vernarbt von den ekstatischen Messern ihrer Träume.
Im Flüsterton, ungläubig, sagte Daala: »Liegeus?«
Er starrte sie an wie ein Gespenst, nur daß kein Gespenst imstande gewesen wäre, so viel Freude in das Gesicht eines Mannes zu zaubern. »Daala?«
Sie gingen aufeinander zu, blieben Zentimeter voneinander entfernt stehen, als hätten sie nach einem Leben getrennter Wege Angst, einander zu berühren. Schließlich streckte Daala die Hand aus und ergriff die seine.
»Hast du…?« Seine Stimme stockte. »Hast du all die Jahre einen guten Weg gehabt?«
»Er war lang«, entgegnete sie. Unter all den Verheerungen, den die Schlachten und die vielen Jahre angerichtet hatten, konnte man immer noch die Mädchenstimme, die Stimme der stolzen Träumerin hören. Und Luke schien es, als würde er sehen, wie der Tod ihre Augen verließ und sich dort aufs neue vergessenes Leben regte. »Und manchmal grausam. Und du?«
»Er war lang.«
Sie hob die Hand, berührte sein unrasiertes Gesicht.
»Ich habe dich vermißt, Liegeus«, sagte sie leise. »Ich habe es vermißt… das klingt jetzt albern, aber ich habe es vermißt, jemanden zu haben, mit dem ich reden konnte.«
Liegeus Finger strichen über ihre Wange, erforschten die Spuren der Jahre und griffen dann in das Kupfer ihres Haarschopfs.
Sie war immer die stärkere von beiden gewesen, dachte Luke, der sie beobachtete. Und weil Liegeus das wußte, hatte er sie ihrer Stärke freigegeben.
Ihre Lippen trafen sich, tastend zuerst, beide ängstlich und dann tief trinkend, als könnten sie nie genug bekommen. Ihre Arme schlangen sich um ihn, fremdartig in der militärischen Strenge ihrer Uniform; und dann preßte er sie an sich, Uniform, Orden,
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