Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Calebs Kuscheldecke, das vertraute Gesicht, das die Bestie im Zaum hielt und die Stimmen verstummen ließ. Stabilität.
    »Ja, du hältst mich wirklich«, antwortete ich im Dunkeln, aber er war schon eingeschlafen.

22
    D as Dumme an Geheimnissen ist, dass man die Lügen drum herum aufrechterhalten muss. Lügen sind die Meere, die das Land teilen und dafür sorgen, dass die Küsten sich nie begegneten. Will man nicht in ihnen ertrinken, muss man alles gestehen.
    Ich wusste, dass ich dieses Geheimnis nicht länger für mich behalten konnte, und dass ich es überhaupt so lange getan hatte, verdankte ich meiner Gutgläubigkeit und meinem Stolz. Ehrlichkeit war nicht so einfach, wie es scheinen mochte, aber sie zeigte schnell, wer wirklich meine Freunde waren, wer mir den Rücken freihielt und wer nicht. Es würde eine Erleichterung sein, alle Karten auf den Tisch zu legen, und wenn ich das tun wollte, dann am besten richtig, damit ich nicht alles mehrmals erzählen musste.
    Dougies Mom beschloss, dass das Treffen draußen in ihrem zenartigen Garten stattfinden sollte, wo ihr Sohn frische Luft bekam. Seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus war e r e ine Woche lang in seinem Zimmer eingesperrt gewesen und konnte gerade erst wieder Besucher empfangen. Es war mir eine Verabredung draußen bei minus sechs Grad wert, ihn zu sehen und mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass er lebte.
    Dougie schien zu seiner üblichen Form zurückgekehrt zu sein und spielte schon wieder den altklugen Coolen, aber hinter seinen Augen herrschte Leere, wo früher Übermut und Humor geleuchtet hatten. Etwas Dunkles, Unerklärliches spukte nun dort herum, das sich nur tagsüber versteckt hielt, was wahrscheinlich zu seiner Schlaflosigkeit beitrug.
    Er behauptete, sich kaum daran zu erinnern, was mit ihm geschehen war, oder wenigstens hatte er das seinen Eltern und der Polizei erzählt, die ihn im Krankenhaus besuchen kamen. Ruiz hatte beim Beseitigen der Spuren gute Arbeit geleistet und die Fahrzeuge und die verbrannten Überreste fortgeschafft. Leider hatte er unsere Erinnerungen nicht auch gleich mitgenommen. Dougie war sich darüber im Klaren, dass etwas Schlimmes mit ihm passiert war, und er wusste, dass Caleb und ich auf irgendeine Weise damit in Verbindung standen, aber das reichte nicht, um den lückenhaften Polizeibericht aufzufüllen.
    Caleb kam auch, als moralische Unterstützung und um sich, falls erforderlich, dafür zu entschuldigen, dass er Dougie grün und blau geprügelt hatte. Ich fand es witzig, dass wir an derselben Stelle standen, an der er Caleb beigebracht hatte, wie er sich die lüsternen Frauen aus der Gegend vom Hals halten konnte. Niemand hatte erwartet, dass der Lehrer vom Schüler einmal eine Lektion erteilt bekommen würde, und schon gar nicht eine so brutale. So wie Dougies nicht zugeschwollenes Auge sich zusammenzog, als er Caleb sah, war ich mir ziemlich sicher, dass er sich zumindest an diesen Teil erinnern konnte. Er ging in Verteidigungsstellung, aber es war nicht ganz einfach, mit Oberkörpergips und Halskrause den Harten zu markieren.
    Der Arzt hatte gesagt, in sechs Wochen wäre er wieder gesund, aber mit seiner Ringerkarriere würde er bis dahin pausieren müssen, was Dougie natürlich zusätzlich auf die Palme brachte. Er saß still im Bambus-Gartenstuhl unter einer Decke, einen gelassenen Ausdruck auf dem geschwollenen Gesicht, während ich meine Geschichte erzählte.
    Mia saß neben ihm in einem identischen Stuhl und hielt ihm eine Dose Sprite hin, aus der er mit einem Strohhalm trank. Mit ihrer wiederentdeckten Liebe zueinander war wenigstens etwas Gutes bei der ganzen Sache herausgekommen, selbst wenn es zulasten unserer Freundschaft ging.
    Mia ignorierte mich in der Schule nun wieder und würdigte mich keines Blickes, war aber barmherzig genug, niemanden von uns an die Polizei zu verpfeifen. Sie hatte gesehen, was aus Dougies Mund gekommen war, und den Schrei des Dämons gehört, doch keins der Ereignisse dieses Abends ließ sich ohne die Hilfe von Mulder und Scully erklären. Die Neugier hatte gesiegt, und sie hatte dem Treffen zugestimmt, damit ich mein Versprechen einlösen konnte, ihr alles zu erzählen.
    Ich konnte besser reden, wenn ich nicht stillsaß, also ging ich auf und ab und fasste zusammen, was seit dem letzten Sommer geschehen war, von der Party am vierten Juli über Nadine, Calebs Koma und Malik Davis bis zu der Verbindung zwischen uns dreien. Ich endete mit den Worten: »Und