Calming Signals
sie
zwischen den beiden so lange auf und ab, bis der Raufbold aufgibt.
So machen es viele erwachsene, aber tatsächlich auch jüngere
Hunde.
Beispiele:
Ich hatte einige Welpen zu einem Kurs bei mir, und auch ein
erwachsener Rüde sollte mitmachen. Er hatte sich ein wenig
verspätet und kam gerade in dem Moment zur Tür herein, als der
kleinste Welpe es mit der Angst bekam, weil die anderen ziemlich
grob herumbalgten. Er rettete sich gerade unter den Stuhl seines
Frauchens, um aus dem Getümmel zu sein. Der erwachsene Rüde
erfaßte die Situation mit einem Blick und stellte sich mit seiner
Breitseite zwischen den kleinen Welpen und die anderen, und da
blieb er stehen. Die kleinen Rowdys gaben auf, und für den
ängstlichen Welpen war der Rüde hinterher der große Retter.
Ich trainierte auf der Straße einen kleinen Pudel, der lernen sollte,
folgsam an der Leine zu gehen. Saga war dabei und lief ein Stück
vor uns, ohne sich um uns zu kümmern. Da kam plötzlich ein
Samojede in vollem Tempo die Straße herauf, ohne daß irgendwo
ein Besitzer zu sehen gewesen wäre, brummte gewaltig und warf
sich auf den Pudel. Das passierte so blitzschnell, daß ich nicht
schnell genug hätte sein können, um eine Katastrophe zu verhindern - aber Saga war es. Wo sie auf einmal herkam, weiß ich nicht,
aber sie stand urplötzlich zwischen ihnen, mit der Seite dem
angreifenden Samojeden zugewandt. Wie sehr dieser auch
versuchte, den Pudel zu erreichen, immer stand Saga dazwischen.
Der Samojede wurde noch wütender und griff stattdessen Saga an,
aber da hatte ich mich inzwischen von meinem Schreck erholt und
konnte eingreifen.
Wenn zwei Hunde spielerisch miteinander raufen und es etwas zu
grob wird, kann ein dritter Hund dazwischen gehen und sie trennen,
indem er sich von hinten oder von der Seite nähert. Vielen Hunden
wird niemals erlaubt, das zu tun. Laufen sie auf andere Hunde zu,
um sich schützend einzumischen, ruft und pfeift ihr Besitzer sie
zurück, kommandiert „sitz" und „platz" und wer weiß was noch,
oftmals alles durcheinander. Sie erhalten einfach keine Chance,
diese einzigartige, prachtvolle Sprache zu entwickeln, die so wichtig
ist, um Ruhe und Ordnung zu schaffen.
Hier splitten die beiden Personen in der Mitte, um Auseinandersetzungen zwischen den beiden Rüden zu verhindern.
Auch wir können splitten gehen. Weil Hunde das auch tun und sehr
gut verstehen, was es bedeutet, können wir es effektiv in der Arbeit
mit ihnen einsetzen. Wenn zwei Hunde beginnen, angespannt
aufeinander zu reagieren, stellen Sie sich ganz einfach dazwischen,
falls noch etwas Platz ist. Bellt Ihr Hund etwas oder jemanden an,
stellen Sie sich vor Ihren Hund und damit zwischen ihn und das
angebellte Objekt. In der Regel wird sich Ihr Hund dann sehr
schnell in die andere Richtung drehen. Wenn wir Hunde trainieren,
die sich aggressiv gegeneinander verhalten, laufen wir oft parallel
mit ihnen, aber mit einer splittenden Barriere dazwischen. Die
Barriere kann aus einem oder mehreren Menschen bestehen und
wird in dem Maße abgebaut, wie der Hund es erträgt. Zu splitten
erfordert vielleicht ein bißchen Übung. Vor allem muß es auf eine
ruhige, nicht bedrohliche Art geschehen, wobei dem drohenden
Hund der Rücken zugewandt wird. Wenn man erst einmal gelernt
hat, das zu tun, ist es unglaublich effektiv.
Das Splitten ist eines der spannendsten Signale im Repertoire der
Hunde. Es ist unglaublich, wie rasch sie eine Situation erfassen,
wie schnell und effektiv sie auf die richtige Art dazwischen gehen
und wie tüchtig sie darin sind, andere Hunde mit diesem Signal zu
beschwichtigen.
Allzuviel mißverstandene Gehorsamkeit und übertriebene Kontrolle
haben schon zu viele Hunde verdorben, weil sie ständig Strafe und
Unannehmlichkeiten dafür ernteten, daß sie ihren natürlichen
Beschwichtigungsinstinkten folgten. Am Ende trauten sie sich nicht
mehr, diese Signale einzusetzen, und hatten schließlich einfach
vergessen, wie es gemacht wird. Ich beobachte oft Hunde, die es
gerne tun würden und verzweifelt herumlaufen, weil sie nicht
wissen, wie
- man hat es ihnen aberzogen. Sie haben das
Selbstvertrauen verloren, ihre eigene Sprache zu benutzen, die so
unerhört wichtig für jede Tierart ist, den Menschen eingeschlossen.
Ohne Sprache sind wir ziemlich hilflos.
Es gibt noch mehr Signale, die ich kurz erwähnen möchte. Einige
davon werden nicht sehr oft eingesetzt, aber die Hunde kennen sie
trotzdem
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