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Callista 03 - Planet des Zwielichts

Callista 03 - Planet des Zwielichts

Titel: Callista 03 - Planet des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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seinen kleinen schwarzen Schachteln, in denen es von Leben wimmelte, mit seinem Versprechen einer kontrollierbaren unsichtbaren Seuche und unbeschränktem Zugang zu den Kristallen, die sie für ihre winzigen tödlichen Nadeln brauchten –, dann würde nichts von der Republik übrigbleiben, nichts von den Fragmenten des Imperiums und nichts von jeder irgendwie gearteten raumfahrenden Zivilisation.
    Nur Dzym, fett und befriedigt und nach immer mehr Leben gierend.
    Luke lag mit geschlossenen Augen an einen Kristallbrocken gelehnt da. Er spürte den beißenden Rauch des brennenden Kopfjägers in der Nase und wußte, daß er aufstehen sollte, wußte zugleich, daß er dazu nicht in der Lage wäre. Er spürte, wie sie wieder um ihn herumstanden.
    Stumm, unsichtbar.
    Wenn ihr mich angreifen wollt, dann greift mich an, dachte er, und wieder erfüllte Dunkelheit sein Bewußtsein – und Träume von Sturmtruppen und Jawas. Wenn ihr mich holen wollt, dann holt mich jetzt.
    Und dann, an der Schwelle des Bewußtseins, erinnerte er sich an das Schema der Tsils beim Anflug aus dem Weltraum. Erinnerte sich an seine Träume, in denen sie im Hintergrund aufragten. Erinnerte sich an die Stimmen, die in diesen Träumen zu ihm gesprochen hatten, so wie die Felsen angeblich zu den Lauschern sprachen.
    Ihr lebt, sagte er ungeheuer überrascht – so überrascht wie in seinem ganzen Leben noch nie.
    Zustimmung überflutete ihn. Farben in seinem Bewußtsein, so blau wie der kristalline Kern der Tsils und so grün wie die Spook-Auswucherungen an den Felsen. Lebt, lebt, lebt, lebt… wie ein Echo.
    Und dann stellte sich erneut sein Traum von den Jawas ein.
    Schließlich hatten sie nur die Bilder benutzt, die sie in seinem Bewußtsein vorgefunden hatten: die eingeborenen Bewohner mit ihren zerstörten Gehirnen, von den Sturmtruppen zur Arbeit gezwungen.
    Ihr habt die ganze Zeit gelebt.
    Die ganze Zeit, stimmten sie ihm zu, ein sanftes Vibrieren, wie Musik, das von den Kristallen unter ihm aufstieg, von den Tsils, von den Bergen; ein Vibrieren, das bis in seine Knochen stieg. Die ganze Zeit. Die ganze Zeit. Denkend und träumend und sprechend und singend. Das Meer hat uns geformt, und das Meer ist verschwunden. Die Welt hat uns genährt aus den Feuern ihres Herzens. Und manchmal kleine Leute ohne Bedeutung. Erst als sie uns genommen haben. Als sie unser… Es war unmöglich, das Wort in seinem Bewußtsein zu übersetzen, »Brüderlich« dachte Luke, ein Teil ihres Bewußtseins.
    Die gewaltige Flut ihres Zorns überströmte ihn, Zorn, weil man ihresgleichen entführt hatte.
    Entführt und versklavt, elektronisch angepaßt, so wie man es mit den Jawas in seinem Traum gemacht hatte, damit sie Sklaven wurden. Durch das Bewußtsein der Tsils sah Luke jene Sklaven, eingeschlossen in den Nadeln und den Synthdroiden; Sklaven, ja, aber immer noch in ihren Herzen verwandt, immer noch Tsils. Er fühlte, wie diese langsamen, zeitlosen Geschöpfe nicht begriffen, was sie erlebten, aber er selbst begriff es.
    Die Kabine der Reliant. Zwei Synthdroiden, die mit starrem Blick benommen auf dem Boden lagen, ihr Fleisch eine einzige verfaulende Masse, aber mit dem Bewußtsein, immer noch Eindrücke aufnehmend, ruhig und still und ohne Schmerz. Seti Ashgad saß am Steuer. Sein Gesicht war eine aufgequollene blutende Masse, keuchend, atemlos; sein Haar, seine Kleidung, sein ganzer Körper wimmelte von Drochs, die von ihrer Angst vor dem kristallenen Licht auf Nam Chorios befreit waren. Während Luke ihn durch die Augen der Synthdroiden beobachtete, sah er, wie ein daumengroßes schwarzes Insekt in Ashgads Mund kroch.
    Und Dzym stand hinter ihm. Dzym, sein Gewand bis zur Hüfte offen, jeder seiner pulsierenden Münder und Öffnungen in Bewegung, während er mit Gier in den Augen zusah, wie sich auf dem Hauptschirm die imperiale Fregatte näherte.
    »Reliant?« knisterte eine Stimme über das Komsystem. » Reliant, hier spricht Großadmiral Larm vom Antemeridian-Sektor.«
    Luke war von diesem Bild so verblüfft, so erschreckt, daß er kaum imstande war, seine Gedanken zu sammeln. Könnt ihr immer noch mit ihnen sprechen?
    Verwirrung, Murmeln – ein schwaches Verstehen des Schreckens, der Schmerzen jener Sklaven, die man aus ihrer Heimat verschleppt hatte –, aber kein Ziel, keine Lenkung. Sie konnten es sehen, konnten das Gesehene aber nicht begreifen, so wie Luke den Traum nicht begriffen hatte, den die Tsils – die Bewohner und Behüter des Planeten – ihm

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