Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
dann fuhr ein Dämon in deinen Körper.«
Die beiden sagten bis zum Schluss kein Wort, und bei jedem Detail der unglaublichen Geschichte fiel ihnen aufs Neue die Kinnlade herunter.
Mias Reaktionen entsprachen exakt den verschiedenen Stadien der Trauer, angefangen mit Ungläubigkeit. »Du machst Witze, oder? Hör auf mit dem Quatsch.« Dann der Versuch der logischen Erklärung: »Ach ja? Bist du sicher, dass du nicht einfach eine bipolare Persönlichkeitsstörung hast?« Gefolgt von übertriebener Panik: »Oh Gott! Du bist ein Monster!« Und schließlich die hilflose Resignation: »Und was jetzt?«
»Ich führe mein Leben weiter, wenn es dir recht ist«, erwiderte ich. »Ich bin immer noch ich. Ich mit ein paar Extras.«
Dougie sah mich finster an und versuchte, meine Erklärungen zu verarbeiten. »Du willst also sagen, du bist jetzt Kambodschanerin? Du bist doch nicht mal eine Asiatin.«
»Cambion, Dougie. Cambion«, sagte ich.
Mia rutschte auf ihrem Stuhl herum und zog sich den Schal fester um den Hals. »Ich dachte, das wäre frittierter Tintenfisch.«
»Das sind Calamari. Also, Leute, sprecht es mir nach. Cam-bi-on«, artikulierte ich langsam.
Dougie drehte sich zu Mia um und zeigte dabei seine rechte Gesichtsseite, auf der eine große kastanienbraune Blase prangte. Die beiden Richter steckten die Köpfe zusammen und berieten über die nächste Frage des Gremiums.
»Wie wird man das los?«, fragte Dougie.
»Man muss sterben«, sagte Caleb aus einem der Gartenstühle hinter mir. Er war die ganze Zeit still gewesen und hatte mir das Reden überlassen.
Die beiden starrten Caleb überrascht an. Sie waren zu sehr mit meiner Geschichte beschäftigt gewesen, um zu merken, dass er noch da war.
»Und du sagst, du bist schon dein ganzes Leben lang so?«, fragte Dougie.
Caleb nickte und blies sich in seine kalten Hände. »Aber Sam ist neu in unserer Welt. Ihr Geist ist erst bei Nadines Tod in sie gefahren.«
»Deswegen sehen deine Augen so aus.« Dougie sah mich mit neu gewonnenem Verständnis an. »Und Olivia ist auch eine?«
Ich nickte knapp.
»Wer ist Olivia?«, fragte Mia mit unüberhörbarem Vorwurf in der Stimme.
»Eine Erinnerung.« Dougie drehte sich zu Mia und küsste sie auf die Wange. Dann fragte er mich: »Wie kannst du das alles so einfach hinnehmen?«
»Weil Ausflippen kontraproduktiv ist«, sagte ich und lächelte Caleb an. »Ich wollte, dass ihr es wisst, weil ihr mir, abgesehen von meiner Familie, am nächsten steht. Ihr wolltet die Wahrheit – das ist sie, und es tut mir leid, dass euch nicht gefällt, was ihr zu hören bekommt. Was ihr an dem Abend gesehen habt, das passiert, wenn diese Dinger außer Kontrolle geraten, wenn wir Menschenwirte aus den Augen verlieren, wer wir sind. Und wenn wir den Dämon nicht aufgehalten hätten, hätte er euch beide getötet. Er hatte keine Menschlichkeit in sich, wir aber schon. Und ich halte an meiner fest, solange ich kann.«
Als kein Einwand kam, fuhr ich fort: »Da habt ihr es also, das ist der Grund, warum ich mich so komisch verhalten habe, warum alle Jungs mich lieben und alle Mädchen mich hassen, warum ich diese nervigen Kontaktlinsen tragen muss und warum ich mich zur Therapie angemeldet habe. Es gibt Dinge in diesem Leben, die weitaus Furcht einflößender sind als die Schule, und ihr habt nur einen kleinen Eindruck von dem bekommen, womit ich klarkommen muss. Willkommen in meiner Welt.«
Ich wandte mich zum Gehen, doch Dougies Stimme hielt mich auf. »Warte. Ich sage doch nicht, dass du böse bist, Sam. Das ist nur alles zu abgefahren für mich, verstehst du? Dämonen? Meine Familie glaubt nicht an den Kram mit der einen wahren Religion, aber verdammt noch mal, ich könnte jetzt glatt in die Kirche rennen.« Er ließ gedankenverloren den Blick auf den Boden wandern und zog die Augenbrauen zusammen. »Diese Träume, Mann, die machen mich echt fertig. Ich sehe immer dieses Ding und was es vorhatte. Ich kann nicht mal mehr atmen, ohne daran zu denken, was in der Luft sein könnte. Und all die Leute in meinem Kopf. Ich kann sie schreien hören. Ich muss erst mal drüber nachdenken, weißt du? Meinen Kopf klar kriegen.«
Als ich nickte, fragte er: »Malik Davis ist tot, oder?«, aber es klang nicht wie eine Frage. Er kannte die Antwort und wollte nur, dass ich es sagte.
»Ja.« Ich starrte auf meine Füße und kickte Blätter von den Tonfliesen der Terrasse.
Die Aufregung in der Schule um Malik war abgeflaut, und die Suche nach ihm war
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